Im Streit über einen geplanten Windpark bei Wolfach im Schwarzwald sind nun die Kriminaltechniker am Zug.

Freiburg - Nirgendwo prallen Natur- und Klimaschutz härter aufeinander als im Schwarzwald. Windräder vertragen sich nunmal nicht mit Milan, Fledermaus und Co. Auch das Auerhuhn reagiert auf die Energiewende allergisch, weshalb Kraftwerksplaner bei Kontakt tunlichst das Weite suchen. Diese schmerzliche Erfahrung macht gerade die Firma Ökostrom Consulting, die auf dem Gütschkopf bei Wolfach gerne einen Windpark bauen würde.

 

Eigentlich war mit der Genehmigung für die drei Kraftwerke alles paletti – bis Fachleute im vorigen Sommer Vogelkot fanden. Genauer: einen kleinen und einen großen Bollen. Für die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg, in Sachen Auerhuhn die maßgebliche Instanz, gibt es seither keine Zweifel, dass hier ein Huhn mit seinem Küken unterwegs war. „Das Regierungspräsidium Freiburg sieht keine Möglichkeit, eine geplante Windkraftnutzung zuzulassen“, teilte die Behörde deshalb kürzlich den Ökostromern mit, zu denen auch der regionale Energieerzeuger Badenova gehört.

Huhn oder Hahn?

Doch so leicht lassen sich die nicht abwimmeln. „Das stinkt zum Himmel“, sagt Andreas Markowsky, der Chef von Ökostrom Consulting, und macht seinem Ärger über die Freiburger Forscher Luft. Seit zehn Jahren sei doch auf dem Gütschkopf kein Auerwild mehr gesichtet worden, Jungtiere schon seit 2001 nicht mehr. „Doch unmittelbar vor der Genehmigung liegt da Vogelkot!“ Und das ausgerechnet auf einem trubeligen Parkplatz, wo sich ständig Ingenieure und Planer träfen. Und dann auch noch drei Tage, nachdem Windkraftgegner verkündet hatten, alles zu tun, um den Windpark zu verhindern. Nein, für den Unternehmer sind das ein bisschen zu viele Zufälle.

Obendrein, so poltert er, verweigerten die Wissenschaftler standhaft die angekündigte gentechnische Untersuchung des Vogelkots. Damit ließe sich herausfinden, ob auf dem Gütschkopf wirklich Mutter und Kind unterwegs waren – oder am Ende nur ein ganz ordinärer Hahn. In diesem Fall dürfte Markowsky nämlich bauen.

Woher stammt der Vogelkot?

„Wir haben die Losung sehr wohl untersucht“, widerspricht da FVA-Chef Konstantin von Teuffel. Der Kot sei aber so trocken, dass keine DNA mehr extrahierbar war. Allerdings steckte in einem der Böllchen ein Federchen. „Und das stammt nachweislich von einem weiblichen Auerhuhn“, sagt der Chef-Wissenschaftler unserer Zeitung. Ihm bleibe also gar keine Wahl, als den Gütschkopf als Aufzuchtgebiet einzustufen. Dass die Kraftwerksplaner nun Zweifel hegen an der Zuverlässigkeit seiner Mitarbeiter, will der FVA-Chef nicht auf sich sitzen lassen. Und auch den Verdacht, dass jemand den Vogelkot eigens am Gütschkopf deponiert haben könnte, hält Von Teuffel für abwegig.

Doch ebendies vermutet Markowsky: „Manipulationen von Windkraftgegnern sind leider an der Tagesordnung.“ Gerade in der Region Freiburg seien die Planer da leidgeprüft. Jetzt wollen es der Projektentwickler und der künftige Kraftwerksbetreiber Badenova genau wissen: Per Anwalt haben sie die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt – sie untersteht dem Stuttgarter Landwirtschaftsministerium – aufgefordert, die Auerwild-Böllchen für kriminaltechnische Untersuchungen herauszurücken. Nun wird sich also wohl das Landeskriminalamt einschalten müssen. Markowsky: „Dann wird man wissen, ob menschliche Gene daran haften.“