Oliver Halder zieht täglich im Wunnebad seine Bahnen. Doch jetzt lädt der 39-jährige leidenschaftliche Schwimmer zur Querung des Bodensees ein.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Winnenden - Früher habe er „extrem nichts“ gemacht, sagt Oliver Halder. Eine nette Umschreibung für: keinen Sport getrieben und ziemlich ungesund gelebt. Das ist lange her. Vor ein paar Jahren hat der 39-jährige Industriekaufmann, der in Winnenden eine Werbeagentur betreibt, das Langstreckenschwimmen entdeckt. „Vorher war ich 20 Jahre gar nicht im Bad“, sagt er und grinst. Damals hatte Halder gut 20 Kilogramm Übergewicht. Alles ist wegtrainiert. Jetzt ist er Stammgast im Wunnebad in Winnenden, kommt täglich, manchmal sogar zweimal und legt mindestens zwei Kilometer zurück. An manchen Tagen kommen auch zehn Kilometer zusammen.

 

Wettkampfschwimmer ist Halder nicht, noch jedenfalls nicht. Aber er lässt schwimmen. Der Geschäftsmann sponsert seit gut einem Jahr den Stuttgarter Extremsportler Bruno Dobelmann, der im Sommer vergangenen Jahres als erster die Doppelbeltquerung geschafft hat, von Fehmarn in Deutschland nach Rödby in Dänemark und wieder zurück: 50 Kilometer, 19 Stunden ohne Neoprenanzug. Danach haben die beiden nach einem Veranstalter gesucht, der eine Bodenseelängsquerung ausrichtet. Sie mussten feststellen, dass es keinen gibt. Also hat sich der Mann aus Winnenden entschlossen, selbst so ein begleitetes Bodenseeschwimmen auszuschreiben. Ende Mai ist die Premiere, dann will Dobelmann nonstop die rund 64 Kilometer von Bodman nach Bregenz schwimmen.

Halder hat einen Narren gefressen am Freiluftschwimmen. Im vergangenen Jahr hat er im Wunnebad gut 1000 Kilometer zurückgelegt, bei Hitze im Hochsommer und bei Schneefall im Winter. „Warum ich das tue, frage ich mich auch manchmal, wenn ich bei Minusgraden aus der Halle rüber zum Sportbecken laufe.“ Die Antwort kommt schnell: „Es ist einfach super, in der eisig kalten, aber unglaublich frischen Luft durch das 23 bis 25 Grad warme Wasser zu pflügen.“ Man könne gut abschalten und den Tag gedanklich vorbereiten oder auch Revue passieren lassen. Es mache großen Spaß, im Dunkeln bei Flutlicht zu schwimmen oder unter einem Sonne durchfluteten Himmel. Regen könne auch interessant sein, weniger schön sei Schwimmen bei Hagel, „ein Gefühl, als ob man auf dem Kopf ein Schlagzeugsolo gespielt bekommt, gewöhnungsbedürftig“. Beim Kraulen trägt Halder immer einen kleinen Bahnenzähler mit Beschleunigungsmesser am Handgelenk. Ohne dieses Gerät, sagt er, sei es kaum möglich, sich die geschwommenen Meter zu merken.

Die jetzt im Internet ausgeschriebene Bodenseequerung komme gut an bei vielen schwimmbegeisterten Männern und Frauen, sagt Oliver Halder. „Wir haben noch keine Werbung gemacht, aber schon 120 Leute auf unserer Facebook-Seite.“ Es gebe bereits jede Menge Anfragen über die Internetplattform. Ausgeschrieben sind neben der Längsquerung auch eine Breitenquerung (zwölf Kilometer) sowie eine Dreiländerquerung (38 Kilometer). Wer mitmachen möchte, muss sich verbindlich anmelden, zwischen 226 und 523 Euro überweisen und auf eigene Faust ein Begleitboot chartern. Der Veranstalter stellt einen sogenannten Observer.

Alle Interessenten müssen vor dem Start nachweisen, dass sie tatsächlich mehrere Stunden lang in kaltem Wasser durchhalten. Für die Königsetappe rechnet Halder mit einer Schwimmzeit von rund 24 Stunden. Ob er selbst auch einmal antritt, zumindest bei der kürzeren Breitenquerung, das, sagt der Organisator, wolle er jetzt noch nicht entscheiden.

// Informationen zum Bodenseeschwimmen www.bodenseequerung.de