Das Unternehmen C. Hafner plant, vom kommenden Sommer an im Gewerbegebiet Breitloh-West II eine neue Fabrik zu bauen. Einige Bürger sehen das kritisch: Sie fürchten gesundheitliche Probleme und eine Belastung der Umwelt.

Wimsheim - Die Pforzheimer Gold- und Silberscheideanstalt C. Hafner will ihren Firmensitz nach Wimsheim verlegen. Während die Verwaltung und der Gemeinderat dieses Vorhaben begrüßen, stößt es bei einigen Bürgern auf Protest. Rund 50 Wimsheimer haben sich am Dienstagabend vor dem Rathaus versammelt, um mit Plakaten („C. Hafner – nicht mit uns!“) gegen die Ansiedelung zu demonstrieren. Drinnen im vollen Ratssaal beschloss das Gremium in der anschließenden Gemeinderatssitzung einstimmig, einen Vorentwurf für einen Bebauungsplan aufzustellen. Der Bürgermeister Mario Weisbrich musste den Bürgern sodann Rede und Antwort stehen.

 

Dass es Bedenken wegen der Hafner-Ansiedelung gebe, könne er durchaus verstehen, sagte der Schultes. Aber: „Weder der Gemeinderat noch ich fällen eine solche Entscheidung einfach so“, betonte Weisbrich, „seit April beschäftigen wir uns intensiv mit diesem Thema.“ Sämtliche Gutachten zu rechtlichen Rahmenbedingungen, einzuhaltenden Vorsorgeabständen sowie Schadstoff- und Umweltbelastungen seien genau geprüft worden.

Das Ergebnis: eine Ansiedelung der Firma Hafner im Wimsheimer Gewerbegebiet habe keine negativen Auswirkungen für die Gemeinde. „Das war für uns das Signal, weiter zu machen“, erklärte Mario Weisbrich. Ende November hatten die Verwaltung und die Hafner-Geschäftsführung den Wimsheimer Bürgern in einer Infoveranstaltung erste Pläne für eine mögliche Zusammenarbeit vorgestellt.

Seither brodelt es in der kleinen Enzkreisgemeinde. „Wir wollen keine Firma hier haben, die Edelmetalle recycelt“, schimpfte eine Bürgerin. Sie sei aufs Land gezogen, damit ihr Kind in einer gesunden Umgebung aufwachse. „Und jetzt soll hier ein Industriebetrieb hin, der durch einen hohen Schornstein giftige Stoffe ausstößt.“ Der Bürgermeister verwies auf ein Gutachten vom TÜV. Demnach würden alle Grenzwerte eingehalten und Irrelevanzwerte sogar unterschritten. „Durch Hafner werden wir nicht zusätzlich belastet“, erklärte er. Für die Wimsheimer kein Argument für eine Firmenansiedelung.

„Warum fokussieren Sie sich so auf Hafner?“, wollte ein Bürger wissen. Es tue doch nicht Not, dass ausgerechnet dieses Unternehmen nach Wimsheim komme. Die Gemeinde habe jetzt die Chance, die ganze Fläche am Stück zu veräußern und dauerhaft die Gewerbesteuer zu sichern, antwortete der Bürgermeister und erntete lautes Raunen aus den Besucherreihen. „Also geht es hier nur ums Geld“, rief ein aufgebrachter Bürger. „Das stimmt nicht“, entgegnete der Bürgermeister. Das Traditionsunternehmen schaffe und sichere Arbeitsplätze. Das mache Wimsheim als Wohn- und Arbeitsort attraktiv, sagte er. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier noch jemand bauen möchte, wenn in 500 Meter Entfernung ein Schornstein steht“, merkte ein Bürger an.

Angelika Kratz fühlt sich von der Gemeindeverwaltung schlecht informiert. Die Wimsheimerin versteht nicht, warum die Gutachten nicht bereits bei der Infoveranstaltung vor knapp vier Wochen auslagen. „Dann hätten wir uns schon früher unser eigenes Bild machen können“, sagt sie. Das, so der Bürgermeister Weisbrich sei leider nicht möglich gewesen. Erst wenn ein Aufstellungsbeschluss vorliege, könne die Verwaltung sämtliche Unterlagen öffentlich auslegen. Den Vorwurf, die Bürger zu spät in die Entscheidung einzubeziehen, weist er von sich. Den Infoabend habe die Verwaltung freiwillig veranstaltet, sie sei rechtlich keineswegs dazu verpflichtet gewesen. Stand heute: der Aufstellungsbeschluss für die 5,5 Hektar große Fläche im Gebiet Breitloh-West steht, das zuständige Planungsbüro erstellt einen Vorentwurf des Bebauungsplans. Vom 7. Januar an liegt dieser dann vier Wochen lang im Wimsheimer Rathaus öffentlich aus. Während dieser Zeit können die Bürger ihre Anregungen und Bedenken schriftlich bei der Verwaltung einreichen. Diese werden im weiteren Verfahren berücksichtigt. „Schauen Sie sich die Pläne und Gutachten an“, sagte der Bürgermeister. Er verwies auch auf eine Besichtigung der Scheideanstalt der Firma Hafner am 18. Januar in Pforzheim. „Nutzen Sie diese Möglichkeit, sich ihr eigenes Bild zu machen“, riet er. Vielleicht, so hofft er, ändere der eine oder andere Kritiker dann noch seine Meinung.