Westumfahrung der Esslinger Straße im Zuge des Kleinen Ostrings wird endgültig beerdigt. Ortsrand am Apfelweg soll attraktiv gestaltet werden.

Fellbach - Die Beschreibung des Vorhabens durch die Fellbacher Bauverwaltung könnte möglicherweise auf die falsche Fährte führen: „Westumfahrung Esslinger Straße – Verzicht auf die Trassenfreihaltung“ heißt es da. Tatsächlich wird nach dem entsprechenden Beschluss des Gemeinderats die dortige Trasse freigehalten – allerdings nicht von allem, denn an der Wohnbebauung des Areals Kühegärten beim dortigen Apfelweg hält die Stadt entsprechend eines bereits getätigten Grundsatzbeschlusses weiterhin fest.

 

Die Planung einer Westumfahrung in jenem Bereich – grob gesagt auf Höhe des alten Freibadgeländes gelegen – geht bereits Jahrzehnte zurück. Baubürgermeisterin Beatrice Soltys erinnerte an die einst angedachten Verkehrsströme „östlich des hiesigen Ballungsraums“ Ende der 1950er Jahre mit drei Varianten: der Neckar-Alb-Autobahn als „nationale Verbindung“, der „überregionalen autobahnähnlichen Verbindung (Nord-Ost-Ring)“ sowie einer regionalbedeutsamen Randstraße. Diese wurde „Kleiner Ostring“ genannt und war vorgesehen als neue B 14 zwischen Fellbach beziehungsweise Luginsland und der Kreisstraße bei Neugereut.

Einfamilienhausbebauung mit Reihen- und Doppelhäusern

Von der Neckar-Alb-Autobahn redet niemand mehr, vom längst totgeglaubten Nord-Ost-Ring hingegen schon noch so mancher. Nicht mehr möglich ist der „Kleine Ostring“, da die Stadt Stuttgart in Sommerrain und Neugereut auf dem vorgesehenen Trassenverlauf Wohnbebauung zugelassen hat. Dennoch gab es Überlegungen für eine Westumfahrung in Fellbach – in einem verschwenkten Trassenverlauf, der im Bogen um das Wohngebiet Kühegärten führt und wieder auf die Untertürkheimer Straße trifft. Vorgesehen war auch ein Lärmschutzwall, um die dichte Einfamilienhausbebauung mit Reihen- und Doppelhäusern bei insgesamt 60 Wohneinheiten zu schützen.

Diese Variante ist nun endgültig vom Tisch. Denn durch die neue Straße gäbe es eine „doppelte Erschließungsstrukur“ auf beiden Seiten des neuen Wohngebiets – verbunden mit mehr Verkehr, mehr Lärm und Abgasemissionen. Anders wäre es ohne Westumfahrung: Dann würde es auf der Esslinger Straße bei der derzeit durchschnittlichen Belastung von 8900 Fahrzeugen täglich bleiben. Selbst durch „die Aufsiedelung des Freibadgeländes“ erwartet die Bauverwaltung keine signifikanten Erhöhungen der dortigen Verkehrsmengen.

Ortsrand soll attraktiver werden

Ohne Westumfahrung sind keine erheblichen Ausgleichsaktivitäten erforderlich. Zudem lässt sich der Ortsrand so attraktiver gestalten. Und, so die Stadt Fellbach: „Die Wohnqualität in dem Bereich Apfelweg-Kühegärten verbessert sich durch den Wegfall der Westumfahrung erheblich.“ Nicht zuletzt spart sich Fellbach dadurch mehr als zwei Millionen Euro, die allein der Straßenbau einer Westumfahrung kosten würde.

Das „attraktive Wohngebiet Kühegärten“, wie es OB Gabriele Zull nennt, kommt also, aber eben ohne Westumfahrung. Auch im Gemeinderat regte sich kaum Widerstand gegen den Verzicht auf die Trassenfreihaltung. Wobei sich Herbert Aldinger (CDU) „hin und hergerissen“ zeigte, was die Aufgabe der Straße angehe. Schließlich sei die Westumfahrung ja einst „nicht umsonst so geplant“ worden. Peter Treiber (Freie Wähler) betonte, es sei „nicht realistisch“, eine solche neue Straße 100 Meter neben einer bestehenden zu bauen. Für Ulrike Dressler-Utz (SPD) ist es „überfällig, dass wir auf das Straßenstück verzichten“.

Die Grünen, so Michael Vonau, stimmen für die Umwidmung der geplanten Verkehrsfläche westlich der Esslinger Straße zu Bauland. „Wir würden uns allerdings freuen, wenn die Stadt den gesamten Grund erwirbt und bei der Neuentwicklung auf hohe soziale und ökologische Standards dringt.“ Einzig CDU-Rat Theile wich von der Mehrheit ab, indem er sagte, man solle die Trasse für den städtischen Bedarf freihalten. Er fand aber keine Unterstützung.