Erneuerbare Energien liegen im Trend. Doch wenn es um Standorte geht, zum Beispiel für Windkraftanlagen, regt sich vielerorts Widerstand – zum Beispiel im Schurwald.

Stuttgart - Eigentlich ist die Aussicht von der Terrasse des Schurwaldbesens prächtig: Der Blick geht über den Spielplatz und das Ziegengehege hinweg auf einen sattgrünen Hügel voller alter Eichen und Buchen. In diesen warmen Frühlingstagen hört der Pilgerzug zum Besen kaum auf. Der Besitzer des Ausflugslokals bei Hegenlohe (Kreis Esslingen), Dirk Geiger-Haug, empfindet seine Aussichten dennoch als düster: Auf dem Hügel könnten sich, wenn es dumm für ihn läuft, bald zwei Windräder drehen – da die Gaststätte allein steht, darf der übliche Abstand von 700 Metern zu Wohnhäusern unterschritten werden. „Meine Gäste schauen dann auf diese Türme“, meint er bedrückt.

 

Doch Haug besitzt starke Unterstützer. In der Bürgerinitiative Pro Schurwald haben sich 120 Windkraftgegner zusammen getan, die so aktiv sind, dass ihr Sprecher Michael Haueis sagt: „Hier in Lichtenwald ist kaum noch jemand für Windkraft.“ Haueis selbst hatte noch vor drei Jahren so viel Ahnung von Windrädern wie eine Kuh vom Fliegen: „Damals dachte ich wie alle, die Energiewende sei eine tolle Sache.“Das ist vorbei. Seit Lichtenwald auf vier Seiten von Rädern umzingelt zu werden droht, hat er sich tief in die Materie hineingewühlt.

200 Seiten gesammelte Fakten

Der selbstständige Kaufmann ist alles andere als ein verbissener Gegner; im Schurwaldbesen redet er bedächtig und bleibt immer an den Fakten orientiert. Ein unangenehmer Gesprächspartner ist Michael Haueis aber gerade deswegen, zumindest für die Befürworter der Windkraft. Denn er steckt so voller Wissen und hat für jedes Gegenargument eine Entkräftung parat, dass mancher Politiker beim Diskutieren mit ihm schnell ins Schwimmen gerät. Allein die Sammlung an Fakten, die Haueis auf dem Holztisch im Schurwaldbesen ausbreitet, umfasst annähernd 200 Seiten.

Das Interessante an Haueis’ Logik ist: Er argumentiert anders als viele Bürgerinitiativen, die nur die Windmühlen vor ihrer Haustür verhindern wollen – man kann solche Gruppen deshalb schnell diskreditieren, indem man ihnen das Sankt-Florians-Prinzip vorwirft. Michael Haueis startet dagegen einen Frontalangriff. Er ist überzeugt, dass die Windkraft grundsätzlich ein Irrweg der Energiegeschichte ist.