Wohnungsbauexperten und Soziologen beschäftigen sich in Stuttgart mit dem Thema Wohnen im Alter.

Stuttgart - Zur Wohnungsnot in Stuttgart gesellt sich ein steigender Bedarf an altersgerechten und damit barrierefreien Wohnungen. Diese zu bauen ist ebenso teuer wie wichtig. Das sieht auch der Sozialwissenschaftler und ehemalige Dekan der Architekturfakultät der Universität Stuttgart, Tilman Harlander, so. „Die demografische Entwicklung ist ein Faktor, der hier gerne vergessen wird.“ Barrierefreie Wohnung und die Versorungen im Quartier seien grundlegende Voraussetzungen für ein gelingendes Altern, sagt er am Mittwoch bei der städtebauliche Exkursion der Schwäbisch Hall Stiftung. Unter dem Titel „Wohnen für alle – bezahlbar, nachhaltig, vielfältig“ wurden der „Feuerbacher Balkon“ und der „Hallschlag“ besucht.

 

„Das Ziel von OB Fritz Kuhn ist es mittlerweile, 650 geförderte Wohnungen pro Jahr zu bauen“, sagt Detlef Kron, der Leiter des Amtes für Stadtplanung. Allerdings seien im vergangenen Jahr lediglich 200 gebaut worden und zudem fielen jedes Jahr 450 dieser Wohnungenwieder weg. Zudem sei man noch vor 15 Jahren davon ausgegangen, dass die Bevölkerung in der Stadt schrumpfe. Dies sei nicht der Fall. Der Trend habe sich umgekehrt. In jüngster Vergangenheit seien pro Jahr rund 5000 Einwohner hinzugekommen, so Kron.

In Feuerbach hat das Siedlungswerk zusammen mit der Samariterstiftung mit dem Projekt „Feuerbacher Balkon“ versucht, eine Antwort zu finden. Auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses in Feuerbach ist zwischen 2009 und 2013 ein sozial gemischtes Wohnquartier entstanden. Rund ein Drittel der Wohnungen sind zudem barrierefrei. Einige davon stehen dem Behindertenzentrum Stuttgart zur Verfügung. Die meisten aber sind Wohnungen für Senioren. Darüber hinaus gibt es eine Tagespflege, die den Bewohnern zur Verfügung steht.

Der Hallschlag: vom Brennpunkt zu Vorzeigequartier?

„Auch die Kindertagesstätte wurde so angelegt, dass man diese später ebenfalls in eine Tagespflege umwandeln kann“, sagt Alexander Kentsch vom katholischen Siedlungswerks.

In Bad Cannstatt im Hallschlag hat die stadteigene Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) die Modernisierung des Quartiers in Angriff genommen. Die SWSG hat 1800 Wohnungen im Hallschlag. Das Gebiet galt lange als Stuttgarts sozialer Brennpunkt. „Die Aufgabe war es, den Hallschlag sozial zu stabilisieren“, sagt Helmut Caesar, der Technische Geschäftsführer der Stadttochter. Ein Drittel der Wohnungen habe man modernisiert und dabei versucht eine gute soziale Mischung unter den Bewohnern zu fördern. In einem der Bauprojekte sind 110 Wohneinheiten neu entstanden, 80 wurden dafür abgerissen. Darunter sind 24 geförderte und seniorengerechte Einheiten.

„Insgesamt sind diese Projekte noch nicht so, wie man sich das für die Stadt der Zukunft wünscht“, fasst Tilman Harlander zusammen. Es sei vor allem auf den Schutz des preiswerten Wohnraums, die soziale Mischung angekommen und darauf, wie man den Bestand aufwerten könne. Die Wohnbauprojekte Olgaareal im Stuttgarter Westen oder die Roten Wand au dem Killesberg könnten allerdings Projekte werden, wie man sich die Stadt der Zukunft vorstelle.