Eine Befragung von mehr als 500 Unternehmen ist jetzt ausgewertet. Jeder fünfte Betrieb in Leinfelden-Echterdingen benötigt Flächen zur Erweiterung.

Leinfelden-Echterdingen - Die Wirtschaft – das unbekannte Wesen. Diese Einschätzung gilt für die Große Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen inzwischen nicht mehr. Die Stadtverwaltung hat dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung eine Zusammenfassung der Ergebnisse einer nicht anonymisierten Unternehmensbefragung präsentiert. Die mit der Durchführung und Auswertung beauftragte Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung (Gefak) stellt darin bei den Firmen eine hohe Zufriedenheit mit dem Betriebsstandort fest.

 

Josef Rother von Gefak hat zur Einordnung der Umfrageerbnisse Studien aus anderen deutschen Städten in „ähnlicher Schattenlage“ wie L.-E. herangezogen. Das Ergebnis: Verglichen mit Hürth (nahe Köln) und Dachau (nahe München) schneidet die Filderkommune insbesondere bei den sogenannten weichen Standortfaktoren wie beispielweise Bildungsangebot, Erholungs-, Kultur- und Freizeitangebot oder Einkaufsmöglichkeiten besser ab.

Wichtige Kenndaten für die Wirtschaftsförderung

Mit der Befragung hatte die Stadt direkt 500 von insgesamt circa 2300 Unternehmen aus allen Branchen angesprochen. Die Rücklaufquote der vierseitigen, eng bedruckten Fragebögen beträgt 33 Prozent. Damit ist die Gefak sehr zufrieden. Für die Rathausspitze und die Stabsstelle Wirtschaftsförderung hat die Unternehmensbefragung wichtige Kenndaten geliefert, die als Entscheidungsbasis für künftige wirtschaftspolitische Entscheidungen herangezogen werden sollen. Im Rathaus kennt man nun auch im Ansatz die Pläne einzelner Betriebe.

Insgesamt kommt offenbar eine „sehr dynamische Entwicklung“ (Rother) auf die Stadt zu. Zwei Drittel der Unternehmen in der Großen Kreisstadt wollen zusätzliches Personal einstellen. Mehr als ein Fünftel beschäftigt sich aktuell mit Planungen für Standorterweiterungen. Die Stadtverwaltung kann die entstehende Nachfrage nach Flächen zurzeit allerdings nicht bedienen (wir berichteten). Neue Gewerbebauflächen müssen erst noch aus dem Flächennutzungsplan heraus entwickelt werden.

Baulandpreise sind ein Standortnachteil

Weniger positiv sehen die Firmenchefs allerdings die Baulandpreise – sowohl für Wohn- als auch Gewerbegrundstücke. Der Vorsitzende der Industrie- und Wirtschaftsvereinigung Leinfelden-Echterdingen, Carlheinz Weitmann, hat dieses Teilergebnis bei der Hauptversammlung deutlich angesprochen: „Das Preisniveau von Wohnflächen ist n L.-E. ein wichtiger Standortnachteil. Die Stadt sollte sich massiv um verfügbare Gewerbe- und auch Wohnungsfläche kümmern“, forderte er.

Die gerade noch als befriedigend eingestufte Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften ist für Weitmann ein Alarmsignal. Aktiv etwas dagegen zu tun, sei die richtige Antwort darauf. Nicht zuletzt deshalb bemühe sich die IWV intensiv darum, gemeinsam mit der Stadt die Lehrstellenmesse „Börse deiner Zukunft“ zu optimieren. Viele Ergebnisse der Gefak-Studie hätten die IWV nicht überrascht, sie deckten sich mit den vor Jahren bereits formulierten Zielen seiner Organisation, sagte Weitmann. Die IWV sehe sich nun „durch eine neutrale Stelle“ bestätigt.

Schnelles Internet steht bei Chefs an erster Stelle

Überraschend war für die Stadt, den Gemeinderat und die Wirtschaftsorganisation, dass die Unternehmen – noch vor der Verkehrsanbindung und der Verfügbarkeit von Arbeitskräften – eine schnelle Internetanbindung als wichtigsten Standortfaktor eingestuft haben. Nach Meinung einiger Kommunalpolitiker bietet das den Stadtwerken, die die dafür notwendige Glasfasertechnik in ihrem Portfolio haben, nun ein breites Betätigungsfeld.

Dem Gemeinderat habe die Studie „Hausaufgaben“ aufgegeben, kommentierte die Stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Barbara Sinner-Bartels die Ergebnisse. Bernd Stäbler, CDU-Fraktionschef, betonte, es sei nun wichtig „Zielvorstellungen zu definieren“. Während Wolfgang Haug (LE-Bürger/FDP) eine „vertiefte Diskussion“ anmahnte, enthielten sich die Freien Wähler einer Bewertung. Walter Vohls Frage zielte nur auf die Beteiligung der Landwirtschaft an der Umfrage. Sie wurde verneint.