Für das Wohnheim an der Landhausstraße hat sich ein Kreis von freiwilligen Helfern gegründet. Die Stadt rechnet mit mindestens 1350 bis 1500 Flüchtlingen, die im Verlauf des Jahres aufgenommen werden müssen.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

S-Mitte - So schnell findet sich ein Freundeskreis – keiner für den Stammtisch, einer, der sich ehrenamtlich ums Wohl von Flüchtlingen bemühen will. Ein Name mit Telefonnummer genügt, auf dass das Sozialamt einen Ansprechpartner hat. Schon ist der Freundeskreis gegründet, was den Vorteil hat, dass die freiwilligen Helfer bei der Stadt einen Zuschuss in Anspruch nehmen können. 1000 Euro fürs Anfangsjahr, 500 Euro für die folgenden zahlt die Stadtkasse für Anschaffungen, die der Gemeinschaft von Flüchtlingen in einer Unterkunft zugute kommen. Wohlgemerkt nicht vorab, sondern erst, wenn die Ausgabe per Rechnung belegt ist.

 

Der Name ist in diesem Fall Christina Eiermann, eine Kirchengemeinderätin der Friedensgemeinde am Rand der Stadtmitte zum Osten. Eiermann ist am Ende einer Zusammenkunft von rund 30 Hilfswilligen zur Sprecherin bestimmt worden. Der neue Freundeskreis will sich um Flüchtlinge bemühen, die an der Landhausstraße 62 untergebracht werden. Gedacht ist an einen Bezugstermin im Oktober. Ob der gehalten werden kann, ist noch unklar. Derzeit wird das Haus umgebaut.

Ungebrochener Zustrom

Offen ist auch, ob derselbe Kreis das Heim an der Katharinenstraße betreuen wird, dessen Eröffnung für Januar 2015 geplant ist, oder ob sich ein zweiter Zirkel gründet. Was, der Entfernung und in aller Offenheit auch der doppelten Zuschüsse wegen Tina Jongkind-Schweitzer bei der Gründungsversammlung empfahl. Sie ist im Rathaus für Flüchtlinge zuständig.

An der Landhausstraße sollen in acht Wohnungen 44 Menschen untergebracht werden. Gedacht ist an Familien. Der Bedarf an Betreuung wird geringer sein als in anderen Wohnheimen. Voraussichtlich ziehen Flüchtlinge ein, die bereits seit einigen Monaten in Stuttgart leben. Schlicht, weil es an Unterkünften für Familien mangelt. Weshalb „ich mich sehr auf das Objekt an der Landhausstraße freue“, sagte Jongkind-Schweitzer. 65 Wohnheime für Flüchtlinge betreibt die Stadt derzeit – zu wenig, um die zu erwartende Zahl von Zuwanderern unterzubringen.

Mindestens 1350 und bis zu 1500 Flüchtlinge wird die Stadt Stuttgart im Verlauf des Jahres aufnehmen müssen. Der Zustrom aus Kriegs- und Krisengebieten ist ungebrochen. In Baden-Württemberg werden Neuankömmlinge zunächst in einer zentralen Anlaufstelle in Karlsruhe untergebracht. Dort durchlaufen sie ein Prozedere, das mit der amtlichen Aufnahme beginnt und mit einer Gesundheitsprüfung endet, bevor sie auf die Gemeinden verteilt werden. Weil die Zahlen steigen, „sind die Zustände in Karlsruhe inzwischen katastrophal“, sagt Jongkind-Schweitzer.

Hauptamtliche Betreuung durch Sozialarbeiter

Die Stadt Stuttgart hat ein Vierteljahrhundert Erfahrung mit der Unterbringung von Asylbewerbern – und aus Fehlern gelernt. „Anfang der Neunziger kamen 100 Flüchtlinge pro Woche“, sagt die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle, „damals wurden Turnhallen und Schulen belegt“. Davon ist die Stadt derzeit weit entfernt. Zwischenzeitlich arbeitete Kienzle als Flüchtlingsbeauftragte im Rathaus.

Die Bewohner werden hauptamtlich von Sozialarbeitern betreut. Im Fall der Landhausstraße übernimmt diese Aufgabe die Arbeiterwohlfahrt. Zusätzlich bieten Organisationen psychiatrische Hilfe im Fall von Kriegstraumata an. Ehrenamtlichen Helfern bleiben im Regelfall die erfreulichen Teile der Betreuung. Sie organisieren Freizeitprogramme, helfen bei Hausaufgaben oder beim Deutschlernen. Wer helfen will, aber sich unsicher fühlt, dem bietet die Stadt Kurse an.

Wie die Aufgaben im neu gegründeten Freundeskreis verteilt werden, soll beim nächsten Treffen entschieden werden. Dessen Termin ist offen, denn zu Beginn wollen die Freiwilligen die künftige Unterkunft besichtigen. Die darf derzeit wegen der Bauarbeiten nicht betreten werden.