Die Belohnung der Geschäftsführer für wirtschaftliche Gewinne der sozialen Gesellschaft stößt auf Kritik. Die Manager erhalten Boni von teilweise mehr als 50 Prozent für eine positive wirtschaftliche Bilanz.

Stuttgart - Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft, kurz SWSG, hat zwei Geschäftsführer – Wilfried Wendel und Helmuth Caesar. Die Art und Weise, wie die beiden Manager des städtischen Tochterunternehmens entlohnt werden, ist zurzeit Anlass für Kritik.

 

Das Gehalt der SWSG-Chefs lässt sich den öffentlichen Geschäftsberichten ent- nehmen – Wendel erhielt 2012 ein Festgehalt in Höhe von 131 000 Euro, Caesar von 105 000 Euro. Zusätzlich wird allerdings eine erfolgsbezogene Komponente ausbezahlt. Diese lag für Wilfried Wendel bei 66 000 Euro, für Helmuth Caesar bei 48 000 Euro – ein Bonus zum Fixum von rund 50 respektive 40 Prozent. „Diese Gehaltsmodell setzt den Geschäftsführern eines sozial orientierten Unternehmens völlig falsche Anreize“, ärgert sich der Vorsitzende des Stuttgarter Mietervereins, Rolf Gaßmann. „Das kann nur zu schlechten Entscheidungen führen.“

Der Aufsichtsrat beschließt die Verträge

„Ja, diese Komponente bezieht sich allein auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis“, bestätigt Stuttgarts Erster Bürgermeister Michael Föll (CDU). „Ich sehe da jedoch keine Fehlanreize“, sagt Föll weiter. „Die SWSG muss einen Überschuss erwirtschaften, um in geförderten Wohnungsbau investieren zu können.“ Der mit Stadträten besetzte Aufsichtsrat der SWSG muss die Verträge der Geschäftsführer alle fünf Jahre genehmigen – Michael Föll sitzt diesem Gremium vor.

„Die beiden Geschäftsführer können die Strategie der SWSG nicht allein bestimmen“, erklärt der Erste Bürgermeister. „Diese wird im Aufsichtsrat diskutiert und beschlossen. Die Manager können also nicht rein wirtschaftliche Ziele verfolgen.“ Was die grundsätzliche Höhe der Gehälter angeht, liege man, was kommunale Unternehmen betrifft, im Mittelfeld, erklärt Föll.

Hinsichtlich der Struktur der Bezüge sticht die Stuttgarter Gesellschaft jedoch deutlich heraus. Ein Vergleich: die Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG ist das größte kommunale Immobilienunternehmen im Land. „Wir haben einen Bestand von 19 500 Wohnungen“, erklärt der Pressesprecher Christian Franke. Das sind etwa 1500 mehr als bei der SWSG. Die Mannheimer haben einen Geschäftsführer, Wolfgang Bielmeier. „Wir bleiben bei der Bonuszahlung auf das Jahresgehalt stets unter zehn Prozent“, erklärt Franke.

Sozialer Wohnungsbau bringt kein Geld

Aus Sicht von Rolf Gaßmann führt die Vergütung der SWSG-Chefs zwangsläufig zu Interessenkonflikten: „Ein Geschäftsführer müsste fast bescheuert sein, wenn er nicht darauf aus wäre, sein Jahresgehalt um 50 Prozent zu verbessern“, sagt der Vorsitzende des Mietervereins. Das Problem sieht Gaßmann im potenziellen Ertrag der verschiedenen Geschäftsfelder der SWSG. „Mit Sozialwohnungen und dem Bau geförderter Immobilien lässt sich kaum Geld verdienen“, sagt der Vereinsvorsitzende. „Mit dem Verkauf teurer Eigentumswohnungen oder mit Mieterhöhungen hingegen schon.“ Der Aufsichtsrat hat aus Sicht des Mietervertreters „eine unglückliche Lösung gefunden. Man kann es den Managern ja nicht verdenken, wenn sie versuchen, ihr Gehalt zu optimieren.“

Die SWSG soll nach Aussage von OB Fritz Kuhn (Grüne) und Erstem Bürgermeister Föll künftig sozialer agieren. So steht es im Wohnkonzept der Stadtverwaltung. „Wir werden den sozialen Auftrag wieder stärker betonen“, erklärte Föll bei der Präsentation des Konzepts im Dezember. Doch mit diesem Auftrag tut sich die Gesellschaft anscheinend schwer: „Die SWSG erreicht bei Bauvorhaben nur mühsam die nötige Mindestwirtschaftlichkeit.“ Diese Aussage stammt von Peter Schwab, dem Pressesprecher des Unternehmens. Im Oktober vergangenen Jahres erklärte er gegenüber der Stuttgarter Zeitung, private Investoren müssten sich am geförderten Wohnungsbau beteiligen. „Diese wichtige gesellschaftliche Aufgabe kann in Stuttgart nicht die SWSG alleine bewältigen.“

Der Aufsichtsrat der Wohnungsbaugesellschaft besteht neben Michael Föll und Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) ausschließlich aus Stadträten. Auch hier ist man mit den Verträgen der Geschäftsführung teilweise unzufrieden – auch wenn man diese selbst beschlossen hat. „Ich habe dieses Gehaltsmodell schon öfter kritisiert, da es sich nur nach der wirtschaftlichen Bilanz richtet“, erklärt der Fraktionschef der FDP, Bernd Klingler, und fügt an: „Dieses Gehaltsmodell ist eher schlecht für eine soziale Ausrichtung der SWSG, da soziale Aufgaben erst einmal Geld kosten und sich somit negativ auf die Gehälter der Geschäftsführer auswirken.“ Als Erklärung für seine Zustimmung zu den Verträgen, die er inzwischen kritisiert, sagt Klingler: „Über die Verträge wird immer direkt nach den Kommunalwahlen abgestimmt. Ich war damals neu in dem Gremium und konnte die Tragweite dieser Entscheidung nicht absehen.“

SWSG sieht Verantwortung beim Aufsichtsrat

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Silvia Fischer, entgegnet: „Man kann auch als neu gewählter Stadtrat wissen, was auf einen zukommt. Es gibt Informationsveranstaltungen zum Thema für neue Aufsichtsräte.“ Zur Kritik am Gehaltsmodell der Manager sagt Fischer: „Die Geschäftsführer dürfen nicht weniger verdienen als heute. Wir stehen da in Konkurrenz zu den Unternehmen der freien Wirtschaft.“ Sie verstehe jedoch, wenn die Boni unangenehm auffallen. „Allerdings kann nur eine starke SWSG soziale Aufgaben übernehmen“, erklärt die Grünen-Chefin im Einklang mit Michael Föll. Zudem müsse die SWSG dem Kurs des Aufsichtsrats folgen.

Die Gesellschaft selbst antwortet auf Anfrage nur schriftlich: „Die Bezüge sind in Höhe und Struktur den Aufgaben und der Verantwortung angemessen“, schreibt Peter Schwab. Und: „Die Regelung der Vergütung der Geschäftsführer ist Aufgabe des Aufsichtsrats.“ Nach der Kommunalwahl wird der neu zusammengestellte Aufsichtsrat im Spätsommer über die Verträge der SWSG-Manager entscheiden.