Der Kauf der schon sehr lange leer stehenden Jägerhofkaserne ist so gut wie perfekt. Mehr als eine Außenfassade wird davon wohl kaum übrig bleiben, denn die Ludwigsburger Wohnungsbaugesellschaft will an der Stelle Sozialwohnungen errichten.

Ludwigsburg - D ie Stadt Ludwigsburg kauft dem Bund die ehemalige Jägerhofkaserne ab und baut an deren Stelle Wohnhäuser. Die Stadt und die Bima (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) hätten darüber schon seit mehr als zwei Jahren verhandelt, nun aber sei der Kaufvertrag unterschriftsreif, sagt Konrad Seigfried, der in seiner Doppelfunktion als Erster Bürgermeister und Geschäftsführer der Ludwigsburger Wohnungsbaugesellschaft (WBL) auf das Tempo drückt. Das sei dringend nötig, denn der Bau von günstigem Wohnraum habe oberste Priorität. Seigfried geht davon aus, dass dort 150 bis 200 Wohnungen entstehen werden.

 

Gebäude ist unbewohnbar

Zuletzt seien die Verhandlungen ins Stocken geraten, weil die Bundesregierung wegen der vielen Flüchtlinge einen generellen Stopp für den Verkauf von Immobilien erlassen habe. Darum sei auch die Jägerkaserne noch einmal eingehend auf ihre Tauglichkeit als mögliche Übergangsunterkunft geprüft worden. Mit für den Bund negativem Ergebnis: die Kaserne, die von 1954 an als Übergangsdomizil für „Sowjetzonenflüchtlinge“ diente, ist unbewohnbar. Sie ist in einem so schlechten Zustand, dass sie auch für eine provisorische Nutzung frühestens in einem halben Jahr zur Verfügung stehen könnte. Solange würde es dauern, bis die Kaserne an der Ecke Hindeburgstraße und Jägerhofallee saniert und Heizungen und Sanitäranlagen dort eingebaut wären. Auch Storm und fließendes Wasser gibt es nicht. „Das hätte dem Bund zu lange gedauert, und es ist einfach zu teuer“, sagt Seigfried.

Darum also komme die Stadt Ludwigsburg wie gewünscht nun doch zum Zug. Die Voruntersuchungen hätten gezeigt, dass das Gebäude auch für längerfristige Konzeptionen nicht in Frage komme. Sobald der Kauf perfekt sei – Seigfried rechnet damit, dass es im Januar so weit ist – werde mit dem Abriss begonnen. „Das haben wir von der Wohnungsbau so entschieden“, sagt der Mitgeschäftsführer. Die Kaserne gelte weder als Denkmal mit historischer Bedeutung noch sei eine teure Sanierung zu rechtfertigen. Wie viel von der Bausubstanz überhaupt gerettet werden könne, sei momentan noch völlig offen, so der Erste Bürgermeister. Nach Möglichkeit werde man versuchen, wenigstens die Front zum Landratsamt hin zu erhalten. Entscheidend sei, dass die Stadt Ludwigsburg dann über das gesamte Gelände verfügen könne. „Wohnungsbau an dieser Stelle wäre ein Befreiungsschlag“, sagt Seigfried mit Blick auf die zentrale Lage des Areals.

Alles hängt von den Zuschüssen ab

Noch fehlten allerdings Detailprüfungen zum weiteren Vorgehen, aber der soziale Wohnungsbau müsse Vorrang haben. Üblicherweise versuche die Stadt meist, das mit einer Querfinanzierung möglich zu machen: Ein Drittel der Gebäude wird für Eigentumswohnungen reserviert, ein Drittel für höherwertige Mietwohnungen und ein Drittel nach dem Modell Fair Wohnen vergeben. Das habe sich bereits im Stadtteil Grünbühl mehrfach bewährt, sagt Seigfried. Ginge es allein nach den Wünschen der Stadt und der WBL, würden im Fall der Jägerhofkaserne jedoch möglichst ausschließlich Sozialwohnungen errichtet, sagt der Bürgermeister. „Aber das hängt von der Förderung ab.“

Noch gebe es Hoffnung auf zusätzliche Bundesprogramme für Bauvorhaben, außerdem sei entscheidend, wie sich das Land Baden-Württemberg beim Bau von preiswertem Wohnraum entscheidet. Bei Baupreisen von 3000 Euro pro Quadratmeter könne auch Ludwigsburg ein solches Projekt nicht ohne Zuschüsse realisieren. Für Seigfried ist es zudem eine Zeitfrage: Die WBL will nicht nur rasch abreißen, sie will auch zügig bauen. In 24 Monaten könnten die Wohnungen fertig sein.