Ein Wunschbaum für anonyme Spenden wird dieser Tage in vielen Kommunen im Kreis aufgestellt.

Die Kommunen im Süden des Landkreises Ludwigsburg zählen zu den wohlhabenden Orten in der Region. Das bedeutet jedoch nicht, dass nicht auch dort Familien in Armut leben und staatliche Unterstützung erhalten. Damit auch die Kinder von Hartz-IV-Empfängern oder etwa Wohngeldbeziehern zu Weihnachten ein Geschenk erhalten können, gibt es vielerorts Wunschbäume.

 

Sie sind mit anonymisierten Wünschen von Kindern bestückt, Bürger erfüllen diese und geben das Päckchen bei der jeweiligen Kommune ab. Die Verwaltung kennt die Daten der Kinder und hat zuvor die Wunschzettel anonymisiert.

In Ditzingen, wo der ehemalige Stadtrat Roland Harsch die Aktion initiierte, steht ebenso zum vierten Mal ein Wunschbaum wie etwa in Remseck oder Korntal-Münchingen. In Remseck verantwortet die Bürgerstiftung das Projekt. Sowohl in Kornwestheim als auch in Ludwigsburg steht zwar kein Baum. In der Kreisstadt gibt es jedoch eine Aktion, die andernorts als „Weihnachten im Schuhkarton“ bekannt ist. Der Verein Aktion Integration verantwortet das Projekt, das Weihnachtsgeschenke für Flüchtlingskinder ermöglicht. Die Päckchen – entsprechend mit Alter und Geschlecht eines bedachten Kindes versehen – können von nächster Woche an unter einen Weihnachtsbaum im Ludwigsburger Rathaus gelegt werden. Sie werden dann von dort weiterverteilt.

So sehr der Wille zur Mitwirkung an der Wunschbaumaktion in der Bevölkerung vorhanden ist, so sehr scheuen sich die Berechtigten, auch daran teilzunehmen. Es müsse „deutlich mehr Berechtigte als Teilnehmende geben“, sagt etwa Roland Harsch für Ditzingen. Dies zu ändern, haben sich er und die Stadt als Organisatoren zur Aufgabe gemacht.

Die Daten der Agentur für Arbeit sprechen eine deutliche Sprache. Ausgewiesen sind zwar nicht die Zahlen der Kinder, aber die Anzahl der sogenannten Bedarfsgemeinschaften, in denen Arbeitssuchende Grundsicherung erhalten. Demnach gab es kreisweit im Juli 2015 9858 Bedarfsgemeinschaften. Im Jahr 2013 waren es 9976 Bedarfsgemeinschaften, davon waren 2207 Alleinerziehende und 1542 Partnerschaften mit Kindern. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften von Alleinerziehenden ist seit 2006 um rund 170 angestiegen.

An die Daten der Teilnahmeberechtigten zu kommen, ist für die Organisatoren nahezu unmöglich. Aus Datenschutzgründen haben Privatpersonen keinen Zugriff darauf, allein die Stadtverwaltung oder aber das Jobcenter verfügen über diese Daten. Doch auch sie werden in der Regel nicht aktiv, sondern machen lediglich zurückhaltend auf die Aktion aufmerksam. Umso wichtiger ist Harsch deshalb die Kooperation etwa mit dem örtlichen Tafelladen. Denn er hat ebenfalls mit einem Teil der potenziellen Teilnehmer Kontakt.

Im Gerlingen wird in diesem Jahr zum ersten Mal ein Wunschbaum stehen. „Wir hatten immer wieder Anfragen von potenziellen Spendern, die Kinder von hilfsbedürftigen Familien unterstützen wollten“, sagt Stefan Fritzsche, der Leiter des Amtes für Jugend, Familie und Senioren. Deshalb habe man sich entschlossen, einen Wunschbaum aufzustellen: vom 30. November an im Rathaus. In Korntal-Münchingen werden gleich zwei Wunschbäume sein. Vom ersten Advent an werden die Bäume in den beiden Rathäusern stehen. Rund 200 Familien wurden in diesem Jahr nach Angaben der Pressesprecherin Jule Fiedler angeschrieben, darunter sind auch Kinder von Flüchtlingsfamilien.

Auch in Hemmingen läuft die Aktion in diesem Jahr wieder, in Kooperation mit der Butterbrotbande. Vom 1. Dezember an hängen Wünsche dann anonym in der Bibliothek, versehen mit Alter und Geschlecht.