Der Deutsche Mieterbund macht auf die schlechte Versorgung mit Wohnraum in der Stadt aufmerksam. Bis 2030 braucht es mindestens 6000 neue Wohnungen.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Die Zahlen, die der Mieterbund Esslingen/Göppingen veröffentlicht, sind alarmierend. Im Landkreis Esslingen fehlen rund 5500 Wohnungen und im Landkreis Göppingen etwa 4400 Wohnungen. Alleine in der Stadt Esslingen gibt es ein Defizit von rund 1222 Wohnungen. Dabei ist diese Datenbasis eher als veraltet anzusehen, denn sie bezieht sich auf 2015. Dass die Wohnungsnot im vergangenen Jahr in den Landkreisen hätte gelindert werden können, das glaubt allerdings niemand.

 

Der Beratungsbedarf steigt

Der Deutsche Mieterbund ist nicht nur für Wohnungspolitik zuständig. Er vermittelt zumeist bei Streitigkeiten zwischen Mietern und Vermietern und versucht dabei, weniger auf gerichtliche als auf gütliche Einigung zu setzen. In den Kreisen Esslingen und Göppingen hat er etwa 7000 Mitglieder. Zurzeit unterhält er fünf Beratungsstellen in Esslingen, Ostfildern, Nürtingen, Kirchheim und Göppingen, eine weitere Beratungsstelle will er im Oktober in Geislingen eröffnen. Denn genauso wie die Mieten, so steigt der Beratungsbedarf der Mieter.

Udo Casper, der Vorsitzende des Mieterbunds, forderte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag mehr Wohnungsbau und mehr Sozialwohnungsbau. Zwar habe sich die Stadt Esslingen vorgenommen, bis zum Jahr 2030 insgesamt 3100 Wohnungen zu schaffen, aber Udo Casper glaubt, dass mindestens die doppelte Anzahl von Wohnungen nötig seien, um in Esslingen die Wohnungsnot spürbar zu lindern.

Erschreckend, zumindest aus Mietersicht, ist dazu auch die Preisentwicklung. Beim Mietniveau rangiert Esslingen an Platz 21 der teuersten Städte Deutschlands, die vier teuersten Städte sind München, Stuttgart, Leinfelden-Echterdingen und Tübingen. Bei den Preisen für neu abgeschlossene Mietverträge steht Esslingen auf Platz 32. Auffallend ist, dass sich zwei weitere Städte des Kreises Esslingen unter den Top 50 befinden – Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern.

Während der Mieterbund davon ausgeht, dass die Anzahl der Sozialwohnungen sinkt, warten die Stadt und die Esslinger Wohnbaugesellschaft (EWB) mit anderen Zahlen auf. Die Stadt hatte im Jahr 2013 über 969 Sozialwohnungen verfügt, in diesem Jahr sind es 1051. Eine Zahl, die auch in Zukunft weiter steigen soll, berichtet der EWB-Chef Hagen Schröter. Die Gesellschaft hat mit 1022 Wohnungen zurzeit den Löwenanteil an den Sozialwohnungen.

Die soziale Schere nicht zu weit aufgehen lassen

Udo Casper warnt indessen davor, die soziale Schere zu weit aufgehen zu lassen. Jemand, der jahrelang auf eine Sozialwohnung warte, verstehe nicht, dass Flüchtlinge, die erst ein Jahr da seien, gleich in eine Anschlussunterbringung kommen.