In Stammheim könnten nach zweieinhalb Jahre Wartezeit 320 Wohnungen entstehen. Sicher ist das aber noch nicht, denn ein Rechtsstreit könnte fortgesetzt werden.

Stuttgart. - Die Interessenten für Bauplätze im Neubaugebiet Langenäcker- Wiesert im Stadtteil Stammheim können aufatmen. Das Landgericht Stuttgart hat am Mittwoch die Klage des Besigheimer Wohnungsbauunternehmens Layher, den Umlegungsbeschluss für das Gebiet aufzuheben, abgewiesen. Dort sollen 320 Wohnungen entstehen. Richter Bernd Schendzielorz sieht bei dem Neuzuschnitt der bisherigen Wiesen und Felder zu Baugrundstücken durch die Stadt keine Fehler. Der Beschluss zur Umlegung, der bereits am 1. Juli 2014 gefällt worden war, verletze Layher nicht in seinen Rechten. Er müsse eine von ihm monierte Minderzuteilung von 120 Quadratmetern hinnehmen. Dass der Plan nichtöffentlich beschlossen worden sei, verstoße nicht gegen höherrangiges Recht. Der Streitwert beträgt rund 200 000 Euro.

 

Stadt sieht Grundsatzfragen berührt

Mit dem Urteil ist allerdings noch nicht gesagt, dass auf den Flächen nach zweieinhalb Jahren Wartezeit nun tatsächlich gebaut werden kann. Firmenchef Albrecht Layher hatte in der Verhandlung am 3. August die Stadt aufgefordert, ihm andere Grundstücke anzubieten und deutlich gemacht, dass er die Bebauung auf dem gesamten Gelände durch den Gang in die nächste Instanz weiter verhindern könnte. Vertreter der Landeshauptstadt befürchten dies. Bei einer Niederlage hätte die Stadtauch selbst, so deren beauftragter Anwalt Winfried Porsch, das Verfahren weiter betrieben, denn sie sieht Grundsatzfragen berührt und befürchtet, dass Layhers Vorgehen von anderen Firmen nachgeahmt werden könnte.

Layher hatte im Gebiet zwei Flächen erworben, als deren Zuschnitt und Bebaubarkeit durch die Stadt mit den Alteigentümern verhandelt war. In Gesprächen wurde dem Unternehmen dann ein Grundstück für den von ihm geforderten Geschosswohnungsbau angeboten. Bedingung war, dass Layher wie andere Firmen die Einheiten im städtischen Förderprogramm für Preiswertes Wohneigentum anbieten muss. Die Einkommensgrenzen der Käufer liegen dort bei rund 80 000 Euro, die Stadt bezuschusst dafür das Grundstück. Albrecht Layher und dessen Anwalt Martin Asal lehnten die Bindung kategorisch ab. „Diesen ganzen Sermon von diesem Programm werden wir nicht akzeptieren“, hatte Asal gesagt. Die Firma äußerte sich am Mittwoch auf Anfrage nicht. Bis auf rund 20 Grundstücken, die für Reihen- und Doppelhäuser vorgesehen sind und zum Höchstpreis nach Gebot verkauft werden, soll auf allen städtischen Flächen geförderter Wohnungsbau stattfinden.

300 Interessenten stehen auf einer Liste

Im Bezirksrathaus Stammheim haben sich inzwischen mehr als 300 Bauinteressenten gemeldet. „Unsere Liste wird immer länger“, sagt Bezirksvorsteherin Susanne Korge. Sie befürchtet, dass sich der Streit fortsetzt und er die Bauinteressenten neben Nerven auch Geld kosten wird. In den Gebieten rund um Langenäcker-Wiesert liegen die Grundstückspreise laut Stadtmessungsamt bei 670 bis 720 Euro pro Quadratmeter. Im Neubaugebiet könnten sie wegen der enormen Nachfrage auf über 1000 Euro springen. „Stammheim liegt nur 20 Minuten vom Stadtzentrum im Grünen, wir sind attraktiv“, sagt Korge.