Hardy Schober sieht gute Anzeichen, dass das Schießen mit großkalibrigen Waffen verboten wird. Ein Interview.

Winnenden Der Vorsitzende des Aktionsbündnisses Amoklauf, Hardy Schober, ist nicht grundsätzlich gegen Schützensport – wenn mit Druckluft- oder Lasertechnik geschossen wird.
Herr Schober, der Backnanger Büchsenmacher Ralf Merkle hat Journalisten aus ganz Deutschland auf eine Schießbahn geladen, um unter anderem für die „Faszination Großkaliberschießsport“ zu werben. Was halten Sie davon?
Der dreimalige Olympiasieger Ralf Schumann, der im Jahr 2007 vom Internationalen Schießsportverband als „Jahrhundert-Schütze“ ausgezeichnet wurde, hat am 27. April 2012 in einem Interview mit der „Thüringer Allgemeinen Zeitung“ erklärt, er glaube an ein Ende des Sportschießens mit scharfen Waffen. Schumann geht davon aus, dass die Schützenverbände früher oder später dem Vorbild des Fünfkampf-Weltverbandes UIPM folgen werden, dieser setzt seit 2010 nur noch Waffen mit ungefährlichem Lasersystem ein. Schumann, Zitat: „Ich brauche kein Bumm beim Schießen, mir geht es vor allem um das Zielen, alles andere ist eher unbedeutend.“ Dirk Eisenberg, der Präsident des Thüringer Schützenbundes, sagte daraufhin, dies würde den Schießsport komplett verändern und wohl das Ende des Großkaliberschießens bedeuten. Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall hat zur Jahreswende in einem Brief an Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich ein Verbot von Großkaliberkurzwaffen im Sportbereich gefordert. Günter Loos, der Sprecher des Innenministeriums, sagt, dass großkalibrige Waffen nicht in private Hände gehörten, und er beim Großkaliber-Schießen keinerlei sportlichen Mehrwert erkennen könne. Von daher ist wohl abzusehen, dass es mit der sportlichen Faszination von Großkaliberkurzwaffen langsam aber sicher zu Ende geht.

Herr Merkle sagt, Kleinkaliber sei genauso gefährlich wie Großkaliber, auch bezüglich der Durchschlagskraft. Er habe selbst entsprechende Versuche durchgeführt.
Natürlich können auch Kleinkaliberpistolen tödliche Verletzungen verursachen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass Herr Merkle bezüglich der Durchschlagskraft korrekt zitiert wurde. Jeder Ballistiker würde sofort widersprechen. Eine Patrone im Kaliber .22 lfB hat eine Geschossenergie von 40 bis 270 Joule, dagegen hat eine Patrone im Kaliber 9 Millimeter Parabellum, wie sie der Täter von Winnenden verwendete, eine von 380 bis 700 Joule. Zur enormen Durchschlagskraft von letzterer nachfolgend ein Zitat aus der Waffenzeitschrift „Visier“: „Ein solches 9 mal 19 mm VM-Geschoss durchschlägt auf zehn Meter Entfernung 15 bis 18 Zentimeter dickes Tannenholz oder mehrere Millimeter Stahlblech. Selbst eine elf Zentimeter dicke Backsteinmauer stellt kein unüberwindliches Hindernis dar.“ Eine Kleinkaliber-Patrone besitzt diese Durchschlagskraft definitiv nicht.

Wie weit reicht ihr Verständnis für den Schießsport allgemein?
Es gibt bereits heute Schützenvereine, die nur mit Druckluftwaffen schießen. Dazu kommt die schon erwähnte neuartige Lasertechnologie. Gegen das Sportschießen mit solchen Waffen spricht aus meiner Sicht überhaupt nichts.

Die Merkles haben angeboten, dass das Aktionsbündnis bei dem Kampf gegen Amokläufe und der Präventionsarbeit auch das dichte Netz der Schützenvereine nutzen könnte. Ist das für Sie eine Option?
Die Merkles haben dem AAW schon einmal das Angebot gemacht bezüglich Präventionsarbeit das dichte Netz der Schützenvereine zu nutzen, dies war beim beim Runden Tisch in Bad Boll 2009. Leider waren es nur leere Versprechungen.

Gemeinsam in der realen Welt auf dem Schießstand zu agieren, sei für Jugendliche allemal besser, als sich hinter dem Computer zu verkriechen, sagen die Merkles…
Tim K. hat sowohl auf seinem Computer Ego-Shooter gespielt, als auch auf dem Schießstand mit der Beretta seines Vaters geübt. Beides war nicht von Vorteil für meine Tochter.