Die Initiative Sicherer Landkreis Rems-Murr will neue Wege in der Gewaltprävention gehen. Bereits im vorschulischen Bereich sollen Pädagogen und Eltern sensibilisiert und geschult werden.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Gewaltprävention schon im Vorschulbereich? Je früher, desto besser, haben sich die Verantwortlichen der Initiative Sicherer Landkreis gesagt, denn die meisten Maßnahmen beginnen bisher erst in den weiterführenden Schulen – dann, wenn bereits Fehlentwicklungen zu beobachten sind. Das jetzt mit einer Kick-of-Veranstaltung vor rund 70 Gästen in der Alten Kelter in Winnenden ins Leben gerufene Projekt „Kita 2020“ soll im sogenannten Elementarbereich ansetzen und die Einrichtungen und Kinder langfristig und nachhaltig unterstützen.

 

„Kita 2020“ setzt auf mehreren Ebenen an

„Wir wollen neue Wege in der Prävention gehen“, sagte Klaus Auer, eines von drei Präsidiumsmitgliedern des Vereins, der vor 18 Jahren als erste bürgerschaftlich getragene gemeinnützige Förderinitiative zur Kriminalitätsverhütung in Baden-Württemberg gegründet wurde. „Kita 2020“ setze auf mehreren Ebenen des „pädagogischen Geschehens“ an: bei den Kindern, den Eltern, in der Qualifizierung des pädagogischen Personals und der Verbesserung der Rahmenbedingungen.

Eine Grundlage soll ein von dem Pädagogen und Co-Geschäftsführer des Tübinger Instituts für Friedenspädagogik, Günther Gugel, erarbeitetes Handbuch bieten. Das Ziel sei, den Leitfaden innerhalb von fünf Jahren an allen 500 Kindertagesstätten im Rems-Murr-Kreis zu implementieren. Zunächst will man in fünf Kindergärten – drei in Winnenden und zwei in Fellbach – starten. Außerdem soll ein kreisweites Präventionsnetzwerk für den Vorschulbereich geknüpft werden.

Um die Ansätze weiterzuentwickeln, wird das Projekt zudem wissenschaftlich begleitet. Christiane Vetter, die Leiterin der Studienrichtung Soziale Arbeit in der Elementarpädagogik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), will die Grundlagen des Modells bereits in die Ausbildung ihrer Studenten einbringen. Sie hoffe, so Vetter bei der Kick-of-Veranstaltung in Winnenden, dass es der Initiative gelinge, möglichst viele Kitas zum Mitmachen zu begeistern.

Sozialministerin übernimmt Schirmherrschaft

Die Schirmherrschaft hat die Waiblinger Sozialministerin Katrin Altpeter übernommen. Die ersten Lebensjahre eines Menschen seien maßgeblich für die Persönlichkeitsbildung eines Menschen, betonte Altpeter. Eine gewaltfreie Erziehung und das Aufzeigen, wie Konflikte gewaltfrei gelöst werden können, sei in dieser Phase essenziell. Die Praxis jedoch sieht offenbar anders aus. Gewalt gegen Kinder – vom Liebesentzug bis zur harten körperlichen Bestrafung – sei nach wie vor weit verbreitet, sagte Günter Gugel. Am stärksten betroffen seien Kinder, die jünger als sechs Jahre sind. Das jetzt gestartete Projekt müsse die Wertschätzung und Anerkennung der Kinder in den Mittelpunkt rücken und könne so einen Beitrag zur Entwicklung einer Kultur des Friedens leisten.