Das Thema Wohnen ist in der Prioritätenliste des Oberbürgermeisters Fitz Kuhn ganz oben angesiedelt. Doch auf einer Immobilienmesse in Stuttgart glänzt die Stadt erstmals durch Abwesenheit. Wie passt das zusammen?

Stuttgart - Die Stadt Stuttgart wird erstmals nicht an der seit 2006 bestehenden Messe Eigentum & Wohnen in der Schleyerhalle teilnehmen, die an drei Tagen von mehreren Tausend Interessenten für den An- und Verkauf von Immobilien besucht wird. „Wir haben den Aufwand und Nutzen für Stadt und Besucher abgewogen, und der Erste Bürgermeister Michael Föll hat dann entschieden, dass die Stadt in diesem Jahr auf eine Teilnahme verzichtet“, erklärte eine Sprecherin des Rathauses.

 

Die Messe Eigentum & Wohnen findet vom 16. bis 18. September statt – parallel mit der Energie- und Baumesse, die sich mit Haustechnik, Neubau und Renovieren beschäftigt. Auf der Eigentum & Wohnen präsentieren sich Immobilienunternehmen, Bauträger und Makler, die Wohnungen und Gebäude zum Kauf anbieten, sowie Banken, Versicherungen und andere Dienstleister für Finanzierungen. Die veranstaltende Messe AG aus Kempten rechnet mit mehr als 70 Ausstellern.

Stadt hat keine Verkaufsobjekte

Auch die Stadt Stuttgart stellte dort bisher ihre Angebote an Gebäuden und Bauplätzen vor, zudem informierte sie über Förderprogramme von Stadt und Land. In diesem Jahr ist das städtische Amt für Liegenschaften und Wohnen allerdings nicht vertreten. Angesichts des hohen politischen Stellenwerts des Themas Wohnen im Rathaus ist das für manchen eine überraschende Entscheidung, nicht zuletzt seit der Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) mit großem persönlichen Engagement das Bündnis für Wohnen ins Leben rief.

„Wir bieten im Gegensatz zu den letzten Jahren auf der Messe keine eigenen Objekte zum Verkauf an“, begründete eine Sprecherin der Stadt. Da sich die Messe aber in erster Linie an Besucher wende, die eine Immobilie kaufen wollten, gehörten Menschen, die eine Mietwohnung suchten, nicht zur Zielgruppe der Eigentum & Wohnen. Einen Widerspruch zu den Anstrengungen der Stadt im geförderten Wohnungsbau und im Bündnis für Wohnen mag man in Fölls Referat deshalb nicht zu erkennen. Diese Aktivitäten zielten nämlich vornehmlich auf den Mietwohnungsbau.

Veranstalter rechnen mit erfolgreicher Messe

Die Entscheidung des Wirtschaftsbürgermeisters, auf eine Teilnahme zu verzichten, ist in Kempten längst aktenkundig. „Wir waren sehr froh, dass Stuttgart bisher regelmäßig dabei war“, sagt Vertriebsleiter Michael Lösch. Die Absage habe die Stadt damit begründet, dass sie keine Verkaufsobjekte habe und auch im geförderten Wohnungsbau keine Projekte anbieten könne. Für Lösch, dessen Firma zahlreiche Regionalmessen zu unterschieldichen Themen veranstaltet, darunter allein zehn im Immobilienbereich, ist das nichts Ungewöhnliches: „In vielen Städten ist es so, dass die Liegenschaftsämter nichts im Angebot haben. Deshalb ist es für uns fast normal, dass Stadtverwaltungen wie jetzt Stuttgart nicht vertreten sind.“

Aus dieser Situation, dass die Stadt im Wohnungsbau mit leeren Händen dasteht, haben die Messe-Veranstalter ohnehin längst Konsequenzen gezogen. Die Region rückt stärker in den Blickpunkt. „Das entspricht dem Angebot der Aussteller und dem Bedarf der Besucher“, sagt Lösch. Für den Erfolg der Messe sei die Absage der Stadt ohnehin nicht entscheidend. Die Resonanz sei schon im Vorfeld „sehr gut“, sagt Lösch: „Wir können uns erneut steigern.“