Für das neue Rems-Murr-Klinikum in Winnenden, das im Sommer bezogen werden soll, sind offenbar rund 300 Stellplätze zu wenig kalkuliert worden. Die Klinikleitung will nachbessern und möglichst rasch ein Parkhaus bauen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Winnenden - Auf der „Piazza“ vor dem Hauptgebäude haben bereits kleine Bäumchen Wurzeln geschlagen. Ein Elektriker prüft die Funktion einer Schranke, der überwiegende Teil der Handwerker ist im Inneren mit dem finalen Wiederaufbau der von den Wasserschäden betroffenen Bereiche beschäftigt. Jürgen Winter ist zuversichtlich, dass am 4. Juli die offizielle Einweihungsparty steigen und das neue Kreiskrankenhaus in Winnenden zwei Wochen später tatsächlich in Betrieb genommen werden kann.

 

Aufsichtsrat mit Vorschlag überrascht

Sorge bereitet dem Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken zurzeit eher die neu gestellte Parkplatzfrage. Wie berichtet, hatte Winter den Aufsichtsrat der Kreiskliniken in dessen jüngster Sitzung mit dem Vorschlag überrascht, auf dem Krankenhausgelände kurzfristig noch ein Parkhaus bauen und auf diese Weise 300 zusätzliche Stellplätze schaffen zu wollen. Im Klinikgremium sowie im Kreistag haben er und der Landrat Johannes Fuchs dafür heftige Kritik einstecken müssen. Nicht der Wunsch an sich war den Kreis- und Aufsichtsräten sauer aufgestoßen, sondern der Zeitpunkt der Äußerung kurz vor der Fertigstellung des Krankenhauses.

Gestern hat sich Winter bei einem eigens anberaumten Pressetermin auf der Baustelle dafür gerechtfertigt. Flankiert wurde der Klinikdirektor von Dirk Braune, dem Geschäftsführer der Kreisbaugruppe. Diese zeichnet nicht nur für den Bau und das Management mehrerer kreiseigener Gebäude verantwortlich, sondern auch für das an das Kreiskrankenhaus in Schorndorf angeschlossene Gesundheitszentrum. Dort, so Braune, habe man auch erst im laufenden Betrieb seine Erfahrungen mit Parkplatzbedarf und Parkerstruktur gesammelt und entsprechend nachgerüstet.

Der Bedarf liegt bei 1000 Stellplätzen

Auf Grundlage dieser und der Erfahrung anderer „Referenzobjekte“, die in der jüngeren Vergangenheit fertiggestellt worden seien, gehe man für das Winnender Krankenhaus nun von einem Bedarf von rund 1000 Stellplätzen aus, sagt Jürgen Winter. Knapp 600 habe man bei dem Baubeschluss vor fünf Jahren eingeplant und damit noch weit mehr als jene 380 Parkplätze kalkuliert, die das Baurecht als Mindestbedarf vorschreibt. Dann aber habe sich die Baustelle dynamisch entwickelt. Der Kreis habe den Bau eines Gesundheitszentrums mit Arztpraxen, Rehaeinrichtungen und anderen Dienstleistern der Gesundheitsbranche beschlossen, außerdem ein weiteres Gebäude, in dem die Verwaltung, ein Lehrkrankenhaus und eine Kindertagesstätte untergebracht werden.

Zwischenzeitlich habe man eine Fläche mit weiteren 120 Stellplätzen in die Planung einbezogen, doch auch diese Erweiterung sei aus heutiger Sicht nicht mehr ausreichend. „Die mittlerweile 700 Parkplätze werden nicht genug sein“, sagt Winter. Insbesondere in Zeiten des Mitarbeiter-Schichtwechsels werde es Engpässe geben.

Baubeginn für Parkhaus frühestens Ende des Jahres

Über den Vorwurf, man habe all dies von Anfang an im Hinterkopf gehabt und nur nach einem geeigneten Zeitpunkt gesucht, um den Entscheidungsgremien weitere Kosten unterzuschieben, schüttelt Winter den Kopf. Und auch Dirk Braune betont, dass es überhaupt keinen Sinn ergäbe, bei der Gesamtrechnung „ausgerechnet einen wirtschaftlichen Teil zu unterschlagen“. Das Parkgeschäft sei keineswegs ein defizitäres, „in Schorndorf verdienen wir gutes Geld damit“. Spätestens in 20 Jahren wären die Baukosten – pro Stellplatz muss mit rund 6000 Euro gerechnet werden – auch in Winnenden refinanziert.

Braune und Winter wollen jetzt mit Hochdruck verschiedene Varianten der Parkplatzerweiterung auf dem Klinikareal untersuchen lassen und diese den Entscheidungsgremien vorlegen. Möglichst noch vor der Sommerpause solle der Grundsatzbeschluss fallen. Mindestens ein Jahr lang wird der Gesundheitscampus indes mit dem vorhandenen Parkraum auskommen müssen. Den Baubeginn kalkuliert Braune frühestens zum Jahreswechsel. Weitere fünf bis acht Monate würden bis zur Fertigstellung ins Land gehen.