Der FDP-Nachwuchs tut etwas gegen die Durststrecke vor dem Urnengang. Es gibt Freibier auf der Stuttgarter Königstraße. Früher wollten die Liberalen 18 Prozent – heute tun es schon ein paar Promille.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Gute Nachricht für all jene, die den Landtagswahlkampf bisher als zu trocken empfanden, die müde dahinplätschernden Debatten nur mühsam folgen konnten. Ihnen sei zugerufen: Die Dinge kommen in Fluss. Die Jungen Liberalen in Stuttgart machen im Endspurt zum Urnengang ein Fass auf. Am kommenden Samstag gibt es auf der Königstraße Freibier für alle. Ein Angebot, das all jenen reinlaufen wird, die zur Erkenntnis gelangt sind, dass die Politik in Stadt und Land ohnehin nur noch im Suff auszuhalten ist.

 

Der FDP-Nachwuchs schenkt so richtig ein. Allerdings gibt’s den gelben Gratis-Gerstensaft nur zwischen 18 und 20 Uhr. Ganz so flüssig scheint das Juli-Lager also nicht zu sein. Diese Zurückhaltung im Promillebereich enttäuscht mit Blick auf die Wahlkampfhistorie der Liberalen. Guido Westerwelle hat einst 18 Prozent als Maß aller Dinge ausgegeben. Damals wusste man sich noch an Zielen zu berauschen.

Verkaufsverbot haut dem Fass den Boden raus

Die Mundschenke, die wie angestochen wirken, wollen ihre Aktion als Fanal „gegen die Bevormundung des Einzelnen, die durch die aktuelle Politik auf dem Vormarsch ist“, verstanden wissen. Nach unseren Recherchen hat es zwar die verbindliche Sprudelstunde nicht ins Wahlprogramm der Grünen geschafft wie noch weiland der Veggie-Day, doch darum geht’s den Jungliberalen auch gar nicht. Sie nehmen vielmehr Anstoß am abendlichen Alkoholverkaufsverbot. Der Zapfenstreich um 22 Uhr „konnte den Alkoholmissbrauch von Jugendlichen nicht verringern“, erklärt der Stuttgarter Juli-Kreisvorsitzender Robert Meldt bierernst. Dem Fass den Boden endgültig ausgeschlagen hat aus Sicht der Wahlkampfwirte allerdings die Entscheidung der aktuellen Landesregierung, die nächtliche Zwangstrockenlegung auf Lieferdienste und Getränkeautomaten auszuweiten. Gegen diese Einschränkung der freien Getränkewahl des mündigen Bürgers setzt der schäumende Parteinachwuchs die Gerstensaft-Geste.

Nur ein kollektives Vorglühen der Julis?

Die Aktion kann durchaus als aktive Wirtschaftsförderung verstanden werden, die auch den trollingerroten Finanzminister freuen müsste. Ist das Land doch im Besitz einer eigenen Staatsbrauerei, deren Gewinne direkt in den baden-württembergischen Haushalt gespült werden.

Das Bemühen der Jungliberalen hebt sich wohltuend vom üblichen Gebaren der Politik ab, die stets Wasser in den Wein kippt, aber niemals reinen Wein einschenkt. Vielleicht ist es aber auch einfach nur ein gemeinsames Vorglühen. Denn wenn acht Tage später am Wahlabend womöglich Hopfen und Malz verloren ist, bleibt nur noch der Griff zum stillen Wasser. Wohlsein!