Viele Gemeinden bekommen ihr Trinkwasser aus dem Bodensee. Eine Zwischenstation zwischen dort und den heimischen Wasserhähnen bildet der große Hochbehälter im Enzkreis. Dieser wird gerade für 500 000 Euro saniert.

Wimsheim - Wer im Bodensee baden will, muss gar nicht so weit fahren. Tatsächlich wird die Wasserversorgung in den meisten Kommunen im Altkreis großteils durch den Bodensee abgedeckt. Was hier aus Hähnen und Duschköpfen fließt, kommt also mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Schwäbischen Meer. Deshalb befinden sich überall in Baden-Württemberg Hochbehälter, insgesamt 29 Stück, in die das Wasser vom Bodensee geleitet wird, um von dort in die Haushalte in der Region zu gelangen. Einer von diesen Behältern befindet sich bei Wimsheim. Für 500 000 Euro lässt der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung (ZVBWV) dort zwei von vier Kammern gerade aufwendig sanieren.

 

„Die zwei Kammern sind inzwischen fast 50 Jahre alt, da muss das einfach gemacht werden, weil die Leistung sonst irgendwann abnimmt“, erklärt Maria Quignon, Sprecherin des Zweckverbands. Auf die Qualität habe das Alter der Behälter aber keinen Einfluss, solange sie funktionstüchtig sind. „Das Trinkwasser im Behälter wird rund um die Uhr kontrolliert, durch Online-Messungen“, sagt Quignon. Getestet wird auf Chlorkonzentration, Trübung, pH-Wert und so weiter. „Dazu kommen regelmäßige Probenahmen im Behälter und Kontrollen im eigenen Labor auf alle Werte, die die deutsche Trinkwasserverordnung vorschreibt.“

Falls sich nun jemand wundert, dass er solch einen riesigen Behälter noch nie vorher gesehen hat: „Die Anlage befindet sich unter Erde“, erklärt Maria Quignon. Das habe unterschiedliche Gründe. Zum einen sei es praktischer, „das Wasser bleibt so auch im Sommer immer kühl“. Auch die Sicherheit sei ein wichtiger Faktor. Denn wo sich der Hochbehälter genau befindet, soll nicht jeder wissen. Und der Eingriff ins Landschaftsbild bleibe ebenfalls gering.

Sanierung erstreckt sich über zwei Jahre

Die Sanierung aber macht das natürlich deutlich komplizierter. Eine Spezialfirma kümmert sich darum. „Wir können hier nicht mit schwerem Gerät anrücken. Das erfolgt alles durch reine Man-Power.“ Alles, was an Schutt anfällt, müsse zum Beispiel komplett von Hand nach draußen geschafft werden. Aus diesem Grund erstreckt sich die komplette Sanierung auch über zwei Jahre. „Schon die Vorbereitungen sind aufwendig, weil während der Arbeiten alle anderen Becken staubdicht abgetrennt werden.“ Das wurde bereits 2015 erledigt.

Momentan laufen die Abbrucharbeiten. „Anfang April 2017 wird dann die innere Beschichtung aus Zementmörtel aufgetragen“, erklärt Quignon. Das sei Standard in allen Behältern und Rohren des ZVBWV, da der Mörtel „keine unerwünschten Substanzen ans Trinkwasser abgibt“. Im gleichen Zug werden außerdem die elektrischen Anlagen und Steuerungen erneuert.

Die Verbraucher merken von den Arbeiten übrigens nichts, verspricht Maria Quignon. Denn jede Kammer wird einzeln saniert. Das heißt: Drei bleiben die ganze Zeit über in Betrieb. „Es fließt dann einfach nur mehr Wasser durch die anderen Becken, beziehungsweise die Verweildauer des Wassers darin ist eben kürzer als sonst.“ Der Abschluss der Arbeiten ist für Ende 2017 angesetzt.

Wie sieben Freibäder

Der Hochbehälter in Wimsheim besteht aus vier Kammern, die zwei ältesten stammen aus dem Jahr 1968, die beiden jüngeren kamen 1989 hinzu. Zusammen haben die Becken ein Fassungsvermögen von 14 000 Kubikmetern. Das entspricht in etwa sieben Freibädern mit einem 50-Meter-Becken.

Das Wasser kommt nicht auf direktem Weg aus dem Bodensee, sondern wird von dort zunächst zum Wasserwerk Sipplinger Berg gepumpt. Von dort gelangt das Wasser – dank der natürlichen Fließrichtung bergab mit relativ geringem Aufwand – in unterschiedliche Hochbehälter der Region. Etwa zwei Tage dauert es, bis das Wasser vom Sipplinger Berg in Wimsheim angekommen ist. Der Wasseraustausch erfolgt etwa drei bis fünf Mal am Tag.