Nach der Kritik am Kredit für den Finanzinvestor KKR sprechen sich der Vorstand der Kreissparkasse und der und WMF-Betriebsrat aus. Dabei gibt sich die Bank selbstkritisch.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Geislingen/Göppingen - Die Kreissparkasse Göppingen ist vom Sparprogramm und dem Plan zu Massenentlassungen bei der WMF offenbar selbst überrascht worden. Das hat der Vorstandsvorsitzende Hariolf Teufel bei einem anderthalbstündigen Gespräch mit einer Delegation des Konzernbetriebsrats der WMF deutlich gemacht. Die KSK hatte im Juli 2012 ein Konsortium aus 20 Sparkassen angeführt, das dem amerikanischen Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) für die Übernahme der Geislinger Traditionsfirma einen Kredit über 150 Millionen Euro zur Verfügung stellte. Damals sei „die KKR in Bezug auf die WMF für uns nicht als Heuschrecke zu erkennen gewesen“, sagte Teufel im Anschluss vor Journalisten.

 

Teufel verwies auf die kurz vor der Unterzeichnung des Kreditvertrags veröffentlichte ad-hoc-Mitteilung des börsennotierten Unternehmens. Damals habe es geheißen, die KKR wolle mit ihrem Einstieg die eingeschlagene Strategie des kontinuierlichen Wachstums der WMF-Gruppe unterstützen. „Wir sind gutgläubig davon ausgegangen, dass dies gilt“, sagte Teufel. Tatsächlich sah es zunächst auch danach aus. Erst im Sommer 2013 wurde der WMF-Chef Thorsten Klapproth abgelöst. Sein Nachfolger Peter Feld verkündete im Anschluss ein beispielloses Sparprogramm. Allein in Geislingen könnten 500 der 1400 Beschäftigten ihren Arbeitsplatz verlieren.

Auch die Bankmitarbeiter sind verunsichert

Dass die Kreissparkasse den Einstieg der durchaus berüchtigten KKR finanzierte, hat ihr zuletzt einiges an Kritik eingebracht. Vor Wochenfrist hatte Teufel dem Kreistag in nichtöffentlicher Sitzung Rede und Antwort stehen müssen. Zwar seien bisher keine Kontokündigungen größeren Ausmaßes in Geislingen zu verzeichnen, sagte Teufel gestern. Jedoch hätten die Diskussionen auch bei den eigenen Mitarbeitern Unruhe ausgelöst. Es gebe zahlreiche Nachfragen. „Wir sind es nicht gewohnt, auf diese Weise im Rampenlicht zu stehen“, sagte Teufel, der dem WMF-Betriebsrat für ein „sehr gutes Gespräch“ dankte. „Wir bedauern, dass wir es nicht schon früher geführt haben.“

In Geislingen war bereits über Aktionen gegen die Kreissparkasse nachgedacht worden. Die Informationen, die man bei dem Gespräch erhalten habe, hätten die Situation aus seiner Sicht etwas aufgelockert, sagte Roland Herre, der für den Betriebsrat an dem Gespräch teilgenommen hat. Es sei deutlich geworden, dass die KSK „zu keinem Zeitpunkt die Absicht hatte, der Firma Schaden zuzufügen.“

Die Klauseln sind substanziell, aber wertlos

So hatte die in der Gewährsträgerschaft des Landkreises stehende Bank in den Kreditverträgen „substanzielle Klauseln“ eingebaut, die eine Zerschlagung der WMF ausschließen sollten. So soll sowohl für Geislingen als auch für Riedlingen eine Standortgarantie verankert worden sein, die einen Stellenabbau klar begrenzt. Zudem soll der Verkauf wesentlicher Sparten ausgeschlossen worden sein.

Teufel wollte diese Informationen wegen des Bankgeheimnisses zwar nicht bestätigen, dementierte sie aber auch ausdrücklich nicht. Gleichzeitig räumte er ein, dass die Klauseln wirkungslos sind. „Es gibt genügend Kreditgeber, die unsere Kredite ablösen.“ Zwar werde er noch einmal mit dem WMF-Vorstand reden und darauf einwirken, dass die beschlossenen Maßnahmen sozial verträglich gestaltet würden. Illusionen mache er sich aber keine: „Wir können am Lauf der Dinge wenig ändern.“

Auch die Sparkasse wird wohl hinaus gedrängt

Am gegenwärtigen Kauf der im Streubesitz befindlichen WMF-Vorzugsaktien ist die KSK schon nicht mehr beteiligt. Gegenwärtig versucht KKR, den Anteil am Unternehmen von rund 70 auf 90 Prozent hochzuschrauben. Gelingt dies, können die restlichen Anteilseigner per Squeeze-Out aus dem Unternehmen gedrängt werden. Die WMF-Papiere würden dann von der Börse verschwinden. Finanziert wird das Geschäft offenbar von Großbanken wie der Deutschen Bank und der Commerzbank. Teufel rechnet offenbar damit, dass sie im Anschluss auch den KSK-Kredit ablösen.

Im Betriebsrat herrscht noch Hoffnung, dass die Komplett-Übernahme misslingt. Bis zum 11. August läuft das Angebot. Momentan liegt der Aktienkurs zwei Euro über dem Preis, den KKR bezahlt. „Das ist ein kleiner Silberstreif für uns“, sagte Herre. Weiter auf die Sparkasse zu schimpfen, bringe nichts. Jetzt gehe es für den Betriebsrat darum, mit seinen beschränkten Mitteln KKR in die Suppe zu spucken.