Am Montag wird Hans-Dieter Baumgärtner als Schulleiter des Lessing-Gymnasiums verabschiedet. Der Stadt bleibt der Mathematiker indes als SPD-Stadrat im öffentlichen Leben erhalten.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Es ist diese heitere Grundstimmung, die Hans-Dieter Baumgärtner ausstrahlt, welche die eine oder andere seiner Aussagen relativiert. Wenn man ihn etwa fragt, ob er denn ein strenger Lehrer gewesen sei? „Ich will natürlich sagen: nein. Aber ich glaube, als junger Lehrer war ich es schon“, sagt er und lächelt. Als autoritäre Person kann man ihn sich allerdings kaum vorstellen, als Mensch, der Autorität durch Integrität ausstrahlt dagegen schon. Wer den Oberstudiendirektor, der von vielen immer noch mit Herr Professor angesprochen wird, mit seinen Schülern erlebt, ist sich dessen sehr schnell gewiss.

 

Auf die selbe Weise mischt Baumgärtner, der am Montag als Schulleiter des Winnender Lessing-Gymnasiums in den Ruhestand verabschiedet wird, auch im örtlichen Gemeinderat mit. Sein Engagement als SPD-Stadtrat sei die konsequente Fortsetzung seiner Zeit als Juso-Mitglied in Freiburg im Breisgau der 70er-Jahre, seiner Heimatstadt. „Ich bin ein Bobbele“, sagt Baumgärtner, der im Schwarzwald geboren, aber in der Breisgau-Metropole aufgewachsen ist und deshalb den Spitznamen der Freiburger führen darf.

„Die Jusos waren in Freiburg angesichts der Trotzkisten und Maoisten in der Mitte des politischen Spektrums zu finden“, sagt er rückblickend. Willy Brandts Ostpolitik begeisterte den Studenten, der zuerst Wirtschaftswissenschaften studierte, sich dann aber der Mathematik und Biologie verschrieb. Deshalb kam er 1979 nach Winnenden. „Im Schwäbischen wurden Mathematiklehrer gesucht. Ich durfte mir, was es damals eigentlich noch nicht gab, eine Stelle aussuchen.“ So besuchte Hans-Dieter Baumgärtner mehrere Orte und kam schließlich in Winnenden an. Breuningsweiler, der Hanweiler Sattel und das nahe gelegene Buoch taten ihre Wirkung. „Es war Liebe auf den ersten Blick.“

Mit einer Unterbrechung von zehn Jahren und einer mehrjährigen Station in Weissach im Tal unterrichtete er in Winnenden Mathematik, Biologie und Wirtschaftswissenschaften, zuletzt auch Philosophie und Literatur. Seit 2003 ist er der Schulleiter des Lessing-Gymnasiums. In der Unterbrechung war er in Esslingen in der Lehrerausbildung tätig, daher die Anrede Professor. „Das war eine Herausforderung. Der Stoff eines Jahres war Inhalt einer Doppelstunde, in der dessen didaktische Vermittlung gezeigt werden sollte.“

Anschaulicher Unterricht, das sei auch ein Antrieb seiner Sammelbegeisterung. Mit „Geometrie im Alltag“ könnte man die Kategorie umschreiben, welche seine Sammelobjekte eint. Diese hat er auch im Unterricht benutzt, als Anschauungsmittel eben. „Mein Frau fragt mich manchmal: wo willst du denn damit wieder hin?“

In eine Ausstellung zum Beispiel. Ein Teil seiner gesammelten Taschenrechner ist bereits zu sehen gewesen. Und eines sei sicher. „Im Ruhestand will ich nicht nur Fahrrad fahren, auch der Verstand soll in Bewegung bleiben.“ Als Stadtrat gebe es da einiges zu tun, meint Hans-Dieter Baumgärtner, der im Blick zurück auf seine Zeit als Schulleiter hofft, dem Lessing-Gymnasium ein Gesicht gegeben zu haben. „Aber ich hoffe, dass mein Nachfolger Jörg Steinl einiges anders machen wird als ich. Es wäre ja langweilig, wenn alles gleich bliebe.“