Beschicker und Kunden des Wochenmarktes Ostendplatz ärgern sich über die Informationspolitik zum Ersatzstandort.

S-Ost - Es herrscht eine aufgeheizte Stimmung auf dem Wochenmarkt am Ostendplatz. Und das liegt nicht nur an den tropischen Temperaturen am vergangenen Freitag. Die Verlegung des Marktes ist das Haupt-Gesprächsthema zwischen Kunden und Marktbeschickern. Wie berichtet, muss die Rewe-Tiefgarage am Ostendplatz saniert werden. Die Kundenparkplätze werden während der Bauzeit auf den Platz des Wochenmarktes verlegt. Viele Händler kritisieren die aus ihrer Sicht miserable Informationspolitik des Markt-Veranstalters, der Märkte Stuttgart GmbH, und dem Eigentümer des Areals, den Stuttgarter Straßenbahnen.

 

„Wir haben heute zum ersten Mal von unserer Kundschaft von den Plänen erfahren, da steht man erst mal ziemlich blöd da“, sagt Michael Heling vom Grünen Markt. Seit 25 Jahren gehört der Stand zum festen Kern des Marktes am Ostendplatz, nun fühlt man sich unfair behandelt. Ähnlich äußern sich auch andere Marktverkäufer. Die wenigsten wollen ihren Namen allerdings in der Zeitung lesen. „Man darf hier ja nichts offen kritisieren, sonst muss man um seine Existenz fürchten“, sagt eine Händlerin. Auch sie sei von ihren Kunden auf die Pläne aufmerksam gemacht worden. „Viele fragen, wo sie uns künftig finden können, und da kann man keine Antwort geben“, fügt die Frau hinzu.

Enttäuscht vom Vorgehen der Marktleitung

Verärgert sei er nicht, aber doch enttäuscht von dem Vorgehen der Marktleitung, erklärt Christian Volz. Der Inhaber der Gärtnerei Volz in Sindelfingen ist seit der Gründung des Wochenmarktes vor 30 Jahren jeden Freitag auf dem beliebten Markt. „Es wäre schön gewesen, wenn man uns vorab offen und ehrlich über das Vorhaben informiert hätte, so gab es nur hie und da irgendwelche Gerüchte, und keiner wusste was Genaues“, sagt Volz. Eigentlich habe man geplant, im Herbst ein Fest zum 30-jährigen Bestehen des Wochenmarktes auszurichten. „Das können wir jetzt natürlich vergessen“, so der Händler. Christian Volz und Michael Heling glauben indes auch nicht, dass die Tiefgarage in nur einem halben Jahr fertiggestellt sein wird. Beide gehen von einer deutlich längeren Bauzeit aus. „Auf lange Sicht fürchte ich, dass der Markt ganz verschwinden wird“, sagt Volz.

Horst Scharr ist Stammkunde bei Volz. Der pensionierte Bauingenieur schätzt den besonderen Charme des Marktes und kommt regelmäßig aus seinem Wohnort Leinfelden auf den Markt. Scharr ist hier kein Unbekannter. 15 Jahre lang ist er für die SSB als Bauleiter für das ehemalige SSB-Depot zuständig gewesen, hat alle Entwicklungen hautnah miterlebt. „Mit dem Markt hat der Ostendplatz einen liebenswerten Magneten erhalten und sich rasch etabliert“, sagt er. Viele Veränderungen seien gut für den Standort gewesen; Scharr glaubt nicht, dass der Wochenmarkt abgeschafft wird. „Ein Ersatzstandort ist besser als nichts, es hängen ja auch Existenzen an dem Markt“, findet Giuseppe Coppolino von Feinkost Chiarello.

Für ein halbes Jahr wird der Markt verlegt

Vom 5. August an wird der Markt für ein halbes Jahr auf den Platz zwischen Stadtteilbibliothek und Theater im Depot an die Schönbühlstraße verlegt. Alle 21 Marktbeschicker werden auf der städtischen Fläche Platz finden können. Die frohe Botschaft überbrachte Dieter Ulmer von der Märkte Stuttgart GmbH am Freitagmittag höchstpersönlich. Alle Händler erhielten ein offizielles Schreiben inklusive einem Standplatz-Plan.

„Der Interimsstandort ist keine hundert Meter vom bisherigen Platz entfernt, das ist eine sehr gute Lösung“, findet Ulmer. Bedenken seitens der Branddirektion konnten bei einer Vor-Ort-Begehung ausgeräumt werden. Die Kritik der Händler zum Informationsdefizit kann der Marktaufseher nicht nachvollziehen. „Wir haben bewusst keine Informationen gestreut, bevor nicht alles offiziell geklärt war. Wir wollten keine Unruhe stiften“, sagt er. Demnächst sollen Flyer und Plakate auf den bevorstehenden Umzug hinweisen.