Wer ist überhaupt das Oberhaupt in einer Stadt? Und mit wem kann man den dann vergleichen? Kritische Fragen, auf die wir erfolglos versuchen, Antworten zu vertuschen.

Vergleichshinken - Glänzende Kinderaugen zählen zu den Verkaufsschlagern der Weihnachtskitsch-Ästhetikindustrie. Deswegen betrachten wir es heute als unsere Pflicht, allen Minderjährigen im Landkreis mit glänzenden Erläuterungen die Augen zu öffnen. Denn: es ist beileibe nicht alles so, wie es in den Medien dargestellt wird. Die Wirklichkeit ist komplizierter.

 

Nehmen wir zum Beispiel die Umweltzonen, Tempo-30, Lastwagen-Fahrverbote, Feinstaub, Lärmschutz und den ganzen Kinderkram, über den Papas sich herrlich aufregen können. Das ist im Grunde leicht erklärt: Wenn ein voll beladener 40-Tonner nicht mehr über die Neckarbrücke im Ludwigsburger Stadtteil Neckarweihingen fahren darf, muss er halt anderswo lang fahren. Über die Neckarbrücke bei Remseck-Hochberg darf er bald auch nicht mehr. Über jene in Benningen sowieso nicht. Er kann also nirgends rübermachen. Das liegt an der grünen Plakette, dem Rußpartikelfilter und daran, dass die Brücken über den großen Straßen im Kreis ein spezielles Weihnachtslied singen: „Leise rieselt der Putz.“ Zum Beispiel an der B-10-Egelseebrücke in Vaihingen, deretwegen jetzt alle Brummis durch Unterriexingen donnern. Die Brücken sind ja schon alle im Rentenalter. Und niemand konnte wissen, dass sie keine 200 Jahre durchhalten.

Nichts als die Wahrheit!

Zu den komplexen Wahrheiten zählt auch die Tatsache, dass Stadtverwaltungen ausschließlich (!) Tatsachen behaupten und keine Legenden in die Welt setzen dürfen und wollen. Deshalb ist es auch dumm und ungerecht, wenn Zeitungen die Stadtverwaltung Ludwigsburg kritisieren, weil sie vor Veranstaltungen, die jedes Mal praktisch zum ersten Mal stattfinden (und das schon seit Jahren), nur ungern über Besucherzahlen oder Kosten oder die Zahl der Glühbirnchen in den zuckersüßen Mega-Engelchen auf dem Marktplatz reden. Denn wenn der Oberbürgermeister Werner Spec sagt: „Eine Million“, aber hinterher kommen doch nur 999 945 Besucher, dann gibt es wieder böse Überschriften wie: „Stadt beschönigt ihre Besucherprognosen.“ Überhaupt darf man Verwaltungschefs nicht mit normalen Menschen vergleichen. Das wäre, wie wenn man Äpfel mit Birnen vergleicht.

Bratapfel und Glühweinbirne

Just jenes Vergehen hat neulich der Bietigheim-Bissinger Oberbürgermeister Jürgen Kessing (SPD) dem CDU-Stadtrat Thomas Wiesbauer vorgeworfen. Der hatte es gewagt, die Gemeinschaftsschule in Bietigheim-Bissingen mit jener in Ludwigsburg zu vergleichen – hanebüchen, so was! Der richtige Vergleich wäre die Gemeinschaftsschule Addis Abeba-West gewesen. Als Antwort schenkte die CDU Kessing einen Korb mit Äpfeln und Birnen. Als unseriöses Medium vergleichen wir den Inhalt wie folgt: die Äpfel sind runder als die Birnen. Fürs Stadtoberhaupt gilt überhaupt: lieber ein heißer Bratapfel als, am Tag danach, eine Glühweinbirne.