Michele Scannapieco aus Stammheim hat passend zur Fußball-WM den Fanartikel „Hecki Flag“ erfunden: Nationalfahnen, die am Heckscheibenwischer des Autos festgemacht werden können.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stammheim - Limousinen gehören nicht zu Michele Scannapiecos Lieblingsmodellen. „Diese Autos haben fast alle ein Manko: Ihnen fehlt der Heckscheibenwischer!“, sagt der Stammheimer und lacht. Und wo kein Heckscheibenwischer ist, da kann man keine Heckscheibenwischer-Fahne anbringen. So einfach ist das. Doch zum Glück gibt es ja noch jede Menge anderer Fahrzeugtypen, die auf Stuttgarts, nein, Deutschlands Straßen unterwegs sind. Alles potenzielle Kunden für Scannapieco, den gelernten Gas- und Wasserinstallateur, der unter die Hobbyerfinder gegangen ist.

 

„Ideen, wie man Dinge verbessern könnte, hatte ich schon während meiner Lehre“, erinnert sich der 35-Jährige an die ersten Erfahrungen als Erfinder. Seinerzeit ging er jedoch allzu leichtfertig mit seinem geistigen Eigentum um. „Auf einer Messe für Gas- und Wasserinstallateure habe ich einen Hersteller von Durchlauferhitzern gefragt, warum sie zum Zünden des Brennfunkens eine Batterie einbauen, das ist doch Energieverschwendung“, erinnert sich der gelernte Flaschner. „Ich habe ihnen vorgeschlagen, sie sollten lieber einen Dynamo verwenden, der durch den Wasserstrahl betrieben wird“, erzählt er. „Der Mann hat mich nur angeguckt und sich gefreut – drei Jahre später gab es den Durchlauferhitzer mit Dynamo auf dem Markt.“ Als er bei einem Maultaschenhersteller einen Wärmezähler einbauen musste, habe er einen Manager gefragt, warum es keine Maultaschen zum Grillen gebe. „Der hat zu mir gesagt, die flutschen durch den Rost – und jetzt kann man die Grillmaultaschen doch kaufen.“ Lehrgeld. „Ich habe mir geschworen, dass mir so etwas nicht noch einmal passiert.“ Rund 180 Ideen für Erfindungen hat Scannapieco bereits zu Papier gebracht. Seine Konzeptmappe hütet er wie einen Schatz. Und einen Patentanwalt hat er sich auch gesucht. Den braucht er für seinen neusten Hit: die „Hecki Flag“. „Die Idee dazu hatte ich, nachdem ich einen Bericht über einen Afrikaner gesehen hatte. Der hat Voodoopuppen in Nationalfarben hergestellt, in die konnte man Nadeln reinstecken und sie gegen die Wand werfen.“ Da habe er sich gedacht, ein Fanartikel müsse her. „Ich habe mich umgedreht direkt auf den Heckscheibenwischer meines Autos geguckt, da hat es klick gemacht.“

Bei der ersten Version sollten die Fahnen von Klammern am Scheibenwischer festgehalten werden. Ein Flopp. „Klammern zerkratzen die Scheibe.“ Außerdem hatte, wie sich später bei der Anmeldung zum Patent zeigen sollte, bereits ein Hamburger die Idee dazu. „Mir war klar, ich brauchte einen Überzieher, der die Scheibe schont, also bin ich nach Hause gegangen und habe die Flagge an einen alten Strumpf genäht, das ging besser.“ Da es aber geeignetere Stoffe gibt und sein Sockenkontingent äußerst begrenzt ist, sind die produktionsreifen „Hecki Flags“ aus Mikrofaser. „Das säubert die Scheibe, schont das Wischblatt und es quietscht nicht mehr.“ Die „Hecki Flags“ sollen ab Juni für ein paar Euro pro Stück in einer Baumarktkette verkauft werden, Tankstellen und andere Märkte sollen folgen. „Zum Glück habe ich einen Vertrieb in Kornwestheim gefunden, der mir beim Verkaufen hilft“, sagt der Jungunternehmer.

Die erste Großlieferung der Winkelemente erfolgt in vier verschiedenen Länderfarben: in deutschen, italienischen, spanischen und, Fortuna wird’s freuen, auch in griechischen.

Ob Michele Scannapieco mit seiner Erfindung so reich werden wird, wie sein afrikanisches Voodoopuppen-Vorbild, das wissen nur die Götter. Fest steht für ihn allerdings schon jetzt, was er in diesem Fall mit seinem Geld machen würde: „Ich würde in Stuttgart eine Erfinder-Akademie gründen, die Jugendlichen hilft, ihre Ideen in die Tat umzusetzen.“