Der baden-württembergische Wirtschaftsminister Nils Schmid will bei seinen politischen Gesprächen im Iran auch das Problem Korruption thematisieren.

Stuttgart. - Wirtschaftsminister Nils Schmid will mit der Reise in den Iran Signale senden, um Mittelständlern den Weg dorthin zu ebnen. Vor Ort will er auch kritische Fragen ansprechen.
Herr Schmid, waren Sie schon mal im Iran?
Ich war in umliegenden Ländern wie Aserbaidschan oder der Türkei. Aber bisher war ich nicht im Iran.
Wie bereiten Sie sich kulturell vor?
Die Länder des islamischen Kulturkreises sind mir nicht fremd, dorthin habe ich über meine Familie enge Kontakte. Allerdings hat der Iran eine sehr eigenständige Kultur, was wir während der Reise sehen werden. Generell gilt, wenn ich in fremde Länder reise, erhalte ich im Vorfeld einen dicken Informationsordner, den ich auch intensiv studiere. Und im Einzelfall greife ich zu Büchern oder zu Länderberichten in Zeitungen. In der Regel spreche ich im Vorfeld auch mit dem Botschafter des Ziellandes.
Was erwarten Sie von der Reise?
Ich erwarte, dass Baden- Württemberg wieder an die guten Wirtschaftsbeziehungen mit dem Iran aus der Zeit vor den Sanktionen anknüpfen kann. Allerdings wird es dafür einiger Bemühungen bedürfen. Ich bin der erste Wirtschaftsminister des Landes seit 25 Jahren, der in den Iran reist. Dieses Signal ist wichtig, um unseren kleinen und mittleren Unternehmen den Weg dorthin zu ebnen.
Worin liegt die größte Herausforderung?
Der Iran ist vom internationalen Zahlungsverkehr abgekoppelt. Damit sind die geschäftlichen Möglichkeiten für Unternehmen stark beeinträchtigt. Doch das Land hat einen enormen Modernisierungsbedarf. Das gilt nicht nur für die Erdöl- und Erdgasförderung, sondern für die Industrie insgesamt. Entsprechend hoch sind die Chancen für unsere Unternehmen. „Made in Germany“ hat einen ungebrochen guten Ruf. Während der Zeit der Sanktionen haben die Iraner Erfahrungen mit Maschinen aus anderen Ländern wie China gesammelt. Nun verlangen sie nach deutschen Produkten, die langlebig und hochwertig sind.
Können Sie sich vorstellen, dass Baden-Württemberg etwa über Exportbürgschaften die hiesigen Firmen unterstützt.
In Deutschland werden solche Bürgschaften über die KfW oder über Hermes abgewickelt. Da machen wir nun auch keine Ausnahmen. Aber 2016 sollen die Sanktionen ja gelockert werden. Einer der ersten Schritte wird dann die Anbindung an das internationale Zahlungssystem sein. Das wird im Gespräch mit Vertretern der iranischen Zentralbank ein Thema sein.
Der Iran ist ein attraktiver Markt, aber die Korruption ist hoch. Werden Sie das bei den politischen Gesprächen thematisieren?
Ich werde wie bei allen Delegationsreisen die iranischen Gesprächspartner darauf hinweisen, dass Rechtsstaatlichkeit und Transparenz gerade für mittelständische Unternehmen aus Baden-Württemberg sehr wichtig sind. Das sind auch wichtige Standortfaktoren. Unsere Mittelständler werden nur investieren, wenn ihr Geld nicht auf dubiose Weise verschwindet.
Was raten Sie einem Unternehmer?
Die Aufgabe dieser Delegationsreise ist, unseren Mittelständlern die Gelegenheit zu geben, einerseits die Rahmenbedingungen kennenzulernen und andererseits konkrete Kontakte zu Firmen im Iran zu knüpfen. Deshalb veranstalten wir Kontaktbörsen. Es hängt immer vom konkreten Geschäftspartner ab. Viele haben in der Vergangenheit verlässliche Partner gefunden.