Die Zahl der Einbrüche geht im Südwesten zurück, steigt in anderen Bundesländern aber zum Teil deutlich an. Die Täter sind fast immer männlich und haben oft keinen deutschen Pass.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Als der baden-württembergische Innenminister vor einer Woche die Kriminalstatistik des Landes präsentierte, da war der Punkt „Wohnungseinbruch“ nur einer unter vielen – wenn auch ein erfreulicher. Jetzt scheint es so, als ob er gleichwohl unter Wert verkauft worden ist. Die Zahl der Wohnungseinbrüche sei im Südwesten um rund zehn Prozent zurückgegangen, hatte Gall erklärt. Seit Mittwoch weiß man, dass dieses Ergebnis dem Bundestrend entgegensteht. Dort ist die Zahl der Wohnungseinbrüche im Vergleichszeitraum um rund zehn Prozent gestiegen.

 

Das berichtet zumindest die „Welt“. Offiziell sind die Daten nicht, das Bundesinnenministerium will die Kriminalstatistik erst im Mai vorstellen. Hinter dem Komma sind also noch Verschiebungen denkbar, der Trend aber wird bestehen bleiben. Das Bundesinnenministerium weist darauf hin, dass es sich bei den nun veröffentlichten Zahlen um „ungesicherte Informationen aus dem Abstimmungsprozess“ handele, die nicht kommentiert werden. Derzeit liefern die Landeskriminalämter ihre Daten an den Bund, noch haben nicht alle Landesminister ihre Zusammenfassungen verkündet. Ein Großteil aber ist – wie in Baden-Württemberg – bereits auf dem Markt.

In 44 Prozent der Fälle bleibt es beim Versuch

Im Südwesten ist die Zahl der Wohnungseinbrüche von 13 483 im Jahr 2014 auf 12 255 im vergangenen Jahr zurückgegangen. In 44 Prozent der Fälle blieb es dabei bei einem Versuch – der versuchte und der vollendete Wohnungseinbruch werden in der Statistik zusammengefasst. Das Innenministerium führt dies unter anderem darauf zurück, dass der Kampf gegen die Wohnungseinbrecher zu den Schwerpunkten bei der Kriminalitätsbekämpfung im vergangenen Jahr gezählt hat. Mehr Kontrollen, mehr Aufklärungsarbeit, eine bessere Koordination – all dies habe Wirkung gezeitigt, sagt der Stuttgarter Ministeriumssprecher Andreas Schanz.

Schanz muss allerdings auch zugeben, dass man über die Täter trotz einer auf 17,3 Prozent gestiegenen Aufklärungsquote relativ wenig weiß. Mehr als 50 Prozent kämen aus dem Ausland, die meisten aus Südosteuropa, viele seien mobil und an verschiedenen Orten tätig, sagt der Sprecher. Dass die Langfinger ihre Arbeitsschwerpunkte bundesweit verschoben haben möchte Schanz nicht ausschließen – manche Daten sprechen dafür.

Ein Plus von mehr als 50 Prozent in Salzwedel

Während Bayern prozentual einen ähnlichen Rückgang wie Baden-Württemberg beobachtet, ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in anderen Bundesländern massiv gestiegen. In Brandenburg um 11,2 Prozent, in Schleswig-Holstein um 12,3 Prozent. Die Kriminalstatistik von Sachsen-Anhalt schlüsselt die Zahl in Städte und Landkreise auf. Halle mit einem Plus von 24 Prozent ist dabei nicht Spitzenreiter. Diese unrühmlichen Plätze nehmen das Jerichower Land mit einem Plus von 46,7 Prozent und der Altmarkkreis Salzwedel mit plus 53,8 Prozent ein. Das allerdings auf bescheidenem Gesamtniveau, von 52 auf 81 Fälle.

Etwas mehr als 62 000 Fälle von Wohnungseinbrüchen (inklusive Versuchen) vermeldet das bevölkerungsreichste Bundesland. In Nordrhein-Westfalen sind die Fallzahlen somit um 18,1 Prozent gestiegen. Die zu mehr als 80 Prozent männlichen Täter hatten zu 51,5 Prozent einen deutschen Pass.