Für viele überraschend hat der Regionalverband den Tauschwald bei Feuerbach als Standort für zwei Windkraftanlagen gestrichen. Derweil gibt es Kritik am Stuttgarter OB Fritz Kuhn.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Für viele überraschend hat der Regionalverband den Tauschwald bei Feuerbach als Standort für zwei Windkraftanlagen gestrichen – Stuttgart wird also aller Voraussicht nach neben dem Grünen Heiner kein weiteres Windrad erhalten. Die Grünen, die SPD und die Linke im Regionalparlament hatten dafür plädiert, den Standort zumindest weiter prüfen zu lassen. Schon vorher hatten sich CDU und FDP dagegen ausgesprochen. Zu klein, zu wenig Wind, zu konfliktträchtig bei Artenschutz und Siedlungsnähe, so lässt sich das Plädoyer von CDU-Regionalrat Jürgen Lenz zusammenfassen.

 

Freie Wähler sind das Zünglein an der Waage

Den Ausschlag gaben deshalb nun die Freien Wähler; sie lehnten den Tauschwald geschlossen ab. Regionalrat Wilfried Wallbrecht entschuldigte sich gegenüber der StZ beinahe dafür: „Wir haben nach einem bestimmten System die Standorte bewertet, und da fiel der Tauschwald für uns raus. Das tut mir im Einzelfall leid“, sagte Wallbrecht, der als Erster Bürgermeister in Esslingen selbst Erfahrung mit der schwierigen Planung von Windrädern hat. Dieses System lautete auch bei den Freien Wählern: Größe und Windstärke eines Standortes waren entscheidend; beim Tauschwald ging der Daumen deshalb nach unten. Wie man hört, waren aber die Diskussionen auch innerhalb der Fraktion überaus kontrovers – die entscheidende interne Beratung soll bis tief in die Nacht gedauert haben. Umgekehrt hat auch der ÖDP-Regionalrat Karl-Heinz Bok, der sich den Grünen angeschlossen hat, nicht für den Tauschwald gestimmt. So ging es zwölf zu 20 gegen den Standort aus.

Die Stadtwerke Stuttgart, die vorhatten, im Forst auf der Hohen Warte zwei Windräder zu errichten, wollen nun nach vorne blicken. Man stehe jetzt vor der großen Herausforderung, den Ausfall der zwei Windräder anderweitig zu kompensieren. Michael Maxelon, der Geschäftsführer der Stadtwerke, sagte: „Um die erwarteten 14 Millionen Kilowattstunden Ökostrom auf anderem Weg zu erzeugen, benötigt man zum Beispiel rund 3000 Fotovoltaikanlagen auf Ein- und Zweifamilienhäuser.“

OB Kuhn wartet auf Vorschläge

Wie der Plan B für die Stadt Stuttgart aussieht, kann OB Fritz Kuhn noch nicht sagen. Er sei jetzt gespannt auf die Vorschläge von CDU und Freien Wählern, wie sie die Energiewende in Stuttgart voranbringen möchten, meinte er spitz. Kuhn: „Alle müssen wissen, diese Entscheidung erschwert die Überwindung der Abhängigkeit von Atomstrom und fossiler Stromerzeugung in einer Großstadt wie Stuttgart. Die Windkraft zu blockieren macht wenig Sinn“, so der grüne Oberbürgermeister.

Ziemlich sauer ist Christoph Ozasek, Stadtrat der SÖS-Linke-Plus und Linke-Regionalrat, und zwar genau auf Fritz Kuhn. Der OB habe keine Anstrengungen unternommen, um im Planungsausschuss des Regionalverbandes Mehrheiten für den Tauschwald zu organisieren, und in der Sitzung selbst habe Kuhn mit Abwesenheit geglänzt. „Vielleicht ist ihm das Projekt zu heiß geworden, und die Region ist ein willkommener Schuldiger, um sich vor Ort der Verantwortung zu entziehen“, so Ozasek.

Die Mitglieder der Bürgerinitiativen in Weilimdorf und Feuerbach freuen sich dagegen über die Entscheidung, zumal sie bis zuletzt nicht wussten, wie es ausgehen würden. „Wir sind in der Sitzung wie auf Nadeln gehockt“, sagt Wolfgang Völker: „Denn wir hatten so viele Gespräche geführt, sind aber oft gegen eine Wand gelaufen.“

Neue Idee für Windräder Stuttgart?

Am Donnerstag tauchte dann doch noch eine Idee auf, neue Windräder in Stuttgart zu errichten. Wie wäre es denn, fragten sich manche Befürworter, den Grünen Heiner durch zwei große und moderne Anlagen zu ersetzen. Die Eigentümer des kleinen Windrads bei Weilimdorf haben in der Vergangenheit aber immer beteuert, daran vorerst kein Interesse zu haben.