Die Christopherus Lebens- und Arbeitsgemeinschaft baut neben dem Welzheimer Bahnhof ein Wohnhaus für 24 Menschen mit geistigen Behinderungen. Die markante Brücke, die in das Haus von der einen Seite her führen wird, ist gleichzeitig ein Symbol.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Welzheim - Es ist eine geschichtsträchtige Stelle, an der am Freitag feierlich der erste Spatenstich für einen Wohnheim-Neubau in Welzheim gefeiert worden ist. Das Grundstück vis-à-vis des Bahnhofs liegt im Bereich des antiken Vicus, einer Siedlung, die zwischen den zwei römischen Kastellen am Limes entstanden war. Hier wohnten vor rund 2000 Jahren Handwerker, Händler und Landwirte, die von Geschäften mit der Garnison lebten. Immer wieder finden Archäologen bei Neubauten in diesem Gebiet Gegenstände, die von den Bewohnern in der Antike weggeworfen oder auch, wenn es sich um wertvolle Dinge handelte, versteckt wurden.

 

Das Leben in der Stadt als langjähriger Wunsch

Und so sind auch im Fall des Neubaus der Christopherus Arbeits- und Lebensgemeinschaft erst einmal die Spezialisten des Landesdenkmalamtes ans Werk gegangen, wie Reinhold Kasian, der Erste Bürgermeister der Stadt, den Festgästen erzählte. „Die Archäologen haben bereits mit dem Bagger vorgearbeitet“, sagte der Beigeordnete angesichts einer beeindruckenden Baugrube, die sich hinter ihm auftat. Dort steckten trotzdem fünf Spaten, denn wie der Christopherus-Vorstandsvorsitzende Dieter Einhäuser sagte, wolle man den Augenblick unbedingt feiern. Immerhin bestehe schon seit langer Zeit der Wunsch, Menschen mit Behinderungen das Leben in der Stadt zu ermöglichen. „Und jetzt werden wir richtige Welzheimer“, sagte er sichtlich begeistert.

Bisher wohnen die meisten Angehörigen der Arbeits- und Lebensgemeinschaft an der Laufenmühle, wo in den 1950er-Jahren alles begann. „Der Schutzgedanke stand damals, unter dem Eindruck des Nationalsozialismus, im Vordergrund“, so Einhäuser. Erst über Jahrzehnte hinweg habe sich wieder mehr Vertrauen gebildet. „Wenn man sich das klar macht: dass alles ausschließlich mit Kindern begann, Kindern, die nun lange erwachsen sind.“ Doch auch das Verhältnis der Gesellschaft gegenüber behinderten Menschen habe sich stark gewandelt. Mittlerweile gebe es die UN-Behindertenkonvention „und nun sind wir bei der Inklusion angekommen“, sagte Einhäuser: „Ich bin ganz zuversichtlich, dass das Zusammenleben klappt.“

Eine Fußgängerbrücke versinnbildlicht Zusammenleben

Sinnbildlich wird eine markante Fußgängerbrücke von der Bahnhofstraße in das Wohnhaus führen. Ein Brückenschlag von draußen nach drinnen und von drinnen nach draußen. Das Wohnprojekt koste allerdings auch eine Menge Geld, verriet Sven Eckstein den Festbesuchern. Der Kaufmännische Leiter der Arbeits- und Lebensgemeinschaft dankte deshalb den Spendern, die zum Neubau beigetragen haben – und vielleicht noch beitragen werden. Lange habe man auf diesen Moment, mit dem der Baubeginn markiert wird, gewartet. „Wir haben seit nunmehr über drei Jahren aktiv daran gearbeitet, den richtigen Ort, den passenden Platz, die verlässlichen und innovativen Partner und nicht zuletzt eigene Vorstellungen unseres neuen Wohngruppenhauses zu finden“, so Eckstein, der auch Leiter des Bauprojekts ist.

Das künftige Wohnhaus liegt nur wenige Schritte vom Café der Christopherus-Gemeinschaft entfernt, das diese seit einigen Jahren in der Pfarrstraße und in direkter Nachbarschaft zum Stadtmuseum von Welzheim betreibt. Zentraler kann man in dem Kurort eigentlich kaum leben.