Eine Tanzeinlage der deutschen WM-Elf auf der Fanmeile in Berlin bringt den Kickern teilweise herbe Kritik ein. Im Netz entwickelte sich daraus schnell eine Diskussion, in der es um politische Korrektheit ging. Und was sagen die Argentinier?

Stuttgart/Berlin - Ausgelassen war sie, die Heimkehr der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. In Berlin feierten Hundertausende Fans die Rückkehr der Weltmeister.

 

Ein Teil dieser Feier wurde noch am Tag des Fanfests im Netz heftig diskutiert. Roman Weidenfeller, Skodran Mustafi, André Schürrle, Miroslav Klose, Mario Götze und Toni Kroos führten vor dem Brandenburger Tor folgenden Tanz auf: 

Wenig Verständnis für die Fußballspieler, die in den vorhergegangenen Stunden sicherlich mehr Bier als Schlaf hatten, zeigte Die Siegesfeier am Brandenburger Tor wird zum gigantischen Eigentor. Mit einer üblen Persiflage auf ihren Finalgegner verspielen die deutschen Weltmeister das Image der weltoffenen, toleranten Nation."

Auch auf Spiegel Online fanden sich kritische Töne zum Auftreten der deutschen Nationalspieler: "Offensichtlich scheinen der Weltmeistertitel und die anschließenden Feierlichkeiten einigen Profis jedoch nicht gutgetan zu haben", hieß es in einem Artikel. Auch die taz sparte nicht mit Kritik an der Siegesfeier.

Schnell formierte sich auch im Netz eine Front gegen die Verhöhnung des Finalgegeners aus Argentinien.

Eine Mehrheitsmeinung war das indes nicht. Der Großteil der User im Netz fand den Auftritt von Klose und Co. vielleicht nicht astrein. Ein Shitstorm gegen das DFB-Team war nach Meinung der Mehrheit aber nicht angebracht. Einige Beispiele:

Der Tanz vor dem Brandenburger Tor war nicht der erste dieser Art, wie ein Fanvideo von der Europameisterschaft aus dem Jahr 2008 beweist:

Das #gauchogate war also vielleicht gar keines, jedenfalls ist der große Shitstorm ausgeblieben.

Verunglimpfende Gesänge gehören im Fußball inzwischen dazu. Die Argentinier etwa feierten ihren Finaleinzug - und nicht nur den - mit einem Lied, das den Nachbarn Brasilien nicht gut dastehen lässt. Im Fangesang zur Melodie von Creedence Clearwater Revivals "Bad Moon Rising" singen die Fans: "Brasilien, sag mir, wie es sich anfühlt, wenn dein schlimmster Feind in deinem zu Hause feiert":



Auf die argentinischen Fangesänge gingen denn auch einige Leser ein, die sich auf argentinischen Websites zur deutschen Siegesfeier äußerten. Im Land des WM-Zweiten nahm man den deutschen Gaucho-Tanz schon auch wahr, wenngleich die argentinischen Medien das Thema nicht so hoch gehängt haben wie die deutschen.

Dennoch ist auf den Nachrichtenseiten und auch in den Kommentaren von einer Geschmacklosigkeit die Rede und auch Nazi-Anspielungen fehlen nicht.

Englischsprachige Medien sind unentschieden: "Deutschland stolpert an der Ziellinie", heißt es in diesem Blog. Der britische "Mirror" indes findet, dass es jetzt offiziell cool ist, Deutscher zu sein - und okay, die Deutschen zu mögen.