Der Ausbau der Windkraft in Baden-Württemberg verzögert sich wegen fehlender Regelungen. Das beklagt der Exminister und Windkraft-Manager Walter Döring.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Mit einem Durchbruch für die Windenergie im Südwesten ist nach Ansicht des Windkraftmanagers und früheren Wirtschaftsministers Walter Döring (FDP) erst im Jahr 2014 zu rechnen. Verzögerungen bei den rechtlichen Grundlagen und ungeklärte Fragen führten dazu, dass die Pachtverträge für neue Standorte erst zum Jahreswechsel geschlossen werden könnten. Bei einer Bauzeit von etwa zwei Jahren würden die Anlagen daher erst Mitte oder Ende 2014 fertig. Pro Jahr sollen im Südwesten künftig mehr als hundert neue Rotoren in Betrieb gehen; zuletzt waren es nicht einmal zehn.

 

Döring lobte die Pläne der grün-roten Landesregierung für einen massiven Ausbau der Windkraft als „gut, richtig und ambitioniert“. Die Rahmenbedingungen seien aber noch nicht hinreichend klar, sagte er unter Hinweis auf die ausstehende Änderung des Landesplanungsgesetzes. Auch der Windatlas gebe nur einen „ersten Fingerzeig“ für geeignete Standorte. Inwieweit Einschränkungen durch geschützte Tierarten oder militärische Tieffluggebiete bestünden, sei noch zu klären.

Koordinator für die Energiewende gewünscht

Auf Bundes- und Landesebene wäre nach Ansicht des Ex-Politikers, der heute Vizevorstandschef der Wolfschlugener Windreich AG ist, ein Koordinator für die Energiewende sinnvoll. Neben dem federführenden Umweltministerium, das Döring ausdrücklich lobte, seien in Baden-Württemberg auch die Ressorts für Agrar, Verkehr und Wirtschaft sowie die Staatskanzlei beteiligt. Es würde „uns das Geschäft erleichtern“, wenn diese Kompetenzen gebündelt würden, sagte er.

Die Windreich AG plant laut Döring derzeit mehr als 200 Windkraftanlagen an Land, davon 160 in Baden-Württemberg. Damit leiste sie einen erheblichen Beitrag zur Energiewende. Insgesamt habe man über vierzig Pacht- und Nutzungsverträge abgeschlossen, davon acht im Südwesten. Bei der Akquise von Standorten herrsche derzeit „absolute Goldgräberstimmung“, berichtete der Ex-Minister. Das Interesse von Grundstücksbesitzern sei enorm, mit den suchenden Firmen ins Geschäft zu kommen; auch die EnBW und die Mannheimer MVV seien intensiv unterwegs.

Waldgebiete sind besonders begehrt

Begehrt seien vor allem Standorte in Waldgebieten, weil es dort keine Probleme mit dem Abstand zu Wohnsiedlungen gebe. „Kein Mensch verkauft mehr Wald“, sagte Döring im Blick auf die Pachteinnahmen. Pro Jahr und Anlage zahle Windreich etwa 20 000 Euro. Bei zwanzig Jahren Laufzeit summiere sich dies auf einen beachtlichen Betrag. Konkurrenten böten bis zum Doppelten, was Döring für überhöht hält: Sein Unternehmen gehöre zu den seriösen und mache da „nicht mehr mit“.

Bei der Vergabe von Flächen im Staatswald forderte Döring vom Land Fairness: Private Anbieter müssten die gleichen Chancen haben wie die EnBW. Es kursierten zwar immer wieder einmal Gerüchte, dass das fast ganz im Staatsbesitz befindliche Unternehmen bevorzugt werden könnte; er habe bisher jedoch keine Anhaltspunkte dafür. Aktuell bemühe sich Windreich um drei Flächen im Staatswald.