Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft informiert im Bezirksbeirat über ihre Projekte. Nicht wenige Fragen waren es, welche die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Die Linke-Plus an die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) hatte. Elf Punkte wollte das Parteienbündnis abarbeiten, die Grünen ergänzten noch weitere Fragen zu ökologischen und energetischen Kriterien bei Modernisierungen.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Nicht wenige Fragen waren es, welche die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Die Linke-Plus an die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) hatte. Elf Punkte wollte das Parteienbündnis abarbeiten, die Grünen ergänzten noch weitere Fragen zu ökologischen und energetischen Kriterien bei Modernisierungen durch die SWSG. Hintergrund dafür ist die geplante Sanierung der kulturhistorisch interessanten Siedlung Ziegelklinge in Heslach. Die Fraktionen befürchteten in diesem Zusammenhang den Verlust von preisgünstigen Wohnungen im Stadtbezirk. Diesen zu kompensieren, sieht das ökosoziale Lager als Aufgabe der stadteigenen Immobilienfirma.

 

Die SWSG ist hauptsächlich in Heslach engagiert

Der Bestand der SWSG im Stadtbezirk erstreckt sich im Kern auf den Stadtteil Heslach. Neben der Siedlung Ziegelklinge, gehört die Böheimsiedlung zum Besitz der SWSG, ebenso das Carré an der Burgstallstraße und das Eiernest. Wohnungen hat das Unternehmen zudem in der Karl-Kloß-Straße und am Südheimer Platz. Insgesamt seien es 827 Wohnungen im Stadtbezirk, sagte Lars Hoffmann, Bereichsleiter Bestandsmanagement der SWSG. Exakt 599 Wohnungen davon seien mietpreis- oder belegungsgebundene Wohnungen. Gemeinsam mit dem Technischen Vorstand, Helmuth Caesar, mühte sich Lars Hoffmann in der Sitzung des Gremiums alle Fragen zu beantworten.

Nicht alles konnten die Vertreter der SWSG im Detail auf den Süden bezogen beantworten. Zahlen zu Investitionen im eigenen Bestand hatten sie nur für das gesamte Stadtgebiet parat. Im Jahr 2013 hat die SWSG insgesamt 94 Millionen Euro investiert, was ungefähr 80,18 Euro pro Quadratmeter ausmacht. Etwa 27 Millionen Euro gingen in die Instandhaltung, 26 Millionen Euro in Modernisierungen und 33 Millionen Euro wurde für den Neubau von Mietwohnungen gebraucht.

Der Süden ist derzeit einer der teuersten Stadtbezirke

Die Fraktionsgemeinschaft wollte wissen, wie die einzelnen Wohnanlagen der SWSG im Mietspiegel eingruppiert seien. Die Veröffentlichung der Einstufung sämtlicher Wohnungen in ihrem Besitz lehnt die SWSG allerdings ab. Die Begründung: In Stuttgart gebe es auch keine offizielle Lageeinstufung. Die Grundmiete der SWSG liege zwischen sechs und acht Euro pro Quadratmeter und orientiere sich am Mittelwert des geltenden Mietspiegels, sagte Hoffmann. Das bedeute für das Unternehmen eine durchschnittliche Miethöhe von 7,64 Euro. Damit liegt die stadteigene Immobilienfirma noch unter dem Mittelwert des Mietspiegels. Dieser beträgt im Süden 8,82 Euro. Zum Vergleich: Die tatsächlichen Marktpreise an bevorzugten Standorten im Süden liegen laut dem Internetportal Immoscout bei zwölf Euro, das Portal Wohnungsboerse.net kommt in seinem Mietpreisspiegel für 2015 auf 15,01 Euro pro Quadratmeter. Auch nach Modernisierungen setze die SWSG im Bestand moderate Mieten an, sagten Caesar und Hoffmann. So habe die SWSG beispielsweise in der sanierten Böheimsiedlung Wohnungen, die neu vermietet wurden, sogar unter dem Mittelwert des Mietspiegels angeboten.

Auch zu den derzeit laufenden Projekten im Süden forderten die Lokalpolitiker Auskünfte. In der Böheimsiedlung sind die ersten beiden Bauabschnitte bereits abgeschlossen, der dritte Bauabschnitt steht noch an. Die Ziegelklinge steht in den Jahren 2016/2017 an. Auch dort wird in zwei Bauabschnitten saniert. Zu etwaigen Beschwerden von Bewohnern der Böheimsiedlung nach der Sanierung sei nichts bekannt. Ob die alten Fenster nun besser seien als die neuen? „Das will ich nicht komplett ausschließen“, sagte Caesar. Und ergänzte: Wichtiger sei der SWSG in dem Fall die Erhaltung eines geschlossenen Stadtbilds im Süden gewesen.

Die letzte Frage zielte auf den Verkauf von Wohnungen aus dem SWSG-Bestand im Süden, besonders in der Siedlung Eiernest. Der Verkauf der denkmalgeschützten Reihenhäuser oberhalb des Marienhospitals begleitet die SWSG seit einigen Jahren. Inzwischen sind 107 von 176 Häuschen verkauft. Vorrang beim Kauf hätten dort die Mieter gehabt. 55 Häuser konnte die SWSG an Bewohner direkt verkaufen, 52 wurden an von Mietern benannte Personen verkauft oder bei leer stehenden Gebäuden über ein Ausschreibungsverfahren veräußert, berichteten Caesar und Hoffmann.

Die Grünen-Fraktion interessierte bei der Präsentation vor allem, ob bei Modernisierungen energetische Ziele verfolgt wurden, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. Laut Helmuth Caesar werden die Energieeinsparverordnung (EnEV) von 2014 in jedem Fall erfüllt. Dennoch werde jede Maßnahme und jedes Projekt individuell bewertet und wissenschaftlich begleitet. „Wir versuchen immer Neubaustandard zu erreichen, aber natürlich nicht um jeden Preis“, sagte Caesar. Leuchtturm-Projekte seien nicht das Ziel.