Neben der bereits existierenden Anlage auf dem Grünen Heiner bei Weilimdorf sind wohl nur zwei weitere Windräder auf der Stuttgarter Gemarkung möglich. Die Standorte befinden sich auf der Bernhartshöhe und der Hohen Warte.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Stuttgart liegt im Kessel, und Stuttgart ist eine Großstadt – der geringe Wind und die dichte Bebauung sorgen dafür, dass auf der Markung nur ganz wenige genehmigungsfähige Standorte für Windkraftanlagen zu finden sind. Der Verband Region Stuttgart hat zwar jetzt in einem großen Suchlauf drei Plätze für bis zu sieben Windräder identifiziert. Aber Bürgermeister Matthias Hahn (SPD) hält nach vertiefenden Untersuchungen nur zwei neue Windräder neben dem Grünen Heiner für denkbar. „Es wäre schon toll, wenn wir dieses Ziel verwirklichen könnte“, sagte Hahn. Grundsätzlich hat Stuttgart großes Interesse daran, bei der Energiewende zumindest etwas mitzumischen.

 

Bernhartshöhe

Mit 549 Metern Höhe ist die Bernhartshöhe Stuttgarts höchster Punkt. Der Gipfel liegt direkt am Autobahnkreuz Stuttgart, ungefähr ein Kilometer Luftlinie von den Patch Barracks in Vaihingen entfernt. Die Kuppe selbst ist nicht bewaldet, doch ansonsten liegt die Bernhartshöhe ganz vom Wald umschlossen. Mit einer mittleren Geschwindigkeit von 5,5 bis 5,75 Meter pro Sekunde weht der Wind über das Gebiet hinweg – das ist für die Region Stuttgart kein schlechter Wert, denn der Windatlas der Landesregierung nennt als Minimum für eine wirtschaftliche Anlage eine Windgeschwindigkeit von 5,3 Metern pro Sekunde.

Der Verband Region Stuttgart (VRS) hat auf der Bernhartshöhe ein Areal für Windräder auserkoren, das ungefähr 200 Meter lang und 100 Meter breit ist. Laut Dorothee Lang, der Sprecherin des VRS, könnten dort zwei oder drei Windkraftanlagen errichtet werden. Doch Matthias Hahn will den Standort nicht überfrachten und plant mit einem Windrad. Das Areal gehört der Stadt, so dass ohne deren Votum nichts geht auf der Bernhartshöhe. Der Bürgermeister könnte sich vorstellen, dass die neuen Stadtwerke Stuttgart selbst Betreiber werden, vielleicht sogar mit einer bürgerschaftlichen Komponente: Jeder könnte Anteile am neuen Windrad erwerben.

Erste Kritik von Bürgern am Standort ist laut Hahn bereits laut geworden.

Hohe Warte

Es ist ein kleiner Bergrücken zwischen Weilimdorf, Feuerbach und Botnang, der den Namen Hohe Warte trägt – der höchste Punkt liegt auf etwa 400 Metern. Teils ist das Gebiet bewaldet, teils besteht es aus Gärten und Weinbergen. Obwohl der VRS dort ein deutlich größeres Areal als auf der Bernhartshöhe markiert hat, geht Dorothee Lang ebenfalls von zwei bis drei möglichen Windrädern aus. Die Windkategorie ist die gleiche wie bei der Bernhartshöhe. Da das Areal im Landschaftsschutzgebiet liegt, möchte die Stadt Stuttgart Rücksicht nehmen und auch dort nur ein Windrad verwirklichen: „Dann bliebe der Eingriff in die Landschaft minimal“, sagt Hahn.

Grüner Heiner

Es ist eine kleine Anlage, die seit März 2000 auf dem Schuttkegel an der A 81 Strom produziert – der Turm des Grünen Heiner ist 46 Meter hoch, die Rotoren haben einen Durchmesser von 40 Metern. Neue Windräder rund um Stuttgart werden in der Regel eine mindestens vier Mal höhere Leistung haben und fast drei Mal so hoch sein. Eine zweite Anlage ist auf dem Grünen Heiner nicht möglich – denkbar wäre aber, dass ein stärkeres Windrad dort aufgebaut wird. Repowering nennen die Fachleute das.

Die etwa 75 Gesellschafter hätten sich bisher aber dagegen ausgesprochen, sagte Dieter Schäfer von der Betreiberfirma Gedea in Murrhardt. Vorerst wolle man die Windmühle weiterlaufen lassen, weil sie sich noch nicht ganz amortisiert hätte. Schäfer geht von einer Lebensdauer von bis zu 22 Jahren aus. Zudem benötige eine große Anlage auch eine große Grundfläche, die der Grüne Heiner nicht bieten könne.

Alle drei Stuttgarter Standorte liegen im Übrigen mit ihrer Windstärke im unteren Bereich des sogenannten „Referenzertrags“. Diese Größe stammt aus dem Erneuerbaren Energien-Gesetz (EEG): Nur ein Standort, der mindestens 60 Prozent des Referenzertrages erreicht, wird nach dem EEG finanziell gefördert und gilt damit als unterstützenswerter Standort. Die Stuttgarter Gebiete liegen nun zwischen 60 und 80 Prozent – genauer weist dies der Windatlas des Landes nicht aus. Investoren setzen oft aber sogar 80 Prozent des Referenzertrages an, weil sie nur dann einen Standort für wirklich wirtschaftlich halten.

Drei weitere Standorte liegen knapp jenseits der Markungsgrenze – manche Stuttgarter werden vielleicht eines Tages auch jene Windräder im Blick haben. Es handelt sich um kleine Gebiete bei Münchingen (Kreis Ludwigsburg), an der A 8 Richtung Leonberg (Kreis Böblingen) sowie auf den Ausläufern des Schurwaldes hinter Uhlbach. Diesen letzten Standort sieht Matthias Hahn mit gemischten Gefühlen: Ein Windrad läge ihm zu nahe am fast heiligen Württemberg – es kann also sein, dass Stuttgart im derzeit laufenden Anhörungsverfahren Einspruch erhebt.

Dieses Verfahren wird sich voraussichtlich noch bis zu zwei Jahren hinziehen. Erst dann könnte mit dem Bau der Windräder begonnen werden.

Hier könnten Windräder in der Region Stuttgart stehen: