Nach dem Amoklauf hat der CDU-Stadtrat Richard Fischer den Krisenstab im Winnender Rathaus geleitet. So ruhig wie energisch engagiert er sich auch in kirchlichen und sozialen Dingen. Dafür erhält er nun das Bundesverdienstkreuz.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Er ist kein Mensch der lauten Töne oder großen Worte. „Ich bin lieber im Arbeitsanzug“, sagt Richard Fischer, als während des Gesprächs ständig der Fotoapparat klickt. Über sich zu berichten oder sich gar in den Mittelpunkt zu stellen, das ist nicht sein Ding. Dabei kann der 72-Jährige auf eine außergewöhnliche Bilanz an Leistungen verweisen, die er für seine Mitmenschen erbracht hat und immer noch leistet. So hat der CDU-Fraktionssprecher im Winnender Gemeinderat als ehrenamtlicher Stellvertreter des Oberbürgermeisters ohne zu zögern ein Amt übernommen, das höchste Ansprüche stellte: Er leitete nach dem Amoklauf an der Albertville-Realschule den Krisenstab im Rathaus, weil der hauptamtliche Stellvertreter krankheitshalber ausgefallen war.

 

Leiter des Krisenstabs nach Amoklauf in Winnenden

„Mir haben dabei meine beruflichen Erfahrungen sehr geholfen“, sagt Richard Fischer, der von 1964 bis 1995 als Berufssoldat bei der Bundeswehr im Bereich der Logistik diente. „Ich war es gewohnt, Konferenzen zu organisieren und zu leiten. Das hat natürlich geholfen, wenn man eine Gruppe von Menschen moderiert, von denen alle Spezialisten auf ihrem Gebiet sind, seien es Psychologen, Polizisten, Notfallseelsorger oder Leute vom Regierungspräsidium oder dem Staatsministerium.“ Auch die täglichen Pressekonferenzen im Rathaus gehörten damals zu seinen Aufgaben. „Wir hatten dabei großartige Unterstützung vom Regierungspräsidium Stuttgart. Jeden Tag setzten wir einen Schwerpunkt, über den wir berichteten. Das war wichtig, denn so war klar, dass sie umfassend über alles informiert werden.“

Nach der Ausbildung zum Industriekaufmann kam Richard Fischer 1964 zur Bundeswehr. Ellwangen, Tauberbischofsheim, Bremen und zuletzt Stuttgart waren einige der Stationen seines Arbeitslebens in Uniform. „Nachdem meine Eltern nach Berglen-Oppelsbohm gezogen waren, habe ich mir gesagt, ich suche mir einen Wohnort in der Nähe.“ So kam der gebürtige Grunbacher nach Höfen. „Ich habe die selben Wurzeln wie Friedrich Seibold. Er stammt auch aus Grunbach. Als Jugendlicher habe ich mit ihm zusammen im Posaunenchor gespielt“, sagt er über den letzten Bürgermeister des Winnender Teilorts Birkmannsweiler, der direkt neben Höfen liegt. „Ich lebe seit 1977 in Höfen und fühle mich da sehr wohl.“ Dort bläst er im Posaunenchor die Tuba. „Ich spiele seit 57 Jahren in Posaunenchören. Ich habe auch schon andere Instrumente gespielt, aber die Tuba ist für mich die Krönung“, sagt er.

Kreisgeschäftsführer der CDU und begeisterter Musiker

Die CDU sei seine politische Heimat. In den 70er-Jahren trat Fischer der Partei als Mitglied in Bremen bei. Die Hansestadt war damals eine rote Hochburg, immer wieder kam es zu Krawallen, die bundesweit für Aufsehen sorgten. Nachdem er nach Winnenden gezogen war, wurde Fischer vom dortigen CDU-Ortsverein sofort in den Vorstand gewählt, wo er heute noch einer der stellvertretenden Vorsitzenden ist. Seine Pensionierung kam dem Kreisverband der Partei 1995 gerade recht, da der Posten des Geschäftsführers vakant war. „Ich habe mich beworben und bin dann 16 Jahre lang Geschäftsführer gewesen“, sagt das Organisationstalent.

Doch bei dieser Beschäftigung allein beließ es Richard Fischer nicht. Er war zudem von 1993 bis 2000 Schöffe am Stuttgarter Landgericht, ist seit vielen Jahren Mitgliede des Kirchengemeinderats in Höfen und ist Mitgründer des Winnender Tagesmüttervereins. „Heute haben wir vier Festangestellte und 138 Kinder in Betreuung.“ Für sein Engagement im kommunalpolitischen, sozialen und kirchlichen Bereich überreicht ihm an diesem Freitag die Sozialministerin Katrin Altpeter das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Die Stadt Winnenden gibt ihm zu Ehren dazu einen Empfang im Rathaus.