Der Bernhartsberg beim Autobahnkreuz Stuttgart kommt als möglicher Standort für ein Windrad in Frage. Doch es gibt viele Vorbehalte. Auch der Bezirksbeirat ist skeptisch.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Ob es auf dem Bernhartsberg ein Windrad geben wird, ist wieder mehr als fraglich. Zwar weht auf dem Höhenzug ein genügend starker Wind. Jedoch befindet er sich in einem Landschaftsschutzgebiet. Und in einem solchen dürfen eigentlich keine Windkraftanlagen errichtet werden. Das bedeutet, dass es entweder eine Ausnahmeregelung geben, oder aber die Grenzen des Landschaftsschutzgebiets geändert werden müssen.

 

Hinzu kommt, dass sich der Bernhartsberg im Landschaftsschutzgebiet Glemswald befindet. Und für dieses ist nicht die Stadt, sondern das Land verantwortlich. „Im Regierungspräsidium wird es demnächst eine Sitzung zu dem Thema geben“, sagte Wolfgang Maier vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung.

Fakt ist, dass es auf dem Bernhartsberg verschiedene Orchideenarten gibt, weshalb die Anhöhe als eine Besonderheit gilt. So stand es einst in einer Antwort des Forstamts auf eine Anfrage des Bezirksbeirats. Dort war auch zu lesen, dass das Gebiet Lebensraum für rar gewordene Pflanzen- und Tierarten sei. „Wir befinden uns da in einem Dilemma“, sagte Maier. Es gebe noch viele offene Fragen, die geklärt werden müssten.

Landschaftsschutz sollte vorgehen

Für die Vaihinger Bezirksbeiräte ist der Landschaftsschutz der Hauptgrund, weshalb sie einem Windrad auf der Bernhartshöhe skeptisch gegenüberstehen. „Sollten die Bedürfnisse der dort lebenden Tiere und Pflanzen nicht vorgehen?“, fragte Konrad Ruf (Freie Wähler). Ihm komme es „komisch vor“, wenn man jetzt einfach die Grenzen des Landschaftsschutzgebiet ändere.

Die Stadträte im Umwelt- und Technikausschuss hatten ähnlich argumentiert. Das berichtete der Vaihinger Betreuungsstadtrat Günter Stübel (FDP). Schließlich müsse man auch bedenken, dass auf der Anhöhe nur Platz für ein einziges Windrad ist, sagte Stübel und ergänzte: „Wegen eines so marginalen Beitrags zur Energieversorgung des Landes sollte man das Landschaftsschutzgebiet nicht strapazieren.“

Kristin Wedekind (Grüne) brachte noch ein weiteres Gegenargument ins Spiel. So habe das Forstamt einst die Idee des Bezirksbeirats, auf der Bernhartshöhe eine Aussichtsplattform zu errichten, abgelehnt. Und zwar mit der Begründung, dass der Berg nur aufgeschüttet sei und es daher keinen tragfähigen Untergrund gebe. „Das Problem ist bekannt und müsste vom Anlagenbetreiber gelöst werden“, antwortet Maier.

Klaus Trott (SPD) wollte wissen, ob die Stadt schon Kontakt mit den Patch Baracks aufgenommen habe. Bekanntlich hätten die Amerikaner gegen vieles ihre Vorbehalte. Maier bestätigte, dass es da Schwierigkeiten geben könnte, insbesondere mit dem Militärfunk.

Weitere Standorte

Weil es viele Vorbehalte gegen ein Windrad auf dem Bernhartsberg gibt, der Vaihinger Bezirksbeirat den Ausbau der Windenergie aber grundsätzlich unterstützt, hatte er im Juli die Stadtverwaltung gebeten, weitere mögliche Standorte für entsprechende Anlagen zu finden. Die Lokalpolitiker brachten dabei unter anderem das Gebiet Wannenhäule westlich der Panzerstraße, das Areal Steinengarten beim Wasserbehälter östlich der Panzerstraße und das ehemalige IBM-Gelände ins Spiel.

Wolfgang Maier erklärte jedoch, dass keines der genannten Areale in Frage käme, weil dort entweder nicht genug Wind wehe oder die Entfernung zu bewohnten Gebieten nicht groß genug sei. Das nahmen die Bezirksbeiräte zur Kenntnis. Für Unmut sorgte jedoch, dass Maier das Schreiben des Bezirksbeirats erst seit zwei Tagen kannte. „Die Art und Weise, wie mit unseren Anträgen und Anfragen umgegangen wird, finde ich empörend“, sagte Christa Tast (Grüne). Maier versprach, diese Empörung ebenso wie die Skepsis gegenüber einem Windrad auf der Bernhartshöhe weiterzugeben.