Jürgen Franke hat das „Millionenspiel“ entwickelt, das gerade bei S-21-Gegnern beliebt ist. Wir haben es gespielt und nach knapp einer Stunde und die Kollegin Alexandra Kratz hat ihre beiden Mitspieler ziemlich alt aussehen lassen.

Filder - Der erste Versuch ohne den Erfinder scheitert grandios. Nach einer halben Stunde packen wir die Geldscheine, die Presse-Spielfigur und die Spielsteine mit den bunten Fahnen wieder ein. Doch Jürgen Franke muss nicht lang überredet werden. Er führt uns gern in das Spiel ein. Eine Ähnlichkeit mit dem Klassiker „Monopoly“ sieht er nicht: „Das Spielfeld ist aber ebenfalls quadratisch.“ Dann geht es auch schon los. Reihum wird gewürfelt. Zuvor haben die Kollegin Alexandra Kratz, Franke und meine Wenigkeit die besagten Fähnchen auf mögliche Projekte in Vaihingen gesetzt. Für jedes Feld bekommt man den dazu passenden Geldschein, wenn die Figur dort stoppt.

 

Franke schnappt sich den zehn Millionen Euro teuren Regionalbahnhalt. „Das ist mein Lieblingsfeld“, sagt er. Kein Wunder, schließlich setzt sich der überzeugte S-21-Gegner seit geraumer Zeit dafür ein. Schnell werden aus den Fähnchen Häuser. Will heißen: das Projekt ist verwirklicht und bringt dem Spieler nun Punkte. Dumm nur, wenn man wie ich auf das Feld „S-21-Ausstellung“ hüpft und eine Million Euro blechen muss. Zumal sich dadurch der Bau der Behindertentoiletten verzögert.

Das rote Flughafenfeld kostet acht Millionen Euro

Bei der 150. Montagsdemonstration wurde das Spiel erstmals verteilt. 400 Exemplare seien wohl im Umlauf, schätzt der 52-Jährige, dessen Familie als Testspieler herhalten musste. Wie lang das Spiel dauert? „45 Minuten bis mehr als zwei Stunden“, sagt Franke, dem diesmal das Würfelglück nicht hold ist. Er landet auf dem roten Parkfeld und schon sind die sechs Millionen Euro für die Hortplätze flöten. „Das ist fast wie im richtigen Leben“, sagt Franke schmunzelnd. Derweil klettert die Kollegin mit ihrer Spielfigur auf der Popularitätsskala nach oben, und auch die Stimmung neigt sich gen Kopfbahnhof 21.

Und ich lande prompt auf dem roten Flughafen-Feld. Acht Millionen Euro soll ich löhnen, doch ich bin blank und muss daher keine Geldscheine abgeben.

Franke zeigt sich als guter Verlierer

Mit seinem „Millionenspiel“ will der Dürrlewanger in der Theorie zeigen, welche Projekte umgesetzt werden können, wenn S 21 nicht gebaut werden würde. Die S-21-Gegner haben in diesem Fall ein Plus in Vaihingen von 100 Millionen Euro errechnet. Die Kollegin verliert derweil ein wenig den Überblick. Vor ihr liegen einfach zu viele Geldscheine.

Bei den regelmäßigen Treffen der Vaihinger für den Kopfbahnhof bleibt aber keine Zeit zum Spielen. „Da müssen wir weitere Aktionen planen“, sagt Franke. Er und seine Mitstreiter haben das Spiel kurz vor Weihnachten den Bezirksbeiräten geschenkt. „Manch einer hat es lieber erst im nicht-öffentlichen Teil angefasst“, sagt der überzeugte Stuttgart 21-Gegner.

Ein letztes Mal greift die Kollegin zum Würfel, dann hat sie die 100 Punkte erreicht und gewinnt. Franke hat 30 Punkte. Ich lande immerhin bei 88 Punkten. Auf dem S-21-Büro liegt mittlerweile ein „Oben-bleiben“-Kreis und die Stimmung für K 21 ist super.

Der Spielerfinder blickt auf die Geldscheine: „Es wäre schön, wenn wir die auch in der Realität bekommen würden.“ Da kann er eine Niederlage im „Millionenspiel“ ganz gut verschmerzen. Zumal Franke ohnehin ein guter Verlierer ist, zumindest, wenn es um sein eigenes Spiel geht.