Die Landes-Bau-Genossenschaft Württemberg (LBG) errichtet an der Friedhofstraße ein Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen, die 2017 fertig sein sollen. Kritik übt Vorstand Josef Vogel am „Bündnis für Wohnen“ der Stadt.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Neben der Friedhofstraße 55A klafft ein großes Loch im Boden: Wo früher Gärtnerei und Steinmetzbetrieb waren, ist derzeit eine Baugrube eingerichtet. Die Landes-Bau-Genossenschaft Württemberg (LBG) errichtet dort ein Mehrfamilienhaus mit zehn Mietwohnungen darin. Zwei davon sind Zwei-Zimmer-Wohnungen, jeweils vier sind Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen. „Das ist außergewöhnlich für Stuttgart, von uns aber bewusst so gemacht“, erklärt Josef Vogel, der kaufmännische Vorstand der LBG. „Wir wollen einen Schwerpunkt auf den größeren Wohnungen legen.“ Zwischen 43 und 92 Quadratmeter werden die Wohnungen groß sein.

 

Das neue Gebäude schließt direkt an die Hausnummer 55 an und wird sich daher auch architektonisch daran orientieren. Eine Grünfläche mit Spielplatz ist ebenfalls vorgesehen. Neben den Tiefgaragenstellplätzen für Autos sind auch Fahrradstellplätze eingeplant.

Die Bauarbeiten haben bereits begonnen. Mitte 2016 soll das Richtfest gefeiert werden, Mitte 2017 sollen die neuen Wohnungen bezugsfertig sein. Zeitgleich mit den Bauarbeiten wird das Gebäude Mönchstraße 24-30 saniert, das ebenfalls der LBG gehört und direkt hinter dem Neubau liegt. Die Landes-Bau-Genossenschaft investiert dort zwei Millionen Euro.

Der Vorstand kritisiert die Stadt

„Das genossenschaftliche Wohnen ist bezahlbares Wohnen für die Mittelschicht“, betont Josef Vogel. Er kritisiert zudem: „Die Stadt sollte das bei der Vergabe von Grundstücken berücksichtigen.“ Bisher habe sich aber auch in Sachen „Bündnis für Wohnen“, mit dem OB Fritz Kuhn bezahlbaren Wohnraum schaffen will, wenig getan. „Bei der Stadt bewegt sich da kaum etwas.“ Vogel sieht die Wohngenossenschaften als einzige Möglichkeit, diesen bezahlbaren Wohnraum zu realisieren. „Wir müssen auch wirtschaften, aber wir sind nicht renditeorientiert, sondern mitgliederorientiert“, so Vogel. Die LBG vermietet in Stuttgart rund 2200 Wohnungen zu einem Durchschnitts-Mietpreis von 6,40 Euro pro Quadratmeter. Vogel ergänzt: „Diejenigen, die jetzt am lautesten nach bezahlbarem Wohnen schreien, hätten es vor drei Jahren beim Verkauf der 21 000 LBBW-Wohnungen in der Hand gehabt, für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen.“ Rund 4000 dieser 2012 an die Patrizia-AG verkauften Wohnungen liegen in Stuttgart, viele davon im Nordbahnhofviertel. Die LBG hatte sich damals erfolglos um die 4000 Wohnungen in Stuttgart beworben. „Die Mieter müssen dies nun heute mit gestiegenen Mieten büßen“, sagt Vogel.

Die ehemaligen LBBW-Wohnungen sind von der Patrizia-AG im Sommer 2015 an die Deutsche Annington, jetzt Vonovia, verkauft worden, für 1,9 Milliarden Euro. 2012 waren die rund 21 000 Wohnungen noch für 1,435 Milliarden Euro an die Patrizia Immobilien AG gegangen. Viele Mieter beschweren sich seit dem Verkauf 2012 über häufige Mieterhöhungen.