Die Comic-Superheldin Wonder Woman wird am 21. Oktober von den Vereinten Nationen offiziell zur Botschafterin für Frauen und Mädchen ernannt. Ihr 75. Geburtstag wird zum „Wonder Woman day“ erklärt. Ein Witz? Ein geschickter politischer PR-Schachzug!

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

New York/Stuttgart - Die Vereinten Nationen stehen mächtig unter Druck. Zu viele Baustellen, zu wenige Erfolge. Russlands Präsident Wladimir Putin führt die „United Nations“ und ihren Generalsekretär Ban Ki Moon im Syrien-Konflikt vor wie Schuljungen. Russland bombt und die Friedenswächter aus New York müssen tatenlos zusehen wie Unschuldige hingemetzelt werden.

 

Comic-Heldin als UN-Botschafterin

Wie gut, dass es Wonder Woman gibt. Die Superheldin wird wie schon Emma Watson (die 27-jährige Schauspielerin, die als Hermine Granger in den „Harry-Potter“-Verfilmungen berühmt wurde) UN-Botschafterin. Am 21. Oktober feiert die älteste Superheldin der Comic-Geschichte und Königin der Pop-Kultur ihren 75. Geburtstag. Im Jahr 1941 hatte William Moulton Marston und seine Ehefrau Elizabeth Holloway Marston ihr erstes Abenteuer gezeichnet.

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Die Amazonen-Prinzessin von der Paradiesinsel „Themyscira“ hatte in „All Star Comics Nr. 8“ des amerikanischen DC-Comic-Verlags ihren ersten Auftritt als Retterin der Welt. Nur wenige Monate später, im Januar 1942, zierte die wilde Schönheit mit den langen schwarzen Haaren und dem sexy Outfit ihr erstes eigenes Cover auf „Sensation Comics Nr. 1“.

Die arg gebeutelte Uno will sich nun die Popularität der virtuellen Superheldin zunutze machen. Anlässlich des Jubiläums wird Ban Ki-moon den 21. Oktober in einer offiziellen Zeremonie zum „Wonder Woman Day“ erklären. Der Termin elektrisiert die angelsächsischen Medien ähnlich wie die Vergabe des diesjährigen Literaturnobelpreises an den Songwriter Bob Dylan. Nicht nur renommierte Tageszeitungen wie die „New York Times“, „Washington Post“ und der britische „The Guardian“ berichten über das bevorstehende Datum. Quer durch alle Online-Kanäle, auf den sozialen Medien, Science-Fiction- und Nerds-Websites läuft die Ehrung der Superfrau hoch und runter.

Geschickter PR-Schachzug der UN

Ein geschickter politischer PR-Schachzug der UN. Eine der wichtigsten Aufgaben der Weltorganisation ist die Verteidigung der Rechte von Frauen. Eine Aufgabe, mit der die UN derzeit genauso überfordert zu sein scheint wie mit anderen Herausforderungen. Da bietet es sich an, eine Comic-Figur als Frauenbotschafterin aufs Schild zu heben. So kommt die UN nicht nur mit einer positiven Nachricht weltweit in die Medien, sondern macht ihre Anliegen auch für solche Bevölkerungsgruppen präsent, die sonst eher wenig mit der Mammutbehörde am New Yorker East River zu tun haben – Jugendliche, Nerds, Femistininnen und Superhelden-Fans.

Ehrengast im UN-Hauptquartier ist Lynda Carter, die ehemalige US-Schönheitskönigin. „Lynda Carter to celebrate Wonder Woman Day with the United Nations“ titelt „Nerdist“ auf seiner Website. Von 1975 bis 1979 schlüpfte sie in das hautenge blau-rote Glitzerkostüm der „Wonder Woman“ in der gleichnamigen TV-Serie. 2017 kommt Wonder Woman auch in die Kinos, ihr zweiter Leinwand-Auftritt nach dem Debüt in „Batman v Superman: Dawn of Justice“.

Fiktion und Wirklichkeit

In ihrem ersten Auftrag kämpfte die Comic-Heldin zusammen mit dem Piloten Steve Trevor gegen Nazis. Als Superheldinnen-Uniform trug sie eine Tiara, an der als Saum ein goldener Adler mit ausgebreiteten Schwingen hing, dazu einen blauen Minirock mit weißen Sternen. Eine Homage an „Stars and Stripes“, das Sternenbanner – die amerikanische Nationalflagge. Im Kinoabenteuer rettet die auf Paradise Island lebende Halbgöttin (Tochter von Zeus und der Amazonen-Königin Hippolyta) unter dem bürgerlicher Pseudonym Diana Price die Welt vor Schurken, Terroristen und Größenwahnsinnigen. Gespielt wird Wonder Woman vom israelischen Modell Gal Gadot.

Trump msollte sich warm anziehen

Jetzt, wo Wonder Woman auch im politischen Olymp angekommen ist, wird sie auf andere Gegner treffen. Sollte Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten gewählt werden, dürfte es zu handfesten Konflikten zwischen dem 70-jährigen „Macho Man“ und der Superfrau kommen.

Donald Trump sollte sich warm anziehen. Anzüglichkeiten kann sich der Milliardär mit der gelb-goldenen Betonfrisur bei Wonder Woman nicht erlauben. Die 74-jährige Jessica Leeds berichtet, dass Trump ihr Anfang der 1980er Jahre in der ersten Klasse eines Linien-Flugzeuges erst an den Busen grabschte und dann versuchte an den Schlüpfer zu gehen. „Er war wie eine Krake. Seine Hände waren überall“, sagte Frau Leeds der „New York Times“.

Sollte sich Mr. President Trump an Bord der „Air Force One“ gegenüber der UN-Botschafterin Wonder ähnliches erlauben, wird er fliegen. Im wahrsten Sinn des Wortes.

Trump? Clinton? Wonder Woman for President

Und noch eins dürfte klar sein: Könnten die Amerikaner am 8. November neben Hillary Clinton (Demokraten) und Donald Trump (Republikaner) auch für Wonder Woman stimmen, dann wäre der 45. Präsident der Vereinigten Staaten eine Frau und Superheldin.