Bei der Siedlung Arkadien in Winnenden sind in mancherlei Hinsicht neue Wege beschritten worden. Darüber wurden Interessierte im Rahmen des Tages der Architektur nun informiert.

Winnenden - Manche Siedlungen wirken an einem Regentag wenig einladend. In Arkadien, einem Neubauquartier in Winnenden für gut 400 Menschen in einem Zwickel zwischen dem Zipfelbach und der früheren Bundesstraße 14, verhält sich das anders, weil das Regenwasser dort eine wichtige Funktion erfüllt. Es läuft über die Straßenoberflächen in dem Wohngebiet, vermischt sich dort mit dem Wasser aus zwei Brunnen und füllt mehrere kleine Teiche, die bis unmittelbar an die Häuser heranreichen.

 

Manche Bewohner, so konnte Projektleiter Wolf-Dieter Fuchs bei einer Besichtigung im Rahmen des Tages der Architektur am Samstag zeigen, verfügen über kleine Stege, auf denen man über dem Wasser schwebend sitzen kann. Und die Kinder haben ihre Freude an einem Matschspielplatz, der sich dort befindet, wo der künstliche Wasserlauf in den Zipfelbach fließt.

Arkadien, das von der Ludwigsburger Strenger Gruppe vor rund drei Jahren in der jetzigen Form fertig gestellt worden ist, wurde am Samstag auf Einladung der Architektenkammer Rems-Murr einer Gruppe von Interessierten präsentiert. Das Grundthema war, wie es in einer Neubausiedlung möglich ist, gestalterische Prinzipien durchzuhalten. Das war in den 1990er Jahren noch nicht absehbar, als der dort befindliche Holz verarbeitende Betrieb Nusser, der sich dort über knapp vier Hektar ausbreitete, wegen Insolvenz seine Pforten schloss. Es dauerte einige Zeit, bis sich die Strenger Gruppe, die das Areal vom Insolvenzverwalter erworben hatte, mit dem Projekt Arkadien Freunde machen konnte. Es habe geholfen, dass die Gemeinderäte und einige Interessierte bereits ähnliche Projekte im Kreis Ludwigsburg besichtigen konnten.

Der Namen Arkadien leitet sich von einem Art mystischen Idealland der Antike ab, wo die Bewohner „in Einklang mit ihren Mitmenschen und den Tieren leben“, wie der technische Leiter, der Firma Strenger, Helmut Kilger, den Besuchern am Samstag erklärte. In die Prinzipien des Städtebaus übersetzt bedeute dies eine ökologische Schwerpunktsetzung. Ein Teil des Zipfelbachufers ist renaturiert worden, die nicht belasteten Abbruchmaterialien wurden zur Bodenauffüllung verwendet. Ein zentrales Blockheizkraftwerk versorgt einen Teil der Häuser mit Wärme. Auch der Straßenverkehr nimmt in der Siedlung nicht mehr zu großen Rang ein. Statt Garagen, welche die Straßen zuriegeln, sind Carports vorgeschrieben. Zudem gehen öffentliche und private Flächen ohne sichtbare Grenzziehungen ineinander über. Es entstehen auf diese Art fast dörflich anmutende Ecken, was den nachbarschaftlichen Beziehungen zugutekommt.

Nichtsdestotrotz ist Arkadien auch ein Investitionsobjekt – nach Angaben des technischen Leiters Helmut Kilger haben sich die Verkaufspreise der 163 Wohneinheiten auf 50 Millionen Euro addiert. Dass trotz der teilweise recht dichten Bebauung ein freundliches Gesamtbild entstanden ist, ist der südlichen Gestaltung der Häuser geschuldet sowie den Pastellfarben, welche an den Fassaden verwendet wurden.

Damit die Siedlung ihren Charme behält, habe jeder Käufer eine sogenannte Gestaltungssatzung unterschreiben müssen, erklärte Fuchs. Sie verpflichtet unter anderem, nur bestimmte Gewächse im Garten zu pflanzen, und legt auch die Fassadenfarbe fest. Das Ganze sei rechtlich abgesichert, so dass auch künftige Besitzer sich daran halten müssten, versicherte Fuchs.