Leinfelden-Echterdingen bekommt zunehmend Probleme mit Gewerbebetrieben, weil die Stadt kein Bauland in petto hat. Ein Automobilzulieferer denkt laut über einen Wegzug nach.

Leinfelden-Echterdingen - Die Große Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen will sich bei der Entwicklung neuer Bauplätze für die Wirtschaft ins Zeug legen. „Null Quadratmeter Gewerbeflächen anbieten zu können, ist für mich ein untragbarer Zustand“, sagte der Oberbürgermeister Roland Klenk in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

 

Welche Probleme nicht vorhandenes Angebot auslösen kann, hatte die Firma JW Froehlich einer großen Delegation des Gemeinderats bereits tags zuvor vor Augen geführt. Der weltweit agierende, seit 1979 in Leinfelden ansässige Hersteller von Prüfsystemen für die Automobilindustrie platzt an der Kohlhammerstraße aus allen Nähten und würde, dazu bekannte sich Geschäftsführer Daniel Ludin, liebend gern das Betriebsgelände vergrößern.

Hindernisse über und unter der Erde

Indes: diese Idee ist problembehaftet. „Wir sind von drei Seiten von Wegen beengt“, sagte Ludin. Das Gelände arrondieren und den Fußweg darum herumführen, springt als Lösung eigentlich sofort ins Auge. So einfach liegt der Fall laut der Baubürgermeisterin Eva Noller aber nicht. Sie äußerte auf Nachfrage unserer Zeitung Vorbehalte gegen den Einbau eines Umwegs in den von Süd nach Nord durch das ganze Gewerbegebiet verlaufenden Fußweg. Insbesondere im Blick auf die entstehende Stadtbahnstation an der Markomannenstraße sei eine fußgängerfreundliche Anbindung ein wesentlicher zu beachtender Aspekt.

Noch schwerer wiegen für Noller jedoch unsichtbare Hindernisse am Standort der Maschinenfabrik. Nach ihren Angaben befinden sich „verschiedene Leitungen, Kanäle und ein Regenrückhaltebecken“ im Untergrund des Bereichs, den das Unternehmen gern überbauen würde. „Das ist ein gravierender Punkt, eine Verlegung wäre nur mit einem finanziellen Aufwand in siebenstelliger Höhe möglich“, sagte sie.

Geschäftsführer erläutert Plan B

Gleichwohl scheint in der Sache noch nicht das letzte Wort gesprochen zu sein. „Ich bin für Gespräche offen“, sagte Noller im Gespräch mit unserer Zeitung. Termine sind offenbar noch nicht vereinbart. Der Gemeinderatsdelegation schilderte Geschäftsführer Ludin den Expansionsdruck und offenbarte unverhohlen einen Plan B – für den Fall, dass eine Erweiterung in Leinfelden scheitern sollte. Dann werde das am Standort Plochingen bereits erworbene Grundstück überbaut, ließ Ludin unter Verweis auf Gewerbesteuerzahlungen in Höhe von einer halben Million Euro an die Stadt L.-E. durchblicken.

Druck droht, wie die Bürgermeisterin in der vor dem Gemeinderat vorgetragenen Halbzeitbilanz zum Flächennutzungsplan 2020 darstellte, nicht nur aus der Wirtschaft, sondern auch von anderer Stelle. „Die hohe Standortgunst auf den Fildern wird mit dem Fernbusterminal und dem Fernbahnhof am Flughafen noch zunehmen und Siedlungsdruck erzeugen“, sagte sie. Die Stadt müsse an die Entwicklung neuer Gebiete für Wohnen und Gewerbe herangehen, „um damit auch ungewollte Entwicklungen zu verhindern“. Andere Kommunen in der Region hätten ihr Kontingent bereits ausgeschöpft.

L.-E. fürs Wohnen ungeeignet?

Gegen das Ausreizen des gesamten Potenzials wandte sich die Grünen-Fraktionsvorsitzende Ingrid Grischtschenko. Sie verwies auf die – bisher auf verhaltenes Interesse stoßende – Innenentwicklung. Auf deren Grenzen hob Wolfgang Haug (FDP/LE-Bürger) ab. Seiner Ansicht nach ist die Bilanz des Flächennutzungsplans „unrühmlich“. Bevor weitere Firmen abwanderten, „müssen wir eine Offensive starten“.

Nach Auffassung des CDU-Stadtrats Klaus Machanek ist L.-E. mehr als Gewerbestandort, aber weniger fürs Wohnen geeignet. Walter Vohl (Freie Wähler) sagte, ein verantwortungsvoller Umgang mit Bauflächen diene auch der Lebensqualität. OB Roland Klenk wünschte sich „sechs bis sieben Hektar Reserve“ bei den Gewerbeflächen und warnte davor, den Bogen bei der Innenentwicklung zu überspannen: „Ich möchte keine zugepflasterten Innenräume.“