Der Alte Zoll in der Geislinger Fußgängerzone muss dringend saniert werden. Die Stadt hat das stattliche aber auch marode Gebäude gekauft und möchte dort Paare trauen lassen. Engagierte Geislinger Bürger träumen außerdem von einer Brauhausgaststätte mitten in der Altstadt.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Der Alte Zoll aus dem Jahr 1495 in der Geislinger Fußgängerzone soll aufgemöbelt werden. In einem Grundsatzbeschluss hat der Gemeinderat entschieden, in dem denkmalgeschützten Prachtbau vor allem Platz für die Verwaltung zu schaffen. Auch eine Anlaufstelle für Touristen, das städtische Bürgerbüro und der Trausaal sollen hier unter einem Dach untergebracht werden. Ausdrücklich wird der Alte Zoll keinem Investor zum Kauf angeboten, sondern öffentlich nutzbar gemacht, so der Beschluss.

 

Was die Sanierung kosten wird, weiß noch niemand genau

Wie teuer die dringend notwendige Sanierung des Gebäudes werden wird, ist noch unklar. Denkmalschützer schreiben dem Haus eine herausragende historische Bedeutung zu. Die bisher veranschlagten 2,5 Millionen Euro dürften aber bei weitem nicht ausreichen, sagte der Geislinger Bauamtsleiter Karl Vogelmann.

Auch ein Museum war hier schon mal geplant

Die meisten Etagen des sechsstöckigen stattlichen Fachwerkbaus standen in den vergangenen Jahren leer, weil es offenbar einen großen Sanierungsstau gab. Die Idee, hier Wohnungen zu schaffen, wurde ebenso so wieder verworfen wie das vom Südmährerbund geplante Landesmuseum zur Geschichte der Vertriebenen, das mit einem Museum für städtische Migrationsgeschichte hätte kombiniert werden sollen. Lediglich das Erdgeschoss ist mit Ladengeschäften bestückt.

Die Stadt will die Verantwortung für das Haus tragen

Die Stadt kaufte den Alten Zoll vor zwei Jahren schließlich, um damit eines der ältesten und bedeutendsten Gebäude in der Altstadt vor dem Verfall zu retten, dem Holzwurm und Hausschwamm bereits zugesetzt haben, wie Vogelmann erläuterte. Aus Kostengründen wäre es für die Stadt günstiger gewesen, das Anwesen an einen Generalunternehmer zu übertragen, heißt es in der Vorlage. Da man aber fürchtete, dass nach einer Sanierung dann beispielsweise die entstandenen Wohnungen verkauft und sich die künftigen Teileigentümer bei weiteren Instandhaltungsarbeiten nicht einig sein könnten, wurden die Pläne verworfen. Stattdessen befürworteten die Stadträte mehrheitlich den Plan, im Erdgeschoss ein Bürgeramt samt Anlaufstelle für Touristen anzusiedeln und das erste und zweite Geschoss für städtische Ämter zu nutzen.

Ein Trausaal ist im Dachgeschoss vorgesehen

Im ersten und zweiten Dachgeschoss sind der Trau- und ein Mehrzwecksaal sowie Besprechungsräume vorgesehen. Weitere Ideen hat eine Gruppe von Bürgern beigesteuert, die sich an dem Geislinger Stadtentwicklungskonzept „Mach fünf“ beteiligen. Die Bürger um die Ortsvorsteherin von Geislingen-Weiler, Bettina Maschke, und den Stadtrat Bernhard Lehle, die offenbar vor allem auch die Belebung der Geislinger Fußgängerzone im Auge haben, machen sich für eine gastronomische Nutzung wie beispielsweise eine Brauereigaststätte mit Außenbewirtung im und vor dem Alten Zoll stark. Dann könnten zum Beispiel Hochzeitsgesellschaften im Anschluss an die Trauung direkt in demselben Gebäude weiterfeiern.

Die Kaiserbrauerei winkt ab

Christoph Kumpf von der Geislinger Kaiserbrauerei Kumpf bezeichnete ein solches Engagement als „im Moment nicht denkbar“. Das Unternehmen, das sich im Insolvenzverfahren befindet, wolle sich außerdem auf das Bierbrauen konzentrieren und nicht den Geislinger Wirten Konkurrenz machen, die wichtige Kaiserbierabnehmer seien. Aus diesem Grund habe man auch die eigene Brauereigaststätte verpachtet.