Trotz Vorwürfen verfolgt die Stadt L.-E. einen zügigen Verfahrensabschluss zur Erweiterung des Gewerbegebiets Sielminger Straße in Stetten.

Stetten - Die Naturschutzverbände von Leinfelden-Echterdingen stehen mit ihrer Kritik an der geplanten Erweiterung des Gewerbegebiets Sielminger Straße in Stetten nicht allein. Mit Datum vom 3. Juli hat die Firma Ebe Elektro-Bau-Elemente GmbH durch eine Rechtsanwaltskanzlei eine Stellungnahme zum Bebauungsplanentwurf bei der Stadt einreichen lassen, in der zahlreiche Punkte des Vorhabens kritisiert und ausdrücklich gerügt werden. In einem am 8. August erschienenen Bericht unserer Zeitung hatte der zuständige Bürgermeister Frank Otte auf Nachfrage das Vorliegen von kritischen Stellungnahmen über diejenige der Naturschutzverbände hinaus verneint.

 

„Als ich das gelesen habe, war ich von den Socken“, sagt Horst König, Geschäftsführender Gesellschafter von Ebe. Er sorgt sich gemeinsam mit seinem Co-Geschäftsführer Stefan Dilger um die Zukunft seines Unternehmens. Beide befürchten, dass durch die mit der Erweiterung des Gewerbegebiets einhergehende Vergrößerung der Fläche der benachbarten Firma Bloching Gesellschaft für Entsorgungstechnik mbH die Staubbelastung noch weiter zunehmen wird. „Wir stellen empfindliche Sensoren unter anderem für die Automobil- und Medizintechnik her und können noch mehr Staub als bisher nicht akzeptieren“, sagt König im Gespräch mit unserer Zeitung. Er verweist auf einen für das kommende Jahr geplanten Umzug von der Harthäuser Straße 4, dem seit nunmehr 50 Jahren angestammten Sitz, in die nur einen Steinwurf entfernte Sielminger Straße 63 – ein Standort, der dann „voll in der Hauptwindrichtung liegt“.

Nichts Greifbares erreicht

Noch während der Auslegungsphase im Frühsommer haben die beiden Geschäftsführer nach eigenen Angaben die Vorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen angeschrieben und mehrere Gespräche mit maßgeblichen Personen der Stadtverwaltung geführt. Bis jetzt habe man allerdings nichts Greifbares für Ebe erreicht. Dilger hat im Gegenteil das Gefühl gewonnen, dass „unsere Bedenken nicht ernst genommen“ werden: „Die Verharmlosung bringt uns auf die Palme. Es sind doch bereits Fakten geschaffen worden, die diese Anhörung zur Farce machen“, zürnt der Geschäftsführer. König ergänzt: „Die Stadt handelt nicht ausgewogen.“ Was die Firma Ebe mit ihrer Eingabe erreichen will, formuliert Dilger so: „Unser Ziel ist, das Vorhaben zu stoppen. Und dafür werden wir alle Hebel in Bewegung setzen.“

Ärger wächst inzwischen auch eine Hausnummer weiter an der Harthäuser Straße bei der Firma Bloching. Geschäftsführer Mario Bloching sieht seinen Betrieb wegen der geplanten Gewerbegebietserweiterung ungerechtfertigterweise an den Pranger gestellt. „Da wird auf einmal ein Drama um mein Unternehmen gemacht, da geht der BUND auf mich los und nun auch noch der Nachbar. Dabei machen wir unser Geschäft nicht anders als vor 15 Jahren“, sagt Bloching auf Anfrage. Dass Lärm und Staub entstehen, sei in einem Gewerbegebiet völlig normal. Er habe „nichts verbrochen“ und sich „nichts vorzuwerfen“.

Auf Abstellplätze angewiesen

Der Geschäftsführer des seit 52 Jahren existierenden, am Rande des Gewerbegebiets in Stetten gelegenen Unternehmens begründet sein Interesse an der unmittelbar an seinen heutigen Betrieb angrenzenden, zurzeit noch als regionaler Grünzug deklarierten Erweiterungsfläche mit „enormen Platzproblemen“ im Bestand. „Wir brauchen dringend Abstellplätze für Container“, sagt Bloching. Mit einer höheren Staubbelastung als heute sei deshalb in Zukunft nicht zu rechnen. Er verweist in diesem Zusammenhang auf diverse Zertifizierungen als Entsorgungsbetrieb und beanstandungsfreie Kontrollen der Gewerbeaufsicht. Bloching versichert, dass man die im neuen Bebauungsplan vorgesehenen Beschränkungen einhalten werde. Im Entwurf ist unter anderem eine Überbauung der Erweiterungsfläche ausgeschlossen.

Zu den Vorwürfen des BUND, der wie berichtet in seiner Stellungnahme zum Bebauungsplanentwurf illegale Zustände im Umfeld des Entsorgungsbetriebs scharf kritisiert hatte, will sich Mario Bloching ebenso wenig äußern wie über aktuelle Grundbesitzverhältnisse im geplanten Erweiterungsgebiet.

„Keine Gründe für eine Einstellung“

Bürgermeister Frank Otte, noch einmal zum Sachverhalt befragt, klärt erst einmal ein Missverständnis auf: Seine Anfang August in der Filder-Zeitung zitierte Antwort habe sich „natürlich auf Stellungnahmen weiterer Naturschutzorganisationen bezogen“. Die Eingabe der Firma Ebe sei ihm sehr wohl bekannt gewesen. Hoffnungen macht Otte dem Stettener Mittelständler allerdings nicht: In der Stellungnahme habe die Stadt „keine Gründe für eine Abänderung oder Einstellung des Verfahrens festgestellt“, fasst der OB-Stellvertreter zusammen.

Die von Ebe vorgebrachte Kritik beziehe sich ausschließlich auf den bestehenden und in einem Gewerbegebiet zulässigen Betrieb der Firma Bloching. Sie habe nichts mit der Nutzung als Lagerfläche im Bereich des neuen Bebauungsplans zu tun. „Es gibt nichts mehr, was einem Satzungsbeschluss im Wege steht“, sagt Otte. Er sehe in den vorgelegten Stellungnahmen „keine relevanten Punkte, die das noch aufhalten könnten“. Entscheiden wird der Gemeinderat in diesem Herbst.