Gemeinsam klären die Gemeinderäte der beiden Städte weitere Fragen, die die Windkraftanlagen noch verhindern könnten. Beispiel könnte das Projekt bei Warmbronn sein, das am Artenschutz und an der Flugsicherung gescheitert ist.

Weil der Stadt/Heimsheim - Geheimes Treffen am Dienstagabend in Merklingen: Die Gemeinderäte von Weil der Stadt und Heimsheim wollen dort endlich nicht mehr nur übereinander, sondern miteinander reden und versuchen, den Streit zwischen beiden Städte beizulegen. Es geht um die drei Windräder, die der Investor „Windenergie Baden-Württemberg“ im Merklinger Wald, direkt an der Gemarkungsgrenze zu Heimsheim, errichten will.

 

In Weil der Stadt waren die Räte bislang mehrheitlich begeistert von der Idee, den Stadtwald dem Investor zur Verfügung zu stellen – und damit einen Beitrag zur Energiewende leisten zu können. Erheblicher Gegenwind kam dagegen aus Heimsheim, wo man Lärm und Schatten durch die bis zu 230 Meter hohen Türme fürchtet.

Viele Ergebnisse werden nicht kommuniziert

Sind sich die beiden Gemeinderäte bei ihrer gemeinsamen Diskussion am Dienstagabend nähergekommen? Viel ist einer gemeinsamen Pressemitteilung der Bürgermeister Thilo Schreiber (Weil der Stadt) und Jürgen Troll (Heimsheim) nicht zu entnehmen. Sehr konstruktiv und sachlich sei das Gespräch verlaufen, man habe zusammen mit dem Investor das Für und Wider erörtert. „Die große Betroffenheit der Heimsheimer Vertreter konnten wir deutlich spüren“, lässt sich der Weiler Bürgermeister Schreiber der Mitteilung zufolge zitieren.

Beide Seiten betonen, dass sie sich das Thema nicht ausgesucht hätten. Es war der Stuttgarter Regionalverband, der sich im September 2015 auf 41 Windenergie-Standorte geeinigt hat. Einer   davon liegt im Kreis Böblingen, direkt an der Grenze von Stadt, Kreis und Regierungsbezirk – nämlich im Weil der Städter Stadtwald.

Darüber haben sich Weil der Stadt und Heimsheim nun ausgetauscht. „Es wurde ein ganz konkreter Schritt vereinbart, der in den nächsten Wochen gemeinsam erörtert werden soll“, heißt es in der Pressemitteilung zum Ergebnis der Sitzung.

Was dieser konkrete nächste Schritt sein könnte, darüber haben die beiden Bürgermeister ihre Gemeinderäte zum Stillschweigen verdonnert. „Wir wollen die guten Gespräche, die wir jetzt geführt haben, nicht stören“, erklärt der Heimsheimer Schultes Jürgen Troll gegenüber unserer Zeitung. Wenn weitere Ergebnisse vorlägen, werde man die Öffentlichkeit informieren. „Ich gehe davon aus, dass dies im April sein wird“, verspricht er.

Mögliche Stolpersteine, die die Windräder noch zu Fall bringen könnten, gibt es viele. Und die Heimsheimer Stadträte wollen wohl nichts unversucht lassen, Faktoren zu finden, die solche Anlagen im Merklinger Wald unmöglich machen. So sind im Zuge des Genehmigungsverfahrens Windmessungen vorgesehen, ferner Natur- und Artenschutzuntersuchungen, dazu die Prüfung von Lärm und Schattenwurf.

Rotmilan und Flugsicherung waren der Grund für’s Scheitern

Vorbild für ein gescheitertes Windkraft-Projekt könnten die Anlagen auf dem Leonberger Frauenkreuz sein. Hier war es der seltene Rotmilan, der in dem Gebiet vermutet wurde. Das endgültige Aus hatte dem Projekt im November 2013 aber die Flugsicherung des Landes beschert, da sich das Frauenkreuz direkt neben der Autobahn befindet – und diese den Flugzeugen als Orientierung dient, wenn bei Schlechtwetter deren Navigation ausfällt.

Ähnliche Hoffnung hat daher Erik Schweickert, der FDP-Landtagsabgeordnete des Enzkreises, der sich in einer Pressemitteilung ebenfalls zu den Windrädern äußert. Er stellt fest, dass auch das anvisierte Windkraftgebiet im Merklinger Wald nur drei Kilometer von der Autobahn und vom Malmsheimer Flugplatz entfernt liegt.

„Da muss es gewährleistet sein, dass Flugverkehr, Manöverübungen der Bundeswehr und der ausländischen Streitkräfte sowie auch die Flugrettung nicht beeinträchtigt werden“, sagt der Abgeordnete. Er hat eine Anfrage an die Landesregierung gestellt, inwieweit der Flugverkehr in das Planungs- und Festlegungsverfahren einbezogen wurde. Auch diese Antwort wird in den nächsten Wochen erwartet.