Sie legt ihre Eier in Weintrauben, Kirschen und Beeren ab. Momentan lässt sich der aus Asien stammende Schädling zwar noch selten in den heimischen Weinbergen blicken, aber das kann sich bei einem Wetterwechsel schnell ändern.

Feuerbach - Momentan ist die Situation relativ entspannt“, sagt der Weinbauberater Lothar Neumann. Der beste Schutz gegen die sich rasch vermehrenden Kirschessigfliegen ist trockenes und warmes Wetter. Temperaturen über 30 Grad verträgt der Schädling gar nicht. „Da kann sich die Population nicht weiter aufbauen“, berichtet Fabian Rajtschan, der am Lemberg und auf der Hohewart Rebflächen hat. Bisher habe er lediglich an einer offenen Beere einen Befall mit der Kirschessigfliege festgestellt, sagt der Feuerbacher Winzer. Wichtig sei auch, dass bisher relativ wenige Wespen im Wengert aufgetaucht seien und Trauben angestochen hätten. „Das spielt uns derzeit in die Karten“, sagt er. Denn der ursprünglich in Asien heimische Schädling sucht sich gerne durch Wespenfraß oder auch Vögel und andere Wildtiere vorgeschädigte Trauben für seine Eiablagen aus. Rajtschan schützt seine Dornfelder-Trauben deshalb mit einem engmaschigen blauen Netz und Wäscheklammern. Denn nicht nur Insekten wie die Kirschessigfliege sondern auch Vögel, Dachs, Fuchs und Rehe kommen aus dem nahen Wald am Lemberg und machen sich über die Trauben her. „Bei Rehen habe ich schon mehrfach beobachtet, dass sie das Netz wegschieben, um an die Weintrauben heranzukommen“, sagt er.

 

Kein Grund zur Entwarnung

Doch weder für Rajtschan noch für seinen Wengerter-Nachbarn Joachim Friedrich, der am Höhenweg hauptsächlich Trollinger anbaut, besteht derzeit Grund zur Entwarnung. Denn in Friedrichs Köderfallen, die er teilweise mit Apfelessig und Wasser, aber auch alternativ mit Rotwein oder Aceton befüllt, schwimmen täglich Dutzende der Schädlinge: „Und jeden Tag findet man mehr in der Falle“, sagt Friedrich. Er fürchtet, dass die Eiablagen am Lemberg bald zunehmen könnten, vor allem bei einem Wetterumschwung.

Ähnlich äußert sich auch Rajtschan. „Die letzten Tage haben zwar gutgetan und die Population der Schädlinge stark zurückgedrängt.“ Aber auch er hat das untrügliche Gefühl, dass „da noch was kommt“, sagt der junge Winzer, dessen Weine schon mehrfach prämiert worden sind. In den Obstgärten auf der Hohewart tummelte sich die Fliege schon vor Wochen: „Bei dem einen etwas weniger, bei dem anderen etwas mehr“, sagt Steffen Wirth, der Vorsitzende des Wein-,Obst und Gartenbauvereins (WOGV) Feuerbach.

Die Fliegen vermehren sich sehr schnell

Der ursprünglich in Asien heimische Schädling befällt alle weichfleischigen Obstarten und vor allem die roten Weinsorten. Weil sich die Fliegen extrem rasch vermehren und von der Eiablage bis zur Geschlechtsreife nur 14 Tage benötigen, kann die Population bei feucht-warmer Witterung binnen kurzer Zeit explodieren. Eine weitere Besonderheit der Kirschessigfliege ist ihr höchst effizienter Legeapparat: „Am Rumpf befindet sich beim Weibchen eine Art Minisäge, um die Haut der Beeren aufzuritzen und dann die Eier darin abzulegen“, erklärt Friedrich. Der Effekt ist bitter: Die in den Beeren wachsenden Larven verwandeln den Fruchtzucker binnen kürzester Zeit in Essig. Das kann den Ertrag im Weinberg schnell einmal um ein Viertel oder Drittel reduzieren. „Je nach Lage breitet sich die Kirschessigfliege verstärkt aus“, erklärt Friedrich. Rebflächen an Waldrädern und mit naturbelassenen Hecken sind stärker vom Befall betroffen: „Genau so ein ökologisches Mischgebiet haben wir hier am Lemberg“, sagt Friedrich.

Der Schädling befällt erst ab einer gewissen Reife die Trauben

Der Heilbronner Weinbauberater Lothar Neumann sieht aber momentan noch keinen Handlungsbedarf und lobt die örtliche Winzer, die durch vorbeugende Maßnahmen alles dafür getan hätten, dass sich Drosophila suzukii in diesem Jahr nicht weiter ausbreiten konnte. Dazu gehört auch, die Blätter um die Trauben rechtzeitig zu entfernen, damit viel Sonne an das Lesegut kommt. „Solche Verhältnisse mag die Kirschessigfliege gar nicht“, sagt Karl-Hugo Sigle, der am unteren Lemberg Müller-Thurgau und Riesling anbaut. Bisher habe er in seinem Wengert noch keine Eiablagen oder Essigfäule zu verzeichnen gehabt, sagt er. Stattdessen hat sein Riesling den Sonnenbrand bekommen.

Doch die Winzer in Feuerbach bleiben in Habachtstellung. „Erst ab einer gewissen Reife der Trauben werden die Viecher angezogen, so ab 60 Grad Öchsle geht die Fliege auf die Trauben“, sagt Friedrich.

Spielt das Wetter weiter mit, könnte es dennoch ein guter Jahrgang werden. So schwankt die Haltung vieler Wengerter in Feuerbach zwischen Hoffen und Bangen. „Unsere Werkstatt ist halt im Freien, da kann immer etwas dazwischenkommen“, sagt Weingärtnerin Ingrid Hörenberg.