Wer darf beim Württembergischen Fußball-Verband (WFV) kraft seines Amtes was entscheiden? Ein Verlust von 68 000 Euro bei einem Wertpapiergeschäft löste beim Verband eine Diskussion um neue Kapitalanlagerichtlinien aus. Wolfgang Hachs Sichtweise war nicht mehrheitsfähig – er trat zurück.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Die Pressemitteilung, die der Württembergische Fußball-Verband (WFV) Ende März verschickte, ließ viel Raum für Spekulationen: „Insbesondere die hohen Anforderungen des Ehrenamts in Verbindung mit der starken beruflichen Belastung als Vorstandsmitglied der Sparkasse Ulm haben Wolfgang Hach dazu bewogen, sein Amt mit sofortiger Wirkung zur Verfügung zu stellen“, hieß es in dem Schreiben. Hat der erfahrene Banker nicht schon bei seiner Wahl zum WFV-Schatzmeister im Mai 2015 abschätzen können, was auf ihn zukommt? Zumal er davor auch schon neun Jahre als Kassenprüfer für den Verband tätig war. „Ich hatte einen Einblick in die Verbandsgeschäfte, dennoch habe ich die zeitliche Beanspruchung unterschätzt“, sagt Hach auf Nachfrage unserer Zeitung.

 

Hach: „Das war keine spekulative Anlage mit exotischen Papieren“

Das mag stimmen. Ändert aber nichts daran, dass das Aus von Hach eine pikante Vorgeschichte hat. Beim WFV war im Juni 2015 ein Festgeld in Höhe von 2,5 Millionen Euro frei geworden. Durch das niedrige Zinsniveau entschieden Schatzmeister Hach und das geschäftsführende Präsidiumsmitglied Michael Hurler in Absprache mit Präsident Matthias Schöck, das Geld zwecks Kapitalvermehrung in einem Wertpapierfonds (mit einem maximalen Aktienanteil von 20 Prozent) anzulegen – die Expertise von Finanzexperte Hach spielte dabei eine entscheidende Rolle. „Das war keine spekulative Anlage mit exotischen Papieren“, behauptet Hach. Dennoch rauschte der Wert in den Keller. „Das Ganze ist durch die Diesel-Affäre dumm gelaufen, richtig ärgerlich“, räumt der Bankvorstand ein. Der WFV zog die Reißleine, verkaufte die Papiere im November 2015 und machte einen Verlust von 68 000 Euro.

Präsident Schöck steckte viel Energie in die Modifizierung der Richtlinien

Dies stürzte den Verband zwar nicht in existenzielle Nöte, das Minus beschäftigte von März 2016 an aber die Gremien des WFV und warf die die Frage auf, wie man künftig verantwortungsvoller mit dem Geld seiner 1800 Vereine umgeht. Und das Defizit heizte die Diskussion an, wer was genau entscheiden kann. In zahlreichen Gesprächen ging es um eine Modizifizierung der Kapitalanlagerichtlinien, in die vor allem Präsident Schöck viel Zeit und Energie steckte. Nach zähem Ringen verabschiedete der WFV am 25. März die neue Anlagerichtlinie. So darf zwar auch künftig nicht nur Geld in absolut sichere Anlagen mit null Prozent Zinsen investiert werden, doch die Kompetenzen sind genau geregelt, welche Personen und Gremien bei der jeweiligen Anlageform zu entscheiden haben.

So reicht zum Beispiel bei nicht rein festverzinslichen Papieren von einem mittleren sechsstelligen Euro-Betrag an aufwärts nicht mehr der Segen des Präsidenten, des geschäftsführendes Präsidiumsmitglied und des Schatzmeisters.

Den Aufwand für ein verschärftes Controlling kann und will Hach nicht leisten

Er habe diese Modernisierung der Satzung durch die neuen Kapitalanlagerichtlinien grundsätzlich begrüßt, sagt Hach. „Doch zwei Punkte haben meiner Philosophie nicht entsprochen und zu meiner Entscheidung geführt, zurückzutreten“, erklärt der 54-Jährige. Als Lehre aus dem Verlustgeschäft installierte der WFV in den neuen Richtlinien ein verschärftes Controlling-System und damit höhere Überwachungsstandards. „Diesen Aufwand kann ich im Ehrenamt nicht leisten. Da wäre es sinnvoll, jemand Hauptamtliches einzustellen“, meint Hach. Der zweite Punkt betrifft ebenfalls den zeitlichen Aufwand. Der vielbeschäftigte Banker wollte durchsetzen, dass der Schatzmeister nicht mehr das komplette Vermögen des Verbandes (auch die Immobilien und Beteiligungen) verwalten muss.

Auch bei diesem Aspekt zeichnete sich keine Mehrheit in der Führungsetage ab, weshalb Hach schon vor der Verabschiedung der neuen Richtlinie zurücktrat. „Ein Schatzmeister, der die Änderung nicht überzeugend mitträgt, ergibt keinen Sinn“, erklärte Hach, der Wert darauf legt „nicht im Streit“ gegangen zu sein.

Vorschlag für einen neuen Schatzmeister am 16./17. Juni

Präsident Schöck ist froh, „dass endlich ein Knopf an dem ganzen Thema dran ist“. Die Nachfolge von Hach ist offen. Bei der Sitzung am 16./17. Juni in Wangen im Allgäu soll dem Verbandsvorstand ein Vorschlag unterbreitet werden.