Der Streit um die Gebäude an der Stuttgarter Wagenburgstraße schwelt weiter. Kritik wird auch am Auswahlverfahren für einen potenziellen Käufer laut.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Seit Monaten tobt eine heftige Auseinandersetzung um die Zukunft und architektonische Bedeutung der Gebäude an der Wagenburgstraße 149-153 – nun hat der Bau- und Heimstättenverein, der einen Neubau anstrebte, die Häuser verkauft. Am Montag steht der Notartermin an. Doch Friede kehrt nicht ein.

 

So ärgert man sich beim Bau- und Heimstättenverein über die Haltung der Stadt. Die linke Mehrheit im Gemeinderat habe die 1929 fertiggestellten, aber nicht denkmalgeschützten Häuser des Architekten Karl Beer (1885-1965) unbedingt erhalten wollen – dann hätte die Stadt auch konsequent sein und die städtische Wohnungsbaugesellschaft SWSG zum Kauf ermuntern müssen, so die Argumentation. Die SWSG hat aber kein Angebot abgegeben. Man teile die Einschätzung des Vereins, dass eine Sanierung nicht wirtschaftlich sei, sagte SWSG-Sprecher Peter Schwab: Die vom Verein angegebenen Renovierungskosten erschienen zwar hoch, aber in Verbindung mit dem Kaufpreis sei später keine kostengünstige Miete möglich.

Studentenwerk kritisiert Auswahlverfahren

Umgekehrt gibt es auch Kritik an Auswahlverfahren des Vereins. So war das Studentenwerk Stuttgart unter anderem deswegen nicht zum Zug gekommen, weil es den Mietern keine Garantie gegeben habe, in den Wohnungen bleiben zu können. So sagte es Ulrich Goeser, der geschäftsführende Vereinsvorstand, vor kurzem in der Vertreterversammlung. Aus dem Umfeld des Studentenwerkes, das angeblich 2,4 Millionen Euro geboten hatte, ist aber zu hören, dies sei eine falsche Behauptung. Alle Mieter hätten bleiben können.

Wer nun der Käufer ist, will der Verein erst nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages mitteilen. Martin Körner, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, betonte, dass der Verein nicht nur auf den Preis geachtet habe, sondern auch darauf, dass der Käufer die Häuser im Bestand hält: „Dessen Ziele unterscheiden sich nicht fundamental von jenen unserer Genossenschaft“, so Körner.

Ruf nach SWSG-Engagement wird lauter

Die Stadt Stuttgart besitzt allerdings wohl ein Vorkaufsrecht und könnte innerhalb einer Frist die Gebäude zu dem Preis übernehmen, der mit dem Käufer ausgehandelt worden ist. Die Summe dürfte bei rund drei Millionen Euro liegen. Der SPD-Ortsverein im Osten spricht sich genau dafür aus: Die Stadt soll der SWSG die Gebäude übergeben, die dann zusammen mit dem Studentenwerk Wohnungen für Studierende einrichtet. So könnte günstiger Wohnraum geschaffen werden, sagt Daniel Campolieti, der Vorsitzende der SPD-Ost. Auch die verbliebenen Mieter appellieren an die Stadt, die Gebäude zu kaufen. Ein Studentenwohnheim lehnen sie aber ab.

Andreas Scharf, der Sprecher von OB Fritz Kuhn, konnte gestern zur Haltung der Stadt nichts sagen. Von anderer Seite aber hört man: Die Debatte, ob die Stadt ihr Vorkaufsrecht ziehen soll, wird rege geführt.