Die Murrstadt will Wlan für alle anbieten – werbefinanziert und zunächst nur in ein paar Straßen. Die Backnanger Stadträte haben die Verwaltung beauftragt, ein Konzept zu erstellen. Eine endgültige Entscheidung soll allerdings erst im Herbst fallen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Noch ist nichts endgültig beschlossen, aber der Backnanger Gemeinderat hat die Verwaltung mit großer Mehrheit beauftragt, in einer der nächsten Sitzungen ein werbefinanziertes Konzept für einen freien Internetzugang in der Innenstadt vorzulegen. Er rechne ganz grob mit Einmalkosten von circa 6300 Euro, erklärte der kommunale Wirtschaftsförderer Ralf Binder. Hinzu kämen jährliche Kosten von rund 2000 Euro. Würde man auf Werbung verzichten, dann müsste die Stadt mit 63 000, beziehungsweise 14 000 Euro rechnen.

 

Wenn das Konzept, das einige Städte bereits umgesetzt haben, Wirklichkeit wird, dann holen sich demnächst auch in Backnang Internetnutzer per E-Mail oder SMS einen Zugangscode und können dann ihren Laptop, Tablet-PC oder Smartphone für einen bestimmten Zeitraum freischalten. Nach Ablauf dieser Zeit kann mit einem neuen Code weiter gesurft werden.

Keine Jugend gefährdende Werbung

Der Partner aus der freien Wirtschaft, der ins Boot geholt werden soll, finanziere das Angebot durch Werbung, die erscheine, wenn sich der Internetnutzer anmeldet. Auch örtliche Gewerbetreibende könnten für sich werben. Werbung, die Jugendliche gefährden könnte, also zum Beispiel für Zigaretten, soll nicht zulässig sein.

In einem ersten Schritt würden zunächst Teile der Grabenstraße, der Schillerstraße und der Bleichwiese erschlossen, in einem zweiten Schritt könnten dann weitere Straßenzüge und das Bahnhofsareal hinzukommen, so Binder.

Nur vereinzelt Kritik am freien Wlan

Lediglich drei Stadträte stimmten gegen das Vorhaben. Kritisiert wurde unter anderem die Wettbewerbsverzerrung, weil Geschäfte im versorgten Bereich Vorteile hätten. Ein Stadtrat sagte, es sei nicht sinnvoll, Kinder und Jugendliche zu animieren, noch mehr Onlinespiele zu spielen. Ferner wurde gefragt, ob die Strahlen der Hotspots, der kleinen Sendemasten, die aufgestellt werden müssen, nicht gefährlich seien. Binder sagte, er sei kein ausgewiesener Fachmann, doch die Experten seien sich einig: Surfen im Internet mit Wlan sei weit weniger gefährlich als in Mobilfunknetzen, denn die Strahlung sei niedriger.

Die meisten Kommunalpolitiker sehen die Sache offenbar wie Heinz Franke (SPD): Er wolle sich in Sachen Internet kein moralisches Urteil erlauben. „Wir sollten uns dem Trend aber nicht entgegen stellen.“ Alle wissen: auch die Nachbarstadt Winnenden hat kürzlich freies Wlan eingeführt.