Die WMF baut in Geislingen ein neues Verwaltungszentrum und bietet Stadt und Hochschule einen leerstehenden Altbau an, in dem ein Gründer- und Innovationszentrum Platz finden könnte, sollte sich ein Betreiber dafür finden.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Im Zuge des Konzernumbaus der WMF Group, bei dem der US-amerikanische Finanzinvestor KKR Alleineigentümer geworden ist, der die traditionelle Aktiengesellschaft WMF von der Börse nahm und die Arbeitsplätze von 400 Beschäftigten einsparte, wird nun der Geislinger Hauptsitz modernisiert. Der Investor plant, einen zweistelligen Millionenbetrag zu investieren. Dafür sollen offenbar ein neues Verwaltungsgebäude und eine neue Zufahrt von der B 10 aus entstehen. Außerdem bietet das Unternehmen an, ein historisches Verwaltungsgebäude für ein Gründer- und Innovationszentrum zu vermieten, das die Stadt, die Hochschule und andere Partner mit Leben füllen könnten.

 

Die Kaufoption für Mutschler reicht bis zu Tor eins

Nicht nur architektonisch wird sich mit dem Neubau die historische Ansiedlung der WMF im Herzen der Stadt entlang der B 10 stark verändern. Auch die Besitzverhältnisse sind in Bewegung. Wie bereits im Frühjahr bekannt wurde, verkaufte die WMF Group die Fischhalle und die WMF-Fabrikverkäufe an die Ulmer Mutschler-Gruppe. Der WMF-Sprecher Kai Hummel sagte, Mutschler verfüge auch über eine Kaufoption für das nach Westen angrenzende Gelände bis zum heutigen Tor eins.

Die dortigen Gebäude werde man nach dem Umzug in den geplanten Neubau abreißen, weil die Fläche für eine mögliche Erweiterung der Fabrikverkäufe „bereinigt zugesagt“ sei, kündigte Hummel an. Der Kritik, die WMF Group betreibe den Ausverkauf von Filetstücken aus dem WMF-Immobilienbesitz, entgegnete Hummel, die Firma habe aus dem Verkauf nicht wesentlich mehr erlöst, als sie jetzt investiere.

Der Millionenbau könnte Innovationszentrum werden

Auf das Nutzungsangebot für das alte WMF-Verwaltungsgebäude, den sogenannten Millionenbau, hat der Rektor der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Andreas Frey, positiv reagiert. Der leer stehende und mehr als 100 Jahre alte mehrgeschossige Bau, in dessen Erdgeschoss das WMF-Betriebsrestaurant einziehen soll, könnte als Gründer- und Innovationszentrum dienen. Gemeinsam mit dem Geislinger Oberbürgermeister Frank Dehmer möchte Frey Partner auf der Ebene von Kreis und Region für das Projekt gewinnen, das man nicht alleine stemmen könne.

„Wir stehen noch ganz am Anfang der Gespräche“, erklärte Frey, der sich vorstellen kann, dass ein solches Zentrum in der Stadt Geislingen einen Innovationsschub auslösen könnte.

Genügend Platz für junge Unternehmen

Frey wünscht sich einen Platz für Neugründer, die Geislingen bislang in der Regel verlassen. Unter demselben Dach angesiedelt wie beispielsweise die Hochschul-Weiterbildungsakademie und ein Methodenlabor, könne die innovative Atmosphäre eines solchen Zentrums Studenten und junge Betriebe gleichermaßen voranbringen, vermutet der Rektor. Frey regt auch die Ansiedlung verschiedener Transferzentren an, die das Hochschulwissen in konkrete Dienstleistungen umwandeln würden. Schon jetzt profitierten Unternehmen, Kommunen und Verbände etwa von der Bewertung von Immobilien und Beratungen im Automobilsektor durch die Hochschule.