Peter Frankenberg, Deutschlands dienstältester Wissenschaftsminister, kehrt der Politik den Rücken - eine Karriere mit Erfolgen und Pannen.  

Stuttgart - Mein Herz hängt an Mannheim, und für alles, was dieser Stadt nützt, möchte ich ein Anstifter im positiven Sinne sein." Das sagt nicht etwa Peter Frankenberg, sondern Heinrich Vetter, dessen Vermächtnis der Wissenschaftsminister in Zukunft verwaltet. Frankenberg, der es mit einer zehnjährigen Amtszeit zum dienstältesten Wissenschaftsminister der Republik gebracht hat, kehrt am Donnerstag der aktiven Politik endgültig den Rücken und widmet sich der Stiftung des 2003 verstorbenen Mannheimer Kaufmanns. Dann gilt es, Aktivitäten zu fördern die dem Wohl Mannheims und seiner Einwohner dienen.

 

Mutmaßlich hängt auch das Herz des gebürtigen Bad Honnefers an Mannheim, auch wenn Frankenberg mit der CDU in der sozialdemokratisch geprägten zweitgrößten Stadt des Landes keine berauschenden Erfahrungen gemacht hat. Zwei Jahre lang mühte sich der Freund des schwarzen britischen Humors, die zerstrittenen Parteiflügel zu befrieden. Dann warf er das Handtuch.

Akademischer Weltenbürger

Die klassische Parteipolitik war nie so recht nach dem Geschmack des feinsinnigen Asketen. Seit 2001 ist Frankenberg Wissenschaftsminister. Ein Landtagsmandat hatte der frühere Rektor der Universität Mannheim nie inne. Der Professor für Physische Geografie präsentierte sich lieber als akademischer Weltbürger, für den das Land manchmal zu klein wirkte. Er ist stolz auf die Ehrendoktorwürden der Universität für Wirtschaft und Finanzen St. Petersburg und der Universität Tunis El Manar.

Besonders in der ersten Hälfte seiner Amtszeit als Minister machte Frankenberg, der über die Florengeografie in der Sahara promovierte, über die Landesgrenzen hinaus von sich reden. Gegen die sozialdemokratische Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn gewann der Koordinator der CDU-geführten Länder einen Verfassungsgerichtsprozess nach dem anderen. Das Studiengebührenverbot des Bundes wurde in Karlsruhe gekippt, und Frankenberg machte sich als einer der ersten Wissenschaftsminister daran, allgemeine Studiengebühren einzuführen. Unumwunden hat er erklärt: "ohne Studiengebühren droht den Universitäten die Drittklassigkeit". Im Sommersemester 2007 wurden die Gebühren eingeführt. Im Sommer 2012 wird die grün-rote Regierung sie wohl zurücknehmen.

Als Wegmarke seiner Amtszeit versteht der reformfreudige Minister selbst die Zusammenführung der Landesuniversität Karlsruhe mit dem Helmholtz-Forschungszentrum zum KIT. Prompt ergatterte Karlsruhe als erste der neun Universitäten im Land den Titel Eliteuniversität. Freiburg, Heidelberg und Konstanz sollten folgen. In der aktuellen Runde macht sich auch Tübingen Hoffnungen. Stolz ist der Hobbygolfer auch darauf, dass im Südwesten bis 2012 rund 20.000 zusätzliche Plätze für Studienanfänger entstehen. Die Berufsakademien wurden zusammengeführt und zur Dualen Hochschule Baden-Württemberg befördert. Der 63 Jahre alte Großbritannienfan hat ferner darauf gedrängt, die Studiengänge nach dem anglo-amerikanischen Vorbild zügig auf die stärker strukturierten Studiengänge Bachelor und Master umzustellen. Der Opposition ging die Marktorientierung des Wissenschaftsministers oft zu weit. Hochschulen könnten nicht wie Wirtschaftsunternehmen geführt werden, kritisierte beispielsweise Theresia Bauer, Frankenbergs Nachfolgerin im Ministeramt, mehr als einmal.

Frankenberg habe das Land "bundesweit blamiert"

Im Verlauf der Amtszeit mehrten sich die Pannen. Mehrfach wurde der Verdacht laut, der Vater von drei Töchtern sei amtsmüde. 2009 gipfelte die Kritik in einem Entlassungsantrag der SPD. Sie stellte dem Wissenschaftler, der den Landtag gelegentlich von oben herab behandelte, eine regelrechte Schadensbilanz auf. In der Auseinandersetzung über die badischen Kulturgüter habe er das Land "bundesweit blamiert". Damals sollte das Land Handschriften kaufen, die es schon besaß. Im Streit über die Kündigung des Unfallchirurgen Hans Peter Friedl schloss Frankenberg einen Vergleich, der zurückgenommen wurde.

Auch bei der überraschenden Präsentation eines neuen Intendanten für die Stuttgarter Oper ging die Panne zulasten Frankenbergs. Die Opposition forderte Korrekturen am Leitbild der "unternehmerischen Hochschule". Die CDU hielt zu ihrem Wissenschaftsminister.

Seinen Humor hat Frankenberg sich erhalten. Das beweist sein Lieblingswitz: "Ein Badener, ein Württemberger und ein Pfälzer besuchen ein Weinlokal. Der Pfälzer bestellt einen Portugieser, der Württemberger einen Trollinger und der Badener Wasser. Die anderen beiden fragen ihn, warum er Wasser bestelle. Der Badener antwortet: Wenn ihr keinen Wein trinkt, trinke ich auch keinen." Frankenberg legt besonderen Wert darauf, dass der Witz mit unterschiedlicher landsmannschaftlicher Rollenverteilung erzählt werden kann.