Die 21-jährige Kim ist aus Holland nach Welzheim geradelt, Yuta Nakagawa aus Japan hat lieber das Flugzeug genommen. Sie und weitere zehn junge Leute arbeiten freiwillig für zwei Wochen auf dem Limeshof, einer Einrichtung der Nikolauspflege.

Welzheim - Die 21-jährige Kim aus der niederländischen Stadt Deventer ist mit dem Fahrrad bis nach Welzheim gestrampelt, Yuta Nakagawa aus Japan hat dann doch lieber das Flugzeug und einen Zug genommen. Beide jungen Leute sind am Montag auf dem Limeshof in Welzheim angekommen – mit zehn weiteren freiwilligen Helfern aus Spanien, der Ukraine und Russland. Alle zusammen arbeiten insgesamt zwei Wochen auf dem Gelände der Nikolauspflege, einer Einrichtung für blinde und sehbehinderte Menschen. Das Ziel des vom Verein Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten organisierten Workcamps (siehe „Internationale Begegnungen“) ist es, die in die Jahre gekommene Außenanlage des Limeshofs attraktiver und vor allem barrierefrei zu gestalten.

 

Breitere Wege für die Rollstuhlfahrer

„Wir haben festgestellt, dass wir auf dem Limeshof immer mehr Rollstuhlfahrer haben, welche den ursprünglichen Garten nicht nutzen können, weil die Wege zu schmal sind“, sagt Petra Mack, die den Geschäftsbereich Erwachsene bei der Nikolauspflege Württemberg leitet. Was tun? Per Zufall sei man auf den Verein IBG gestoßen, erzählt Petra Mack, „und wir haben festgestellt, dass solch ein internationales Workcamp genau das ist, was wir wollen.“ Die freiwilligen Helfer verpflegen sich überwiegend selbst, übernachten können sie auf dem Limeshof, der wegen der Urlaubszeit einige Zimmer frei hat. Petra Mack und das Limeshof-Team sorgen außerdem mit einem Freizeitprogramm dafür, dass die Besucher aus aller Welt nicht nur fleißig schuften, sondern auch ein bisschen schauen können, wo sie gelandet sind: Auf dem Programm stehen Ausflüge in den Schwarzwald und einen Biergarten, außerdem ein schwäbischer Abend.

Eine Naschecke und Platz zum Chillen und Grillen

Bereits vor rund zwei Monaten haben die Limeshof-Bewohner ihre Hitliste für den neuen Garten zusammengestellt. Ganz oben standen ein Bereich zum Grillen und Chillen, außerdem eine Naschecke mit Beeren, einem Apfelbaum und Zwetschgen. Doch die Leute vom Limeshof haben nicht nur Wünsche aufgeschrieben, sie packen auch selbst kräftig mit, zum Beispiel beim Anlegen eines „Blue corner“, einer blauen Ecke, in der ausschließlich Blüten in diesem Farbton gepflanzt werden. Neben dem Eingang des Limeshofs stehen schon mehrere blühende Sträucher parat, die in ein Duftrosenbeet gepflanzt werden sollen. „Komplett werden wir wohl nicht fertig, aber einen großen Teil schaffen wir“, sagt der Landschaftsgärtner Tobias Bareiß, der alles im Blick behält und dabei von der Ehrenamtlichen Brigitte Kaai unterstützt wird: „Die Schwierigkeit ist, alle Freiwilligen einzulernen. Aber sie sind sehr aufnahmefähig und wissen sich durchzubeißen.“

Kim aus Holland macht gerade eine kleine Pause in der eigens eingerichteten Strandbar. Sie sitzt im Liegestuhl, die Füße im Sand, einen alkoholfreien Cocktail in der Hand: „Ich habe ein Urlaubsziel gesucht und wollte neue Leute kennenlernen“, sagt die 21-Jährige, die zwar schon durch Deutschland gefahren, aber nie länger geblieben ist. „Es gefällt mir gut“, sagt Kim auf Englisch. „Englisch ist hier die neue Sprache“, erklärt Petra Mack: „Wir sind baff gewesen, wie viele unserer Bewohner Englisch sprechen.“ Brigitte Kaai, die mit zwei Helfern dem Unkraut und den Schnecken im Garten zuleibe rückt, bedauert nur eines: „Ich hätte mein Englisch vorher noch ein wenig aufpolieren sollen.“

Internationale Begegnungen

Workcamp
Die Teilnehmer an einem internationalen Gemeinschaftsdienst arbeiten und leben für zwei bis drei Wochen an einem gemeinnützigen Projekt. Die Kosten für ihre Verpflegung, einen Teil der Freizeitaktivitäten sowie die Versicherung bezahlt der Verein IBG