Die für das neue Wohnquartier „Am Schwanenplatz“ bisher vorgesehenen 23 Eigentumswohnungen sind an einen Investor verkauft worden und werden nach ihrer Fertigstellung Anfang 2019 vermietet. Die vielen Kaufinteressenten sind jetzt sauer.

S-Ost - „Da ist doch die Stadt in der Verantwortung“, schimpft der Mann am Telefon. „Da geht es doch wieder nur darum, noch mehr Geld zu machen!“ Auch andere Einwohner des Stadtteils Berg und darüber hinaus haben sich schon beim Stadtleben-Team von Stuttgarter Zeitung (StZ) und Stuttgarter Nachrichten (StN) in der Geißstraße gemeldet und ihrem Ärger Luft gemacht.

 

Der Grund für den Unmut, den auch die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Ost, Tatjana Strohmaier schon mehrfach zu hören bekommen hat: Die ursprünglich auf dem Areal Am Schwanenplatz geplanten 23 Wohnungen sind alle an einen bisher unbekannten Investor verkauft worden. Dieser Investor wird die Wohnungen vermieten, es gibt also dort keine Möglichkeit mehr, eine Wohnung zu kaufen. Dabei hatte es schon jetzt zahlreiche Kaufinteressenten gegeben.

95 Wohnungen in zwölf Stadthäusern

Zum Hintergrund: das Areal Am Schwanenplatz zwischen Leuze-Parkhaus und dem Mineralbad Berg hat sich seit Ende vergangenen Jahres mehr und mehr in eine Großbaustelle verwandelt. Nach jahrelangen Diskussionen und Planungen mit ganz unterschiedlichen Investoren kaufte die Stuttgarter GWG-Gruppe – Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau Baden-Württemberg AG – das Grundstück der Stadt ab und plante dort ein neues Wohnquartier, das gerade auch gebaut wird.

Auf der Fläche von 7800 Quadratmetern entstehen zwölf Stadthäuser mit 72 Mietwohnungen, von denen 35 öffentlich gefördert werden, eine große Tiefgarage, Spielplätze, Ladenflächen, eine zweigruppige Kindertagesstätte – und eben jene 23 Eigentumswohnungen. Für die hatten sich schon vor der Grundsteinlegung Anfang April auch in der StZ/StN-Redaktion immer wieder Kaufinteressenten gemeldet, die dann an die GWG-Gruppe verwiesen wurden.

Alle diese Interessenten wurden in den vergangenen Tagen per Brief darüber informiert, dass die 23 Wohnungen im Block an einen nicht genannten Investor verkauft wurden und nach ihrer Fertigstellung Anfang 2019 vermietet werden sollen.

Mietwohnungen bleiben bei der GWG-Gruppe

„Wir wollten durch den Verkauf den Mietwohnungsmarkt in Stuttgart entlasten“, sagt der Marketingleiter der GWG-Gruppe, Marc Daniel Grözinger zu dem Verkauf. „Für die Eigentumswohnungen sind sehr viele Anfragen hereingekommen und dass die Interessenten jetzt sauer sind, kann ich nachvollziehen, das tut uns auch ein Stück weit leid.“

Bei dem Käufer handele es sich um schon lange im baden-württembergischen Wohnungsmarkt aktive Investoren, die die Wohnungen lange in ihrem Bestand halten und vermieten wollten. „Wir verscherbeln das ja nicht an irgendwen“, sagt Grözinger. „Unser Anliegen ist, Wohnraum für jeden zu schaffen. Und wir sind natürlich interessiert daran, dass die Neubauten, die wir machen, auch langfristig funktionieren.“ Er gehe außerdem davon aus, dass für die Wohnungen „marktgerechte Mieten und keine Mondpreise“ verlangt würden. „Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen“, so der GWG-Marketingleiter.

Die übrigen 72 Mietwohnungen sollen langfristig im Bestand der GWG-Gruppe bleiben. Insgesamt investiert die Gruppe rund 33 Millionen Euro in das Projekt.

Der Verein Berger Bürger, der sich seit vielen Jahren für eine stadtteilgerechte Um- und Neugestaltung des Areals bei den Mineralbädern und in unmittelbarer Nähe zum Unteren Schlossgarten und zum Rosensteinpark engagiert, reagiert ebenfalls irritiert. „Das ursprüngliche Projekt wie es auch in den Gemeinderatsbeschlüssen steht gibt es ja jetzt so nicht mehr“, sagte die Vorstandssprecherin Monika Benda nach einer Vorstandssitzung des Vereins am Mittwochabend. In einer Stadt wie Stuttgart mit der bekannten Wohnungsproblematik müsse nicht nur Mietwohnraum, sondern auch Eigentum geschaffen werden. Das spiele für viele auch für die Altersvorsorge eine wichtige Rolle, andere Länder seien da schon viel weiter. Benda: „Man sollte auch für den Markt etwas machen. Wir als Verein Berger Bürger hätten den Wohnungs-Mix vorgezogen.“